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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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Berisi-Krieger auf und schaute ihm dann direkt in die Augen. Er erwiderte ihren Blick scheinbar ungerührt.
    »Und, verzeiht mir die Vermessenheit, hoher Brinthardt, wie ein wildes Tier sieht er mir nicht aus, eher wie ein äußerst beherrschter, aufrechter Mann, der weit von Zuhause weg ist.«
    In der Menge waren ein paar Lacher zu vernehmen und es entstand eine kleine Unruhe. Lavielle erhob ihre Hand kurz vor dem Richter und die Menge beruhigte sich sofort wieder.
    »Ich kann ohne die Einzelheiten des Vorfalls noch kein minderes Strafmaß oder gar einen Freispruch verlangen, und doch bitte ich, Sprecherin der Verteidigung, das hohe Gericht in seinem weisen Ratschluss, erst jeder Einzelheit dieses Vorfalls Gewicht und jedem Argument Gehör zu schenken, bevor der Henker vielleicht seine Arbeit tun muss. So will es das Gesetz des Königs, so will es das Gesetz dieses Landes, so will es Brakenburg. In tiefer Demut vor König, Stadt und Land, dies ist der Beginn meiner Verteidigung. Mein Name ist Lavielle.« Sie drehte sich zu Bungad und verneigte sich.
    Brinthardts Wangen waren leicht gerötet und die Lippen des Richters waren geschürzt. Wer Brinthardt kannte, wusste, dass er verärgert war, wer den Richter kannte, wusste, dass er große Anstrengungen darauf verwandt, ein Lachen zu unterdrücken. Ankwin grinste breit.
    Bungad erhob sich und stieß mit dem Stock auf den Boden.
    »Auch Ihr habt wohl gesprochen, Lavielle, die noch keine Heilerin ist ... aber alle Anstalten macht, eine gute Verteidigerin zu werden. So sei es.«
    In der Menge waren einige Lacher zu hören. Das Gericht erhob sich und der Gerichtsdiener ging zur Sanduhr. Er drehte sie waagerecht, sodass der Sandfluss unterbrochen wurde. Dann ging er zum Richter und nahm ihm die Augenbinde ab. Leicht blinzelt begann Bungad, erneut zu sprechen.
    »Das Gericht wird morgen um die Mittagszeit wieder zusammen kommen. Der Ankläger wird uns dann darlegen, wie sich alles seiner Meinung nach abgespielt hat. So wurde entschieden und so wird es geschehen. Mit richterlichem Siegel habe ich gesprochen, Bungad, hoher Richter dieser Stadt.«
    Gerade, als die Männer in den Roben sich wieder aufstellen wollten, um die Senke zu verlassen, sackte Brinthardt in sich zusammen. Reflexartig sog Ankwin die Luft tief in seine Lungen. Seine Augen und Nasenflügel weiteten sich, seine Ohren gingen etwas nach hinten.

Unstimmigkeiten
    (Brakenburg im Herbst)
    Frisch gestärkt und hellwach durch den Stärkungszauber war Theodus mit einem Satz auf den Beinen, was er schlagartig wieder bereute, denn das Zauberritual hatte ihn zwar mit Kraft und Erholung versorgt, aber ein Heilzauber war es eben nicht und er hatte es mittlerweile schon ein bisschen mit dem Rücken.
    Nach ein paar Momenten des Schmerzes fasste er sich und bückte sich vorsichtig seitlich nach dem Stapel mit der Liste, die ihm aufgefallen war.
    Wieder an seinem Platz überflog er sie murmelnd. Es handelte sich um eine Aufstellung irgendwelcher Gegenstände. Ihm erschloss sich nur nicht, von wem diese Dinge stammten oder bei welcher Gelegenheit man sie gesichtet hatte. Theodus konnte sich auch nicht erinnern, dass das Gericht überhaupt eine solche Liste benötigt hätte. Vielleicht war etwas sichergestellt worden.
    Das musste passiert sein, als der Prozess schon in den letzten Zügen lag. Zu diesem Zeitpunkt musste er wohl anderweitig gebunden gewesen sein.
    Bei den Gegenständen handelte es sich fast ausnahmslos um sehr wertvolle Dinge wie goldene Kerzenständer, fein geschnitzte Tische, fremdländische Teppiche und dergleichen. Jedes dieser Utensilien hatte entweder einen klangvollen langen Namen oder eine kurze Beschreibung. Allein die handgeschliffenen sigolischen Weingläser waren ein Vermögen wert. Die Liste erstreckte sich über viele Seiten.
    Der alte Magier blätterte noch stichprobenweise in dem Bündel und wollte es gerade weglegen, als ihm auf der letzten Seite etwas auffiel.
    Überall nur lange Namen und Beschreibungen und auf einmal fast ganz unten nur ein Wort. Das hätte Theodus vielleicht gar nicht weiter gestört, aber das Wort war in einer sonderbar gepunkteten Schrift geschrieben. Es handelte sich vermutlich um eine der Alten Sprachen.
    Er hatte die Alten Sprachen einst in seiner Ausbildung studiert. Sie bestanden aus einer Sammlung uralter überlieferter Texte, die in fünf verschiedenen sehr blumenreichen Sprachen abgefasst waren. Das Interessante an den Schriften war nicht einmal ihr Inhalt, es ging

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