Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
alte Uharan wohl um diese Zeit noch von Euch will. Nun, ich will Euch nicht länger auf die Folter spannen. Ich habe beschlossen, Euch vorübergehend eine neue Aufgabe zugeben.« Wieder schwieg der Alte eine längere Zeit, als ob er Kräfte sammeln musste, wobei Plikon sich sicher war, dass ihn sein Gegenüber jederzeit zu Asche verwandeln hätte könne.
Er wartete geduldig, Geduld war eine seiner Stärken, die sich allerdings immer wieder mit seinem ebenso großen Ehrgeiz auseinandersetzen musste.
»Ihr habt sicher von dem großen Prozess gehört, der zurzeit stattfindet. Der ehrenwerte Bungad sitzt ihm vor. Ein Berisi-Krieger steht unter dem Verdacht, einige Soldaten und fünf Schausteller umgebracht zu haben. Sonderbarerweise hat sich der Ankläger, der Herr Brinthardt, ein sehr fähiger Mann, entschieden, noch vor seiner eigentlichen Anklage von uns zugehen. Ein Herzschlag, wie die Heiler wohl meinen.« Ein dünner, langer Finger schob sich aus der Decke und wies zum Tisch.
»Auf dem Tisch liegen die nötigen Unterlagen und Mitschriften des Prozesses. Wir sind dieses Mal an der Reihe, den Ankläger zu stellen. Ihr werdet die Anklage übernehmen.«
Plikon war nicht direkt überrascht, aber unerwartet war es doch. Er hatte irgendwann einmal gehört, dass sich auch die Magier an den Prozessen beteiligten, aber es war ihm nie wichtig gewesen.
»Hoher Uharan, Ihr wählt Eure Worte wie immer mit Bedacht, warum also ist es sonderbar, wenn der Ankläger stirbt und warum seid Ihr vom Urteil der Heiler nicht überzeugt?«
»Nun, Plikon, das Myriton stellt uns immer wieder große Aufgaben, deren Lösung wir manchmal nur allein finden können. Ihr steht am Anfang einer langen Reise, soviel ist sicher, doch der Zeitpunkt und die Art und Weise, wie Ihr reist, liegt ganz bei Euch.« Der Alte blickte etwas verklärt an Plikon vorbei.
Von einem Moment auf den anderen schärfte sich sein Blick wieder und er sprach weiter. »Richter Bungad ließ jedenfalls keine Zweifel daran, dass er den Berisi für schuldig hält und dass er es sehr begrüßen würde, wenn der Prozess im Zuge der Vorbereitungen auf Kostans Bestattungsfeierlichkeiten recht zügig zu einem Ende kommen würde.«
Kopfschmerzen
(Brakenburg, 5. Tag)
Ein Paukenschlag. Schmerz. Ein Paukenschlag. Wieder Schmerz, sehr dumpf und doch stechend.
Verschwommene Schemen flimmerten vor ihm, wie vier bleiche Flecken schwebten sie in der Luft. Wieder ein Schlag, diesmal mit einem hohen Unterton. Es klang nun mehr wie ein metallisches Hämmern.
Der Schmerz veränderte sich auch. Er war jetzt noch bohrender. Zu den Flecken gesellten sich jetzt weitere, sie waren dunkler. Hämmern. Schmerz. Hämmern und wieder Schmerz.
Jetzt war da ein Brummen. Es wurde zu einer tiefen Stimme. Sie klang, als würde ein Dämon mit einem Kehlkopf so groß wie ein Kürbis durch eine dicke Wolldecke sprechen. Wieder Hämmern.
»Ahhhwuiii!«
Die Flecken verdichteten sich zu Gesichtern, weiße Gesichter, die nur schwarzen Augenhöhlen und dunkle Münder hatten. Eines riss seinen Mund auf, groß, tief und schwarz.
»Aaanguwiiiihh!« Die Stimme hallte nach und verursachte ihm ebenfalls Schmerzen.
»Aangwiiihhhn!« Hall, Hämmern, Schmerz. Jetzt hatten die Gesichter auch Nasen und Augenbrauen. Eines hatte schwarze Würmer am Kinn. Es kam näher. Zu dem Gesicht gehörte eine Pranke, die auf ihn zu schnellte. Schmerz.
»Ankwin! Wach auf! Komm zu dir!«
Ankwin stöhnte auf. Seine linke Wange glühte. Er presste die Augen zusammen und öffnete sie dann. Die Helligkeit ließ ihn sie gleich wieder zusammen kneifen. Pfeifend atmete er tief ein. Er erkannte die Gesichter.
Der riesige Kopf seines Onkels war direkt vor ihm. Im Hintergrund standen Mintane, Villon und Miron. Miron trat heran und half seinem Onkel ihn aufzurichten.
»Ankwin, ich bin es, Onkel Bungad. Erkennst du uns?«
Ankwin wollte antworten, doch seine Kehle war staubtrocken. Er schluckte und musste husten. Miron hob ihm einen Becher mit Wasser an den Mund. Hastig trank er das kühle Nass. Es war wohl das beste Wasser seines bisherigen Lebens. Er räusperte sich. »Was ist geschehen? Was ist mit mir?«
»Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, lieber Neffe. Villon hat dich unter deinem Bett gefunden. Du warst bewusstlos.«
»Da war ein Mann, er ist hier eingedrungen.«
»Das will ich dir glauben, denn einen Stiefel von dieser Machart und Größe würdest du nie tragen. Übrigens hast du ihn immer noch in der Hand. Es
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