Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
befreien. Vorbildliche Lehrmeister und überpünktliche Adepten strebten viel zu früh schon den Hörsälen zu. Wiederum andere Adepten übten sich in der Meditation, um Kraft zu sammeln für hoch komplizierte Beschwörungen und andere körperlich sehr anstrengende Zauberrituale.
Theodus schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Er war schon so viele Jahre im Nebel der Muscheln versunken, dass er schon beinahe vergessen hatte, wie viele Zauber er eigentlich beherrschte.
Er stellte sich in die Mitte des Raumes und versuchte sich dann mit verschränkten Beinen auf den Boden zu setzen. Es blieb bei dem Versuch. Seine Beine weigerten sich schlicht, die von ihnen geforderte Position einzunehmen. Leise stieß Theodus einige Flüche aus, dann streckte er kurzerhand die Beine aus, legte die Hände mit dem Rücken nach unten auf seine Oberschenkel und schloss die Augen.
Tonlos bewegten sich seine Lippen und seine intensive Ausbildung zum Magier machte sich bezahlt, denn er erinnerte sich an jedes der Worte der Formel.
Kaum hatten die ersten Worte seinen Mund verlassen, begann Theodus auch schon die Kraft zu spüren, die durch den Fußboden direkt in seinen Körper zu fließen schien. Müdigkeit, Hunger, Durst, all die Abgeschlagenheit wurde verdrängt durch ein äußerst belebendes Gefühl der bloßen Energie. Es tat gut, wieder in direkter Verbindung mit dem Urquell zu stehen.
Er schlug die Augen auf und sein Blick fiel auf eines der letzten Pergamente des dritten Stapels. Es schien lediglich eine Auflistung über irgendwelche Gegenstände zu sein und doch fühlte sich Theodus unwiderstehlich von ihr angezogen.
Auspacken
(Birgenheim im Winter)
Bermeers Schlag traf sein Ziel und die steinerne Fassung fiel in mehreren Brocken von Garocks Brust. Wortlos hob der Hüne die rechte Hand, die Bermeer augenblicklich fest in die seine nahm.
»Schön, hier zu sein,
du schweigender Stein.
Und auch die Blume der Heiler grüße ich.
Keine Falte ziert dein Gesicht.«
Lavielle stürzte auf den kleinen Mann zu und umarmte ihn überschwänglich.
»Bermeer, du alter Tunichtgut! ...«
***
Garock hatte wie immer nichts gesagt, sondern bei dem Händedruck nur kurz genickt, was bei den Berisi der herzlichen Umarmung eines alten Freundes gleichkam. Nach dieser kurzen und herzlichen Begrüßung gingen die Drei in die Hütte und entzogen sich so der Kälte.
Bermeer begann zu reden, als hätte er Monate lang mit niemandem ein vernünftiges Wort gewechselt, was wohl auch der Wahrheit entsprach. Er redete in einem Fort.
»... und dann war da ein dicker, Fetter.
Nein, er war bestimmt kein Netter,
eher eine Blutpresse, des Volkes Überdruss.
Ich half dem Priester über den Fluss.
Ich spür‘ des Bruders nahes Ende.
Den Schritt nach Westen ich wende,
fünf Tage quer durchs Dickicht,
nun, getrödelt hab‘ ich nicht.«
Lavielle lachte und zeigte dabei ihre herrlichen perlengleichen Zähne. Da saßen sie, drei alte Gefährten, zwischen der Habe ihres verstorbenen Freundes, einer halb ausgepackten Sammlung von Kostbarkeiten und edlen Waffen, die jeden König hätten vor Neid erblassen lassen. Viele Jahre waren ins Land gezogen und sie unterhielten sich als wäre kein Tag vergangen. Und doch war so viel geschehen.
Der bittere Tropfen der Erinnerung, der sich plötzlich in Lavielles gegenwärtige Stimmung mischte, war im Raum zu spüren und Bermeer bemerkte, wie ihr Lachen schwand.
»Ja, alte Freundin, hör du nur auf, zu lachen.
sonst muss die Bude hier noch krachen,
brechen und in Stücke gehen,
hat sie doch noch nie so ein schönes Lachen gesehen.«
Lavielle presste die Lippen zusammen und schien zu schlucken. Ihre Mundwinkel gingen leicht nach unten, was ihre Rührung noch unterstrich. Dankend legte sie ihre Hand auf Bermeers Arm und erhob sich räuspernd. »Dieses ranzige Fett. »Sie betrachtete ihre mit Fett und Dreck verschmierten Hände. »Wir werden ein Bad nehmen müssen.« Sie bemerkte sofort Garocks Blick.
»Oh nein, ich werde bestimmt nicht in diesem eiskalten Bach baden. Ich bin zu alt für Härteproben in freier Natur und das Fett bekommen wir in dem Eiswasser sowieso nicht herunter.«
Garock ergoss sich in einem berisianischen Redeschwall und ließ ein zustimmendes Brummen hören.
»Oh, das wird fein.
Passen wir auch alle in den Zuber rein?«
Für diese Bemerkung schob Lavielle Bermeer die Kappe schmunzelnd von hinten tief ins Gesicht, wurde dann aber gleich wieder ernst.
»Freunde, habt Ihr im Dorf
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