Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
gefährliche Unternehmung schicken.
Seinen Gedanken hatten ihn so vereinnahmt, dass er den Weg völlig unbewusst gegangen war. Nun stand er wieder einmal vor dieser braunen Doppeltür mit den schweren Messingbeschlägen.
Sonderbarerweise kam ihm plötzlich der Gedanken, dass vielleicht einer der Weisen zu sterben gedachte und dass sie ihn möglicherweise aufnehmen wollten. Schließlich war er schon einmal kurz davor gewesen. Er hob die Hand zu der großen Schutzrune, um zu klopfen und verwarf den Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Theodus wusste, was ihn erwartete.
Seine Fingerspitze hatte den mächtigen Messingring noch nicht berührt, da schwangen die beiden Türflügel lautlos nach innen.
Trotz des zu erwartenden Gespräches musste Theodus lächeln. Mit diesen Spielereien konnte man ihn schon früher zu den Zeiten, als noch Uharan der oberste Magier gewesen war, nicht beeindrucken. In gewisser Weise lebten die drei Weisen in einer anderen Welt. Zumindest wollten sie diesen Schein erwecken. Sie pflegte das Bild von irdischen Belangen scheinbar losgelöster Wesen.
Er trat in den Raum und ihm bot sich ein gänzlich anderes Bild, als das letzte Mal. Der Raum schien viel größer. Die Fenster zur Linken ließen viel Licht herein und es standen verhältnismäßig wenige Möbel herum. Zur Rechten und hinter ihm waren Bücherregale, die bis an die Decke reichten. Diese war gut und gerne zwanzig Ellen hoch. Vor ihm war ein imposanter Kamin und an der Wand um den Kamin löste ein seltsames Artefakt das andere ab. Vor dem Kamin standen drei große Sessel um eine große Kristallkugel herum. Die drei Gestalten, die in den Sesseln saßen, schienen mitten in einer intensiven Diskussion über Paralleldimensionen zu stecken. Theodus musste eine Weile warten.
Auch dieses Warten und das Ignorieren seiner Person war lediglich Theater. Es sollte ihn nur an seine Stellung erinnern, die er in dem Gespräch einnehmen sollte. Eigentlich hätte ihn das auch getroffen, doch sonderbarerweise brach in Theodus der Trotz und der Stolz hervor. Er war schon anderen mächtigen Gegnern gegenübergestanden und hatte sie durch Ausdauer, Herz und Verstand bezwungen.
Sonderbar, dass er die Weisen Drei jetzt als Gegner betrachtete, aber letztlich waren sie nichts anderes. Sie standen zwischen ihm und dem letzten Wunsch eines Freundes. Ankwin hatte in seinem kurzen Leben wahrscheinlich mehr für die Magiergilde getan als je ein Magier und sie hatten ihn nie richtig ernst genommen. Nein, diese Drei waren lediglich eine Prüfung, die es zu bestehen galt. Er entschloss, sich die Wand genauer zu betrachten, das brachte ihm mit Sicherheit mehr, als der Diskussion zu folgen oder gar in Demut zu zerfließen.
An der Wand waren Dinge aufgehängt, von denen die Adepten in den Hörsälen nur leise sprachen. Zauberschilde, Schutzamulette, die Urschriften der magischen Lehre, der Stab des Zorns, der Stab des Waldes, einige dieser magischen Artefakte hatte er schon in der Hand gehabt oder sogar selbst hier hergebracht. Sein Blick wanderte weiter. Die Ringe des Valderon, den Keilerkelch und sogar Gavim, den Spiegel, konnte er entdecken, bis sein Blick plötzlich an etwas hängen blieb.
Es war ein großer Jagddolch, der in einer Scheide aufbewahrt wurde. Er hatte noch nie von so einem Artefakt gehört. Das Leder sah beinah aus wie Schlangenhaut und auf der Scheide war ein Ornament zu erkennen, das er kannte. Seine Augen weiteten sich und ihm stockte der Atem. Sofort prüfte er, ob einer Drei etwas bemerkt hatte, doch in ihrer Selbstgefälligkeit waren sie tatsächlich in ihr Gespräch vertieft.
Theodus schaute wieder zu dem Dolch. Nein, er irrte sich nicht. Es war ganz sicher dasselbe Ornament, dieselbe Schrift.
Das Gespräch verebbte langsam und Theodus spürte, wie die drei Weisen ihn ansahen. Er war sich sicher, dass es ihnen nicht gefiel, dass er immer noch aufrecht da stand und die Artefakte studierte.
Er reagierte sogar solange nicht, bis sich einer von ihnen räusperte.
»Oh, verzeiht, Ihr hohen Herrn, das Wissen an diesen Wänden raubt mir die Sinne.« Er verneigte sich. »Theodus, zu euren Diensten.«
»Nun, Theodus, das Wissen hier ist nicht das Einzige, das Euch die Sinne raubt. Ihr wisst, warum Ihr hier seid?«, der Weise zu seiner Linken, ein Greis mit einer großen braunen Warze auf der Augenbraue, hatte gesprochen.
»Nun, Herr, meinen Eid hab ich vor langer Zeit schon abgelegt, auf eine Mission werdet Ihr mich wohl nicht mehr
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