Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
schicken, da es mit meiner Gesundheit, wir Ihr ohne Zweifel wisst, nicht zum Besten steht und da Ihr hohen Herren alle anscheinend bei bester Gesundheit seid, bin ich wohl nicht hier, um in Eure Mitte berufen zu werden. Also verzeiht, wenn ich davon ausgehe, dass der Anlass meines Hierseins kein angenehmer ist.«
»Scharfsinnig wie eh und je.«, der Weise rechts, ein recht dicker Mann mit wenig Haaren, dem sein Alter nur schwer anzusehen war, hatte gesprochen. Theodus erinnerte sich an seinen Namen. Er hieß Bravion.
Der Linke hieß Galbar und der greise Magier in der Mitte hieß Magonn, von ihm hatte er das Meiste während seiner Ausbildung gelernt.
Theodus hielt es für das Beste, in dieser Situation keinen Wert auf ein Wortgefecht zu legen, wobei ihn interessiert hätte, wer als Sieger hervor gegangen wäre. Er schwieg.
Magonn, der die ganze Zeit gelangweilt irgendwo an die Decke geblickt hatte, senkte seinen Blick kurz auf seine aneinandergelegten Fingerspitzen, dann blickte er Theodus in die Augen. Theodus hatte schon so manchem Menschen in die Augen geschaut, doch bei Magonn war es ihm noch nie gelungen, allzu lange standzuhalten. Er versuchte es wenigstens, bis der Weise zu reden begann.
»Theodus, Mitglied der Gilde, Lehrmeister an der königlichen Universität, Ankläger des hohen Gerichts, Träger der goldenen Rune, Bringer unzähliger Artefakte, Hexenjäger, ... Magier. Ihr habt Euer Gelübde gebrochen. Ihr habt Euch über Jahre hinweg körperlichen Lastern hingegeben und Euren Verstand umnebelt. Ihr gefährdet den Ruf und die Sicherheit der Gilde und der Stadt. Ihr seid ein Schatten Eurer selbst.«
Magonn hatte die Worte langsam und deutlich ausgesprochen. Es lag kein Ton des Vorwurfs in ihnen und doch waren sie eine eindeutige Anklage.
Wie die drei Weisen dahinter gekommen waren, war letztendlich gleichgültig. Anfangs hatte Theodus noch sehr viel Vorsicht walten lassen, aber in den letzten Monaten war er nachlässig geworden. Irgendwie war ihm auch immer klar gewesen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis seine Sucht ans Tageslicht kam.
Selbst, wenn er gewollt hätte, wäre ihm jetzt nichts allzu Sinnvolles eingefallen. Er dachte an seinen Freund Garock, die unbändige Kraft und das Schweigen selbst, straffte seinen Rücken und schwieg.
»In Anbetracht Eurer hohen Verdienste, die Euch einst sogar beinahe auf einen dieser Sessel gebracht hätten, haben wir uns entschieden, Euch die Wahl zu überlassen.«
Theodus wusste nicht recht, wie er reagieren sollte oder was das genau zu bedeuten hatte. Er schwieg also weiter.
»Entweder wird Euch bei Verlust sämtlicher Vergütungen und Vergünstigungen ein striktes Zauberverbot auferlegt, Ihr gebt alle im Dienste der Magier angehäuften Zauberartefakte und Zauberzutaten ab und Ihr setzt Euch freiwillig zu Ruhe oder Ihr werdet öffentlich aus der Gilde ausgeschlossen. Ihr habt zwei Tage Zeit, wir erwarten Eure Entscheidung pünktlich.«
In Theodus zerbrach etwas, dessen Ausmaß er erst später begreifen sollte. Äußerlich war ihm das nicht anzusehen. Gefühle der Erleichterung, der Scham und der Wut wälzten sich in einem wilden Kampf durch sein Bewusstsein. Die drei Weisen stellten ihn vor die Wahl, entweder in falschen Ehren oder entehrt zu verhungern. Seine Ersparnisse hatte er samt und sonders für seine Sucht verwendet. Mit etwas Glück konnte er sich vielleicht noch mit dem Handel von Zauberzutaten über Wasser halten, aber kein Magier, der etwas auf sich hielt, würde bei ihm einkaufen. Als Geschichtenerzähler oder Schreiberling hätte er vielleicht auch noch Chancen, wenn sein lädiertes Gedächtnis oder seine zittrigen Hände das noch mitmachten.
Er presste kurz seine Kiefer aufeinander und sagte dann: »So sei es. Wenn die hohen Herren am Ende sind, würde ich mich gerne empfehlen.«
Ein kaum merkliches Nicken Bravions bestätigte, dass alles gesprochen war. Ohne sich zu verbeugen, drehte sich Theodus um - eine bewusste Entscheidung, die ihm einen Augenblick später fast schon leidtat. Schließlich konnten diese Männer nichts für seine Sucht. Borniert waren sie trotzdem.
Als die Türflügel hinter ihm wieder lautlos ins Schloss fielen, verschwamm sein Blick und eine Träne rann über seine rechte Wange. Trotzig trocknete er sie nicht, der einzige Tribut, den er seiner verblassenden Magierschaft, seinem Lebenszweck, den er so nachlässig behandelt hatte, noch zollen konnte.
Während er so durch die Flure seiner zweiten Heimstätte
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