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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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war uns nicht möglich, ihn aus deiner Faust zu lösen.« Onkel Bungad lachte lauthals.
    Ankwin richtete sich auf. Schlagartig wusste er, dass das keine gute Idee war. Er ließ den Stiefel fallen und fasste sich an den Kopf. Seine Hand schmerzte von der überlangen Anspannung ebenfalls.
    »Diese Schmerzen ...«
    »Ich habe schon nach einem Heiler schicken lassen. Der bringt dich wieder hin.«
    »Habt Ihr denn nichts gehört von einem Kampf?«
    »Nein, mein Junge. Hier hat niemand etwas gehört.« Bungad schaute fröhlich drein und deutete auf den Boden. »Hast den Stiefel wohl beim Spiel gewonnen, was? Ist ein teurer Stiefel, zu Schade, dass es nur einer ist. Muss ja eine wilde Nacht gewesen sein, aber eins muss man dir lassen. Bist verdammt leise nach Hause gekommen.«
    Ankwin war überhaupt nicht in der Stimmung, seinen Onkel von seinem nächtlichen Besucher zu überzeugen.
    »Wie spät ist es?«
    »Zeit fürs Frühstück! Stimmt's, Mintane?« Onkel Bungad setzte sein breitestes Lächeln auf.
    »Aber hoher Herr, Ankwin braucht Ruhe und Betreuung. Er ...«
    »Was dieser junge Krieger braucht, ist ein anständiger Schluck Dünnbier und ein deftiges Stück Braten! ... Und ich könnte auch noch was vertragen.«, Bungad lachte in seiner unnachahmlichen Art aus voller Brust.
    Ankwin machte Anstalten aufzustehen. Noch ehe jemand bei ihm war, um ihn zu stützen, war es ihm gelungen, sich auf die Bettkante zu setzen. Übelkeit stieg in ihm hoch und seine Füße fühlten sich an, als wären sie über Nacht auf die doppelte Größe angeschwollen.
    Als Miron ihm aufhelfen wollte, sagte er abwehrend: »Danke, es geht schon.«
    »Na, das ist mein Neffe.«, der bärtige Hausherr verließ das Zimmer.
    Nach einer kleinen Odyssee des Schwankens, Blinzelns und kurzer Zitterattacken saß Ankwin nun im Speisezimmer am Tisch und starrte in seinen Dünnbierkrug. Er konnte wenigstens wieder einigermaßen klar denken, aber sein Körper fühlte sich an, als wäre er tagelang gewandert und hätte nur Schnaps getrunken. Sein Onkel war bereits intensiv mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt und sah ihn von Zeit zu Zeit über irgendeine Speise in seinen Fingern hinweg an.
    Der leicht säuerliche Geruch des Gebräus in seiner Hand stieg Ankwin in die Nase und er musste einen Würgereiz unterdrücken. Entschlossen packte er den Krug mit beiden Händen und nahm einen beherzten Schluck. Seine Nase war eindeutig gegen diese Maßnahme, aber seine Kehle begrüßte das würzige Nass, und als das Bier seinen Magen erreicht hatte, kehrten ein paar Lebensgeister zurück. Angestrengt setzte er ab und griff trotzig nach einem Stück Brot. Das schien ihm in diesem Augenblick genau das Richtige. Während er kaute und das Brot in seinem Mund langsam süß zu schmecken begann, ordnete er seine Gedanken.
    Seine Falle war zu geschnappt. Der Attentäter hatte seinen Namen in der dunklen Gasse tatsächlich gehört und war darauf angesprungen, weil er annehmen musste, dass Ankwin etwas wusste oder ihn erkannt hatte. Er war sich also der Spurlosigkeit seiner Tat doch nicht so sicher, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte. Was verriet Ankwin der Vorfall noch? Der Mann hatte keine Mühe gehabt, Ankwins Haus und Zimmer zu finden, also kannte er sich entweder gut in der Stadt aus oder er war ihm gefolgt. Soweit, so gut. Was war gestern Abend passiert? Er hatte Villon vor das Zimmer gelegt, um ihn nicht unnötig zu gefährden, dann hatte er sein Bett aufgebauscht, um den Anschein zu erwecken, darin zu liegen. Schließlich hatte er sich darunter gelegt und gewartet.
    Der Attentäter war durch das Fenster eingedrungen und hatte sich auf das Bett zu bewegt. Der Niesreiz hatte Ankwin dazu gezwungen, zu handeln und er hatte versucht, den Eindringling zu Fall zu bringen. Dann war da nur noch Schwärze bis zu dem alptraumartigen Erwachen. Nein, da war noch etwas. Ankwin versuchte, sich noch einmal auf den Moment kurz vor der Schwärze zu konzentrieren.
    »He, du isst ja gar nichts.« Onkel Bungad lächelte ihn mit fettglänzenden Wangen an.
    Ankwin wollte ‚Ja’ sagen, brummte aber nur irgendetwas Unverständliches. Sein Körper hatte sich mittlerweile an das Sitzen gewöhnt. Er zwang sich noch einmal, an den Vorabend zu denken, doch es gelang ihm nicht, der Dunkelheit noch weitere Einzelheiten zu entreißen. Er leerte seinen Krug mit einem Zug und machte sich über den Braten her. Regorie hatte ihn gelehrt, dass Wille allein kein guter Berater war. Manchmal musste man den

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