Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
über mit Schmutz besudelt und trotz dieses Umstandes und ihrer ernsten und verschlossenen Miene strahlte sie eine überirdische Schönheit aus.
Rechts der Riese, die Kraft der Erde in Person. In der Mitte und deutlich kleiner, die Heilerin der Urmutter gleich. Links der tödliche Gaukler, messerscharfer Witz. Hinter ihnen die schwarze Rauchsäule der Vergangenheit genährt durch das Feuer der fettigen Lappen, deren einzige Aufgabe es gewesen war, die Vergangenheit zu bewahren und zu verhüllen. Und ein schwarzes Pferd, das bei seinem verstorbenen Herrn wachte.
Sie hatten sich entschlossen, die Truhe vorerst wieder zu bedecken und sich später darum zu kümmern. Hrothekaarr würde seinen Herrn bewachen. Sie konnten also getrost dem Fürsten ihre Aufwartung machen. Der hatte bestimmt auch einige Fragen.
Prozessbeginn
(Brakenburg, 4. Tag)
Durch eine Gasse aus Soldaten kam ein kleiner Tross von Männern näher. Sie kamen direkt vom Gefängnisturm, der gedrungen und breit am östlichen Ende des Platzes stand. Der Tross bestand aus dreizehn Männern. Zwei Soldaten mit langen Stoßspeeren vorne und hinten vier Soldaten mit schweren gespannten Armbrüsten, die sie im Anschlag auf einen Gefangenen hatten, der von vier weiteren Soldaten bewaffnet mit Kurzschwertern an schweren Ketten geführt wurde.
Ankwin sah zwar den Riesen und fand seine umfangreiche und doch sehnige Muskulatur beeindruckend, aber zwölf bewaffnete Soldaten für einen unbewaffneten mit Ketten gefesselten Mann, der dazu noch neben vielen Platzwunden und blauen Flecken ein zu geschwollenes Auge hatte, schien ihm doch etwas übertrieben.
Entweder der Stadtkommandant schätzte den Mann völlig falsch ein, es war ein Trick der Anklage, um den Mann gefährlicher aussehen zu lassen oder der Mann war tatsächlich so gefährlich, wie es den Anschein hatte. Da Ankwin die Qualität der Soldaten zwar nicht kannte, aber es sich hier um die königliche Stadtwache handelte, schloss er Möglichkeit eins aus.
Er hatte auch schon einige Männer erlebt, die es mit einer großen Übermacht aufgenommen hatten, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Anklage ihn gefährlicher aussehen lassen wollte, war doch am größten. Bemerkenswert war allerdings, dass der Riese trotz der zahlreichen Verletzungen, wobei die an Hüfte und Schulter nicht gerade leicht waren, völlig aufrecht ging und keine Anzeichen von Schmerz zeigte. Im Gegenteil schien sein Gesichtsausdruck, sofern die Schrunden und der Schmutz es erkennen ließen, eher gelassen.
Er wurde auf die rechte Seite neben eine der hergerichteten Steinbänke geführt und an einem großen Eisenring im Boden gekettet. Die zwölf Soldaten nahmen hinter ihm Aufstellung, die Schwertträger knieten, dahinter standen die Armbrustschützen und dann kamen die Speerträger, die ihre Speere in den Lücken nach vorne hielten.
Die Fanfaren erklangen und das Tribunal schritt ebenfalls durch die geräumte Gasse. Als die Männer des Gerichts den Platz betraten, schritten sie vor den Tischen entlang in das Rund der Senke. Alle hatten schwarze Roben an. Der Erste musste der Ankläger Brinthardt sein, denn die Stola über seiner Robe war rot. Dann folgte ein Mann, der wohl der Gerichtsschreiber war, seine Stola war hellbraun und mit gekreuzten Federn bestickt. Der Nächste war Onkel Bungad. Der korpulente Mann blieb vor der einzigen Bank ohne Tisch stehen. An dieser Bank war eine rote Samtlehne angebracht. Er hatte ein prachtvolles Bocksfell um die Schultern, trotz der zu erwartenden Hitze, und trug einen langen Hirtenstab.
Dieser schien, als wäre er einem Hirten von der Weide herunter aus den Händen gerissen worden. Allerdings war er aufwendig mit Gold beschlagen. Der Stab selbst war aus einem knochigen Ast gemacht, der abgesehen von dem Gold, so abgegriffen war, das die Lederriemen, die den Griff bildeten genauso glänzten wie das Holz darunter. Unten hatte er eine metallverstärkte Spitze. Am oberen Ende war ein Schafsschädel befestig, der mit allerlei Ornamenten bemalt war.
Ankwin wusste zuerst nichts damit anzufangen, doch dann wurde ihm klar, dass die ersten Ratsversammlungen unter einfachen Schafshirten ausgetragen wurden. Wenn der Richtstab nicht schon damals verwendet wurde, dann war er doch zumindest ein paar Hundert Jahre alt. Onkel Bungad sah man die vergangene Nacht nicht an. Er schien das blühende Leben zu sein.
Ihm folgte ein Mann, der keine Stola trug, wahrscheinlich war er der Gerichtsdiener. Als Letztes betrat der
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