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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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niedergelassen und aßen Nüsse. Sie spuckten nach den Leuten unter ihnen und lachten über deren böse Gesichter.
    Ankwin schritt auf den Baum zu, stemmte die Arme in die Seite und besah sich die Knaben eine Weile. Schließlich bemerkten sie seine Anwesenheit. Einer von ihnen wollte gerade eine Nussschale auf ihn spucken, als Ankwin ihm direkt in die Augen sah. Der Junge verschluckte sich beinahe beim Anblick des weißgrauen Augenpaars.
    »Werte Herrn, ist noch Platz bei Euch dort oben?«, Ankwin zeigte ein gewinnendes Lächeln. Verwirrt und etwas unsicher über die ungewohnte Anrede nickten sie schließlich. Ankwin kletterte behände nach oben, als hätte er nie etwas anderes getan.
    Als er wenige Augenblicke später zwischen den Knaben saß, erntete er anerkennende Blicke und ihm wurden sofort ein paar der Schalenfrüchte angeboten.
    Nach einer ganzen Weile und vielen Nüssen später war es endlich soweit. Die Ratswiese war zwar kaum noch bevölkert, aber sie wurde jetzt dennoch von einer noch größeren Anzahl Soldaten in kurzer Zeit geräumt. Gleich darauf sammelte eine ganze Schar von Tagelöhnern den Unrat auf oder fegte ihn zusammen, ein Ochsenkarren fuhr heran und Wasser wurde fässerweise ausgeschüttet, um den Platz zu säubern. Mägde trugen randvolle Körbe mit Blüten und duftenden Kräuterbüscheln heran und streuten sie mit vollen Händen aus. Andere wischten die steinernen Bänke und verteilten prachtvolle Sitzkissen. Livrierte Gerichtsdiener trugen schwere Holztische heran und breiteten große Damastdecken darauf aus. Zimmermänner in ihren schönsten Zunftkleidern errichteten große vorbereitete Baldachine, sodass alle Plätze im Schatten lagen. Gleich darauf kamen Gerichtsdiener und verteilten allerlei Utensilien auf den Tischen, Wasser- und Weinkaraffen, goldene Becher, Tintenfässer, Federkiele, Fässchen mit Löschsand, Siegelwachs und Obstschalen.
    Als Letztes wurde von einem sehr fein gekleideten Beamten in Begleitung zweier Diener feierlich eine große Sanduhr auf einen gedrungenen Tisch in die Mitte der Senke gestellt.
    Als sich auf der Ratswiese die Vorbereitungen dem Ende zuneigten, zeigte sich schließlich ein imposantes Bild.
    Der ganze Platz war von Soldaten abgesperrt, sah aus, wie ein Ratsaal ohne Dach und roch wie eine echte Wiese.
    Links und rechts des Richtertisches standen je drei Wachen mit Fanfaren, die sie in der rechten Hand hielten und auf dem Oberschenkel abstützten.
    Der Platz war nun bis auf die Senke selbst restlos voll mit Menschen, keines der näher gelegenen Fenster war geschlossen oder gar ohne Gesichter, die hinausstarrten. Jeder höhere Punkt der Umgebung war mit Menschen bestückt. Manche hatten sich sogar auf kleinere Vordächer und Dächer niedriger Häuser gewagt.
    Ohne dass irgendjemand ein Zeichen gegeben hätte, kehrte auf dem Platz rund herum eine beinah perfekte Stille ein.

Respekt
    (Wald nahe Brakenburg, 1. Tag)
    Wut war kein guter Ratgeber für einen Assassine. Bermeer wusste das ganz genau und doch hatte er große Schwierigkeiten, seine überschäumenden Gefühle im Zaum zu halten.
    Er würde zuerst die Toten beerdigen. Das wühlte ihn zwar sehr auf, doch gab es ihm auch die Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Wina hatte sich inzwischen beruhigt und kümmerte sich im Wagen um die kleine Sirif.
    Anfangs hatte Bermeer die Soldaten verfolgen wollen, doch war er diesem ersten Impuls nicht gefolgt, schließlich war er in einem Auftrag unterwegs.
    Nach allem, was er beobachtet hatte, wusste der Gaukler, wohin sie wollten und dass sie den Gefangenen dort lebend abliefern würden. Die Anweisungen des Adligen aus der Kutsche waren unmissverständlich und der Namen des Stadtkommandanten war ihm bereits bekannt gewesen.
    Bermeer würde ihm wohl einen Besuch abstatten müssen, wie dem ein oder anderen hohen Beamten der Königsstadt auch.
    Vielleicht würde er auch die Patrouille noch einholen. Es war zwar nicht mehr sehr weit bis Brakenburg, aber die Soldaten hatten auf ihrem Rückweg einige Verletzungen zu ertragen, einige Tote zu transportieren und einen außergewöhnlichen Gefangenen zu bewachen.
    Es dämmerte bereits, als Bermeer das letzte Grab zuschaufelte. Wina war ihm zu Hilfe gekommen, nachdem sie das Mädchen mit einem Kräutertrunk zum Schlafen gebracht hatte. Während der Arbeit hatte sie ihm erzählt, wie es abgelaufen war. Ein wenig überrascht vom tatsächlichen Hergang des Überfalls, dachte er über den fremdländischen Krieger nach. Nicht jeder

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