Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
sammelte sich. Er war gestern in der Königsstadt angekommen und nun lag er in seinem Zimmer im Haus seines Onkels Bungad. Der hatte mit ihm bis tief in die Nacht gespeist und getrunken.
Die Dämmerung wich gerade dem Tage. Ankwin erwachte da immer, denn seine jahrelange Schulung als Krieger hatte täglich um diese Zeit begonnen.
Vorsichtig erhob er sich in Erwartung eines stechenden Schmerzes im Kopf. Der blieb jedoch aus. Einzig und allein seine Zunge schien etwas geschwollen. Der blonde Krieger saß auf der Bettkante und horchte in sich hinein. Kein Hämmern im Kopf, kein flauer Magen, kein Schwindel – nichts. Den letzten Becher Kegulaner hatte er vor verhältnismäßig kurzer Zeit getrunken. Entweder er war noch immer sehr betrunken oder dieser Schnaps war das verträglichste Getränk, von dem er je gekostet hatte. Voller Schwung stand er auf, genehmigte sich einen großen Schluck Wasser aus der Karaffe, warf übermütig eine Weinbeere in die Luft, fing sie geschickt mit dem Mund und begann seinen Oberkörper zu entkleiden.
Nachdem er sich erfrischt hatte, zog er sich ein anderes Hemd an, kontrollierte seinen Waffengurt und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen. Er griff sich noch einen Apfel und steckte ihn sich ins Wams. Als der Bärenfelsener an dem schlafenden Villon vorbeikam, gab er ihm einen leichten Stoß mit dem Fuß.
»Aufwachen, Villon! Der erste Tag unter deinem neuen Herrn fängt an. Auf die Beine!« und schon war es aus dem Zimmer. Bester Laune durchmaß er das Haus mit großen Schritten. Er hatte großen Appetit.
Das Esszimmer war menschenleer. Summend schlenderte Ankwin weiter durch die Tür, aus der gestern immer der Diener gekommen war. Wie er sich richtig erinnerte, befand sich dort die Küche. Eine rundliche Gestalt machte sich gerade an einer großen Kochstelle zu schaffen, um ein Feuer zu entfachen. Als Ankwin den Raum betrat, drehte sie sich um und das gütige Gesicht einer älteren Frau strahlte ihm entgegen.
»Guten Morgen, hoher Herr. Seid Ihr nicht der junge Mann, der immer hier hereinschlich, um von dem eingelegten Obst zu naschen?«
»Seid Ihr nicht die alte Geschichtenerzählerin, die kleinen Dieben immer gedroht hat, dass bei zuviel Dörrobst die Zunge schwarz wird und nach einem Tag heraus fällt? ... Mintane!«, Ankwin breitete die Arme aus und ging auf die Frau zu. »Lass dich drücken!«, übermütig hob er die alte Frau hoch.
»Aber Ankwin, was macht Ihr denn da? Ihr seid doch jetzt erwachsen und ein großer Krieger, wie ich sehe. Es geziemt sich nicht für einen Mann Eures Standes, eine alte Schachtel wie mich durch die Luft zu wedeln. Lasst mich herunter.«
Ankwin drehte sich mit ihr durch die Küche und lachte laut. »Für die beste Köchin von Brakenburg und einer der gütigsten Frauen meiner Kindheit geziemt es sich nicht, durch die Luft zu fliegen, wie ein Vogel.«, wieder lachte er.
Schließlich ließ er sie wieder herunter. Sie richtete ihre Haube.
»Oh, ihr Götter, das Feuer ist wieder aus. Ich muss es wieder entfachen, sonst wird das mit Kuchen für den hohen Herrn nichts mehr. Ach, Ihr Mächte ...«
»Ganz ruhig, Mintane, ich kümmere mich um das Feuer und du um den Teig.«
»Oh, danke, hoher Herr.«
»Mintane! Bitte nenn mich Ankwin so wie damals.«
»Ja, hoher H ... äh Ankwin.«
Geschickt entfachte Ankwin das Feuer im Herd und im Ofen, während die Köchin summend durch die Küche wirbelte und ihre Zutaten aus allen Ecken zusammen suchte.
»Verzeiht, Herr. Ich bin zu spät.« Verschlafen stand Villon in der Tür.
Die Köchin blickte zwischen Ankwin und Villon hin und her. Ein kurzer Moment genügte und sie wusste, dass Ankwin dem Jungen wohl gesonnen war. »Setz dich erst einmal hin, mein Junge, ich mach dir gleich ein paar Eier mit Speck.«
»So?«, Ankwin sah sie mit ernster Miene an, konnte aber nicht lange ernst bleiben.
»Euch natürlich auch, hoher ... Ankwin.« Jetzt erst fielen Mintane die Schrunden im Gesicht des jungen Mannes auf. »Man hat dich ja übel zugerichtet. Remeli hat mir schon davon erzählt.«
»Halb so wild, Mintane.« Ankwin drehte sich zu dem Jungen. »Und du, Schlafmütze, zeigst mir heute die Stadt.«
***
Nach dem Frühstück hatten die beiden nach Weißwind gesehen und waren nun auf der Straße. Villon war inzwischen munter, für Ankwin beinahe zu munter.
»Hier rechts seht Ihr das große Haus des ehrenwerten Pageronn, er ist der Herr der Stadtwache. Manche sagen, er wäre der mächtigste Mann in der
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