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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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um verschiedene alte Prophezeiungen, vielmehr war die Ausdrucksweise und Grammatik der verwendeten Sprachen hochinteressant. Theodus‘ Problem war nur, dass er nach beinahe fünfundvierzig Jahren an dieser Schule, davon ungefähr zwanzig im Nebel der Muscheln, verdammt viele verschiedene Schriftrollen in den verschiedensten Sprachen unter die Augen bekommen hatte und sich nun an nichts mehr erinnerte, was ihm hätte helfen können, dieses Wort zu übersetzen.
    Es war eine reich verzierte Schrift aus Punkten, die eher an ein Muster als an geschriebenes Wort erinnerte. Gut, er könnte einen pfiffigen Adepten darauf ansetzen, aber das konnte dauern, oder er fragte den Hauptbibliothekar, dann wüsste man aber sofort, dass er sich mit dreißig Jahre alten Unterlagen beschäftigte. Das wäre zwar nicht weiter schlimm, aber Theodus hatte das Gefühl, es wäre besser, seine Recherchen vorerst geheim zu halten. Er hätte nicht sagen können, warum, aber es war nicht das erste Mal, dass er diesem Gefühl folgte.
    Der alte Lehrmeister griff sich einen leeren Bogen Pergament und kopierte das Wort. Ungeübt und steif benötigte er noch drei weitere Bögen, bis er schließlich mit seiner Arbeit zufrieden war. Dann machte er sich ein zweites Mal auf den Weg in die Bibliothek.
    Dort angekommen hielt er dem eingeteilten Bibliothekar die Kopie unter die Nase.
    Dieses Mal war es ein äußerst behäbiger und sehr korpulenter Jungmagier, der sich wohl aus Liebe zu den Schriften oder aus Bequemlichkeit, für diese Laufbahn entschieden hatte. Jeder frischgebackene Magier hatte die Wahl, entweder er musste zwei bis vier Jahre in irgendeiner Außenstelle dienen, das taten die meisten, oder er übernahm einen meist nicht ganz ungefährlichen Sonderauftrag der Magiergilde, das hatte Theodus damals getan. Die dritte Möglichkeit bestand darin, einen festen Posten direkt an der Schule zu bekommen, hierbei hatte man allerdings viel weniger Chancen, aufzusteigen.
    Mit etwas zittrigen Händen und schwer durch die Nase atmend nahm der Jungmagier das Blatt entgegen. Nach einer ganzen Weile, in der sich Theodus in Geduld üben durfte, sagte der Dicke dann schließlich ganz langsam und nachdenklich. »So etwas habe ich schon einmal gesehen.«
    Theodus verdrehte die Augen, doch konnte er sich noch zurückhalten, obwohl er auf die Information brannte.
    Der dicke Magier kniff den rechten Mundwinkel zusammen, sodass die Wange noch feister wirkte, und ließ ein geräuschvolles ‚Hm‘ hören, während er auf den Zettel in seiner Hand starrte. Dann atmete er noch einmal laut durch die dicke Nase ein.
    Theodus saß auf Kohlen, doch er wusste genau, dass er sein Gegenüber jetzt nicht unter Druck setzen durfte, sonst bestand die Gefahr, gar nichts zu erfahren. Nach außen hin war er die Ruhe selbst.
    »Lassen sie sich Zeit, ganz ruhig.«
    Ohne sich zu bewegen, drehte der Bibliothekar seine Augen zu Theodus und sagte beinahe patzig. »Ich bin ganz ruhig. Das Problem ist nur, dass es hier wahrscheinlich über fünfhundert verschiedene alte und neue Sprachen und ungefähr fünfzehntausend verschiedene Schriftzeichen gibt.«
    Theodus war nun klar, wenn er etwas erreichen wollte, musste er noch geduldiger und noch höflicher sein. Was die magische Bildung anging, hatte er bestimmt schon mehr vergessen, als sein Gegenüber je gelernt hatte, aber der andere war ebenfalls ein Magier, wenn auch ein junger ohne großen Einfluss, aber ein Magier. Mit ihm konnte er nicht so umspringen, wie mit dem Adepten letzte Nacht.
    Der alte Magier wurde noch eine Spur freundlicher. »Wie ist euer Name, Magier?«
    »Gilby, ... Gilby Tendor.«
    »Nun, ... Gilby, ich bin mir sicher, dass ich dann in Euch genau den Richtigen vor mir habe, um das Problem zu lösen. Mit Eurer reichhaltigen Erfahrung im Umgang mit Texten kommt Ihr bestimmt noch drauf. Eure Arbeit ist sowieso ein viel zu wenig gewürdigtes Feld an dieser Schule.«
    »Na ja ...«, der Dicke lächelte etwas verlegen, »... man tut, was man kann.« Er schüttelte das Blatt in seiner Hand, zog den Unterkiefer nach hinten und ließ seine Zungenspitze auf der Lippe ruhen.
    »Jetzt weiß ich, wo ich das schon mal gesehen habe.«
    Sehnsüchtig schaute Theodus dem Mann auf den Mund, doch der ließ ihn weitere Momente zappeln, bis er schließlich weiter sprach. »Natürlich! Das ist eine der Alten Sprachen. Vielleicht ist es Euch entfallen, werter Kollege, aber wir alle müssen sie in unserer Ausbildung einmal studieren. Einen

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