Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
überhaupt nur ein Mitglied der Brakenburger Diebesgilde und wollte Euch um Eure wertvollen Waffen erleichtern. Und den Pfeil, der nötig gewesen wäre, hätte man mit Sicherheit gefunden. Der wäre aufgefallen.«
»Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Der Mörder hat versucht, mich mit einem Pulver zu betäuben oder gar zu vergiften. Wäre es nicht möglich, dass er das Gleiche mit dem guten Brinthardt gemacht hat?«
Lavielle machte ein nachdenkliches Gesicht. Migakan kam ihr wieder in den Sinn. Es war zwar schwer gewesen, zu ihm durchzukommen und ihr Anliegen vorzubringen, da er ausschließlich seine Kräuter im Kopf hatte, aber als er das weiße Pulver gesehen hatte, sprachen sie die gleiche Sprache. Der alte Kräutermeister hatte ihr versprochen, dass er heute Abend mehr sagen könne. So schwer es ihr fiel, aber die Geschichte des stattlichen Kriegers hatte etwas für sich.
Sie wandte sich ihm wieder zu. »Wenn wir davon ausgehen, dass Ihr Recht habt und Brinthardt ermordet wurde, so wie Ihr es vermutet, dann muss es einen Pfeil oder etwas Ähnliches geben, aber der müsste so klein und unscheinbar aussehen, dass er von zwei erfahrenen Heilern übersehen wird.«
»Langsam beginnen wir, in die gleiche Richtung zu denken.« Ankwin zeigte sein schönstes Grinsen, wurde aber gleich wieder Ernst, als er fragte, »Was passiert mit dem Leichnam des Verteidigers? Wann wird er bestattet?«
»Normalerweise wird der Leichnam des Toten gewaschen, dann wird ihm seine Lebensgeschichte auf die Haut gezeichnet und er wird neu eingekleidet. Am nächsten Feiertag bestattet man ihn dann, so ist es bei uns Sitte. Bis das geschieht, wird so ein hoher Herr normalerweise in seinem Haus aufgebart und von den engsten Verwandten betrauert. Wenn da etwas war, wurde es bestimmt entfernt.«
»Dann muss es also etwas sein, das scheinbar zufällig da hingeraten sein kann.« Ankwin sah sich um.
Lavielle griff seinen Gedanken auf. »Ja, so etwas wie Staub, Holzsplitter oder ...«
Ankwin ergriff ein paar stacheligen Samen eines Baumes, an dem er vorüberritt, »... oder Pflanzenteile.«
Lavielles Gesicht erhellte sich. »Es gibt eine Pflanze, die ganz kleine sehr dornige Flugsamen hat. Sie sind bekannt dafür, sehr weit und sehr gerade zu fliegen. Der Name war ...«
Die Weisen Drei
(Brakenburg im Herbst)
Theodus war verwirrt. Was wollten die Weisen Drei von ihm? Es bereitete ihm größte Mühe, seine Gedanken von den Akten zu lösen. Die Weisen Drei – der alte Mann kratzte alles zusammen, was er darüber wusste.
Diese drei sehr alten und sehr ehrwürdigen Magier bildeten den Kopf der Universität und gleichzeitig waren sie das oberste Entscheidungsorgan der Magierschaft des ganzen Landes. Dieses Triumvirat war damals als Folge des Gildenkrieges eingesetzt worden und genau genommen unantastbar.
Die Krönung des Königs wurde von diesen drei Männern genehmigt. Durchgeführt wurde sie zwar von der obersten Heilerin, aber ohne die Weise Drei konnte niemand König werden. Das Einzige, auf was der König Einfluss nehmen konnte, war die Absetzung eines der drei Mitglieder, aber auch nur dann, wenn er alle Erzherzöge und die Heiler hinter sich hatte. Eine weitere Möglichkeit der Auflösung des Triumvirats bestand darin, dass sich dessen Mitglieder so uneinig waren, dass einer von ihnen öffentlich die Auflösung und Neuwahlen verlangte. Wählen konnten nur ausgebildete Magier, die sich drei Monate nach der Ausrufung der Neuwahlen in Barkenburg aufhielten.
Von diesen Weisen sah und hörte man normalerweise nicht viel. Sie waren bei der jährlichen Weihung der jungen Magier zugegen und hielten Gericht über Magier, die Verfehlungen begangen hatten. Das war notwendig, denn die Zauberkunst der Magier unterlag einem strengen Kodex.
‚ Knie nieder, höre und gehorche, Adept! Dein Streben gilt dem Wohl der Menschen, dein Verstand dient der Mehrung des Wissens, dein Wirken gilt dem Kampf gegen das Bösen. Ausdauer ermöglicht dein Streben, Enthaltsamkeit schärft deinen Verstand und ein starkes Herz ermöglicht dein Wirken. So schwöre, Adept, und erhebe dich als Magier'.
»Ich schwöre.« Theodus hatte die letzten Worte halblaut gesagt. Jetzt wurde ihm auch klar, warum ihn die Weisen sehen wollten. Er war einmal zu oft schwach gewesen, hatte einmal zu oft seiner Sucht gefrönt. Sie wollten ihn entlassen oder im besten Falle verwarnen. Etwas anderes konnte es schwerlich sein. Sie würden ihn wohl kaum wieder auf eine
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