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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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Moment, ich hole Euch einen der Folianten.«
    Gilby verschwand in Anbetracht seiner Körperfülle erstaunlich schnell zwischen den Regalen der Bibliothek. Theodus hätte vor Ungeduld zwar immer noch die schmuddeligen Wände hochgehen können, war jetzt aber zufrieden, dass sich wenigstens etwas tat. Tonlos pfiff er etwas vor sich hin und ließ seine Blicke wieder durch die Räume wandern. Nach dem er schließlich schon begonnen hatte, mit den Fingern auf der Tischplatte zu tanzen, kam der dicke Mann endlich wieder. Er trug ein großes in Leder gebundenes Buch mit beiden Händen und legte es schnaufend auf den Tisch.
    »Das ist das Verzeichnis, in dem steht, wer die letzte Ausgabe hat, werter Kollege. Hier ist zurzeit keine mehr. Ich bin selbst untröstlich und muss diesen misslichen Umstand alsbald klären.«
    Gemächlich studierte er das Inhaltsverzeichnis der alten Ausgabeliste mit wanderndem Zeigefinger.
    Theodus wollte platzen, doch er konnte sich beherrschen und dankte dem Mann für seine Mühe. Als er durch die Flure ging, grübelte er, wie er aus dieser Sackgasse wieder herauskommen wollte. Der Gedanke, den halben Campus abzulaufen, um irgendwelchen Kollegen für eine Ausgabe der alten Schriften um den Bart gehen zu müssen, war ihm zuwider. Er hätte sich ohrfeigen können, denn er selbst hatte einst alle Standardwerke des Magiestudiums in seiner eigenen, kleinen Bibliothek gehabt. Doch auch sie waren Opfer seiner Sucht geworden und er hatte sie schon vor langer Zeit für einen viel zu schlechten Preis verschleudert.
    Blieben nur noch die Beziehungen, doch der alte Zauberer räumte sich ein, dass er seine sozialen Kontakte in letzter Zeit wohl etwas vernachlässigt hatte. Um ehrlich zu sein, hatte er seit Jahren kein wirklich persönliches Gespräch mit irgendjemandem geführt. Er würde jetzt wohl einen sehr alten Bekannten aufsuchen müssen, um mehr zu erfahren.

Abgekürzt
    (Brakenburg, 4. Tag)
    Um Brinthardt hatten sich neben der Novizin auch schon drei Bedienstete des Gerichts versammelt. Die anderen Beamten waren unsicher stehen geblieben und die Menge schien noch nicht recht begriffen zu haben, was vor sich ging. Die Menschen in den Fenstern und auf den Dächern ringsum blieben unverändert.
    Und doch war da etwas, das Ankwins Aufmerksamkeit auf sich zog. Deutlich nahm er alles um sich herum wahr. Es war eine Bewegung, die ihm ins Auge stach. Direkt, nachdem der Ankläger zusammen gesagt war, hatte jemand etwas wieder nach unten genommen. Unwillkürlich erinnerte es Ankwin an einen Schützen, der eine Waffe absenkte.
    Der junge Krieger folgte seinem Instinkt und schaute auf die Stelle in der Menge, an der er die Bewegung ausgemacht hatte. Ein Mann mit Kapuze hatte aus einer Steingutflasche getrunken und sie gerade wieder abgesetzt. Er wischte sich den Mund ab und grinste. Ankwin suchte die Stelle weiter ab, aber ihm fiel nichts anderes auf. Er blickte wieder zu dem am Boden liegenden Ankläger.
    Die drei Bediensteten knieten hilflos neben der Novizin, die den Richter ansah und mit ernstem Gesicht unmerklich den Kopf schüttelte.
    Ankwin schloss noch einmal die Augen und konzentrierte sich auf das eben Gesehene. Das Bild stieg wieder in ihm auf. Viele Gesichter, alle auf Bungad gerichtet. Ein Mann mit Kapuze hält eine Steingutflasche an den Mund. Alles scheint normal zu sein.
    Doch dann erinnerte sich Ankwin genau. Die Flasche hatte ein Loch im Boden. Es musste eine Waffe gewesen sein. Er riss die Augen sofort wieder auf und versuchte, die Gestalt in der Menge zu erfassen. Er war weg. Nein, ein paar Schritte weiter hinten arbeitete er sich gerade durch die Menschen, weg vom Richtplatz.
    Jeder normale Zuschauer blieb stehen, um zu wissen, was mit dem Ankläger passiert war. Derjenige, der es wusste, konnte getrost den Platz verlassen.
    Wieder stieß der Richter dreimal mit dem Stock auf den Boden.
    »Es möge sofort ein ausgebildeter Heiler vortreten und sich dem hohen Brinthardt annehmen. Um den Prozess zu gewährleisten, wird morgen zuerst die Verteidigung sprechen. So habe ich entschieden.« Wieder stieß er mit dem Stock auf den Boden und wandte sich zum Gehen.
    Zwei Heiler lösten sich fast zeitgleich aus der Menge und liefen zu dem Ankläger.
    Ankwin hatte zwar gehört, was sein Onkel gesprochen hatte, war aber dem vermeintlichen Attentäter mit den Augen gefolgt. Dieser war ungefähr fünfzig Schritt von ihm entfernt. Wenn er ihm direkt folgte, würde er ihn sicher im Gedränge verlieren. Der

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