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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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das Haus des Richters angetrunken verlassen hatte.
    Prüfend sah Bermeer sich um. Es würde schwierig werden, einen Platz zu finden, von dem aus er Lippenlesen, unentdeckt bleiben und zügig fliehen konnte.
    Er gähnte. Der Tag war recht hart gewesen und, wenn die beiden bei Sonnenaufgang aufbrechen würden, blieb ihm trotzdem noch mindestens der halbe Vormittag, um sich vorzubereiten. Er versorgte sein Pferd und schlüpfte unter seine Decke. Da er auf Feuer verzichtete, kaute er nur etwas von dem Dörrfleisch, das er mitgenommen hatte, und zum Nachtisch ein paar Teeblätter.
    Noch einen Blick in die sternenklare Nacht, dann verstaute er seinen Dolch unter seinem Körper. Er schloss die Augen und sofort kam ihm Fered wieder in den Sinn.
    Gute Nacht, du Spaßartist,
    nicht umsonst gegangen bist.
    Bilder schossen an die Oberfläche seines Bewusstseins - glückliche Momente, kleine Gesten, lachende Gesichter. Auch wenn er die Akrobatik perfekt beherrschte, so hatte diese Familie ihm doch noch Vieles mitgegeben, was seine Einstellung zum Schaustellergewerbe sehr verändert hatte.
    Etwas, das wohl ein kurzes Lächeln hätte werden sollen, flackerte über das Gesicht des Assassinen. Dann verfiel er in einen leichten Schlaf.

Dämmerung
    (Brakenburg, 6. Tag)
    Die Nacht hatte noch nicht einmal angefangen, der Dämmerung den Weg zum Tag zu bereiten, als Ankwin bereits in der Küche saß und ein karges Mal aus verdünntem Wein, Suppe und etwas Hirsebrei zu sich nahm.
    Das ganze Haus war ruhig, selbst Mintane schlief noch. Der Bärenfelsener war voller Vorfreude auf den kommenden Tag. So aufregend und interessant er diese Stadt auch fand, so sehr hatte Ankwin nach dem dritten Tag doch schon das Bedürfnis, wieder mehr als fünf Bäume gleichzeitig zu sehen. Er würde endlich wieder mit Weißwind reiten. Er würde den ganzen Tag in Gesellschaft der wunderschönen Lavielle sein, und vielleicht könnte er sogar den Prozess in irgendeiner Form günstig beeinflussen.
    Frisch gestärkt stand der Bärenfelsener auf, klemmte sich seine Stiefel und seinen Mantel unter den Arm und schlich in den Stall. Weißwind schnaubte leise und tänzelte auf der Stelle. Auch er schien zu spüren, dass es heute etwas für ihn zu tun gab.
    Ankwin ließ den Schimmel gemächlich durch die Gassen der schlafenden Stadt traben. Weithin hallten die Hufe Weißwinds auf dem Pflaster, als der Krieger ihn in Richtung Tor lenkte. Nur wenige waren schon auf den Beinen. Der Nachtwächter drehte seine letzte Runde, in den Backstuben brannte schon Licht und vereinzelt strebten Händler und Bauern mit Karren oder Kraxen dem Markt zu.
    Schließlich gelangte er an das noch verschlossene Osttor. Gerade als die ersten Sonnenstrahlen den Spitzen der beiden Türme einen goldenen Glanz verliehen, hörte er Stiefel im Gleichschritt herannahen.
    Einen Augenblick später bog schon ein Trupp von sieben Stadtwachen um die Ecke und kam vor dem Tor zum Stehen. Jetzt rührte sich auch etwas im Turm. Man konnte den Riegel hören und dann kam übernächtigt aber diszipliniert die alte Wache heraus. Sie trat vor dem Gebäude an. Ankwin sah interessiert zu. Unter wenigen lauten Kommandos wechselten die Mannschaften die Plätze, die alte marschierte davon und fünf Männer der Ablösung verschwanden im Turm.
    Die zwei Übrigen hoben den schweren Torbalken heraus, öffneten das Tor und stellten sich links und rechts an den Rand des Tores. Vor dem Tor hatten schon einige Leute gewartet. Allerlei Händler, Bauern und Tagelöhner drängten nun unter den wachsamen Augen der beiden Soldaten in die Stadt.
    Ankwin sah sich um, die Gassen waren noch fast leer, doch nirgends war Lavielle zu sehen.
    Als er sich wieder zum Tor drehte, war der Blick auf die Vorstadt frei. Die Sonne hievte sich gerade über den Horizont und verwandelte die Straße in einen bronzefarbenen Fluss. Ankwin war etwas geblendet und von den Gestalten, die sich auf ihr befanden, sah man nur dunkle Umrisse. Die Größte im Vordergrund war ein Reiter mit Pferd.
    Plötzlich begann dieser zu winken. Ankwin sah sich um, ob er gemeint war, dann wurde ihm klar, wer die Gestalt sein musste. Mit einem leichten Schenkeldruck setzte er Weißwind in Bewegung. Wie hatte Lavielle es geschafft, vor Öffnung der Tore außerhalb der Stadt zu sein?
    Vom Schritt ließ er den Schimmel in den Trab verfallen und sprach halblaut vor sich hin. »Weißwind, mein Freund, diese Frau ist wohl immer für eine Überraschung gut. Wir sollten sie auf keinen

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