Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
dazu berufen fühlt. Er wird sich zu gegebener Zeit melden können.
So wurde entschieden und so wird es geschehen. Mit königlichem Siegel habe ich gesprochen, Geiwan, königlicher Herold.«
Ohne eine Reaktion abzuwarten, nickte er den Soldaten zu. Die Trommler und Fanfarenspieler marschierten unter ihrem eingängigen Takt durch die Gasse davon. Der Herold wendete sein Pferd, ritt ihnen nach und schließlich lösten die restlichen Soldaten die Absperrung auf und folgten in Formation.
Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Menschenmasse auf die geräumte Fläche zurückgeschwappt waren und der Lärm des Platzes seine vorherige Lautstärke wieder erreicht hatte.
»Hoher Herr, ... verzeiht aber wollt Ihr das Schwert nun haben oder nicht?«, der Waffenschmied sah Ankwin freundlich an. Dieser hatte immer noch das metallene Prachtstück in der Hand.
»Oh.«, Ankwin gab das Schwert zurück. »Verzeiht mir guter Mann. Ein schönes Schwert, aber ein ander' Mal vielleicht.«
Dann fiel dem jungen Krieger ein kleiner Dolch auf. Er war schlicht aber ohne Zweifel ein solides Stück Handwerkskunst. In einen dunklen Holzgriff war eine einfach geformte Klinge gebettet, eine passende Scheide aus hellbraunem Leder lag daneben. Darauf war eine Schlange eingeprägt.
Ankwin wandte sich zu neuen Diener. »Villon, ich möchte, dass du jetzt nach Hause gehst. Du wirst Remeli im Stall zur Hand gehen. Weißwind muss sich heute noch bewegen. Sag Remeli, Weißwind ist viele Menschen noch nicht gewöhnt. Er soll aufpassen. Ich weiß, ich kann mich auf dich verlassen. Hast du alles verstanden?«
»Ich ... soll Remeli zur Hand gehen und Weißwind muss noch bewegt werden. Außerdem hat er Angst vor vielen Menschen.«
»Gut. Und jetzt geh.«
Der Junge drehte sich mit ernstem Gesicht um und verschwand schnell in der Menge.
Ankwin drehte sich wieder zu dem Waffenhändler.
»Der Kleine da, was wollte Ihr dafür?«
»Ah, da spricht der Kenner. Er ist unscheinbar, aber durch und durch gut gearbeitet. Er wird Euch gute Dienste leisten. Fünf Silberstücke.«
»Sagen wir zwei, er ist doch noch so klein.«, Ankwin schmunzelte.
»Hoher Herr, wo denkt Ihr hin? Das Material alleine kostete mich schon drei. Vier Silberstücke und drei Kupferstücke.«
»Aber die Lederhülle ist dabei, dann zahl ich ihnen drei Silberstücke und zwei Kupferstücke.«
Nach einem sehr unterhaltsamen Gespräch und der halben Lebensgeschichte des Händlers, die sicher frei erfunden war, wechselte der Dolch den Besitzer. Ankwin hatte drei Silber- und acht Kupferstücke gezahlt.
Nun schlenderte er noch etwas über den Platz. Der junge Mann genoss die Atmosphäre, ja er sog das Leben um sich herum förmlich auf. Ankwin richtete sich auf, seine Lungen füllten sich mit der würzigen Frühlingsluft, die sich mit den unzähligen Düften des Marktes vermengt hatte. Der junge Mann nahm alles zugleich war, ohne verwirrt zu sein. Klar sah er alle Einzelheiten der Menschen um ihn, deutlich konnte er die einzelnen Gerüche zuordnen. Der Krieger lächelte. Ankwin vom Bärenfelsen, Sohn Rhutegarns, begann diese Stadt zu lieben. Auf eine sonderbare untrügliche Weise fühlte er, dass diese Menschen seines Schutzes bedurften, dass hier sein Platz sein würde für eine lange Zeit.
Vielleicht würde er einst auch eines der prächtigen Häuser besitzen, die im Villon gezeigt hatte, wobei es das Haus seines Onkels an nichts mangeln ließ. Er musste plötzlich wieder an den Gerichtsprozess denken. Onkel Bungad würde ihm vorsitzen. Schon als sein Onkel ihm von seinem Amt erzählt hatte, wollte er einmal einem Gerichtsverfahren beiwohnen. Er hatte nicht erwartet, dass das so schnell geschehen würde.
Brinthardt war der Führer der Anklage. Er hatte noch nie von ihm gehört, aber nach allem, was er von Rechtsprechung wusste, war der Redner der Anklage mit Sicherheit ein redegewandter gnadenloser Rechtsgelehrter und ein Verfechter erbarmungsloser Strafen. Das war so üblich, so hatte man ihm zumindest erzählt.
Würde sich wohl jemand finden, den Mann aus Berishad zu verteidigen? Das einzige, was Ankwin von diesem Land zu sagen gewusst hätte, war das dort Wilde lebten, die heimatlos mit ihren Pferden über das Land zogen und bei Wind und Wetter bei den Tieren blieben. Das sprach vielleicht für sie, aber mehr auch nicht.
Erwartungsvoll sah er sich einen Baum aus, der ganz in der Nähe des Richtplatzes stand. Er wollte alles mitbekommen. Einige Knaben hatten sich dort schon
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