Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
Vom Netzwerk:
lief und nicht recht wusste, was er fühlen sollte, wurde ihm plötzlich klar, wie schnell und raumgreifend seine Schritte waren. Er konnte es selbst nicht recht glauben. Theodus, der ehrwürdige Lehrmeister, war soeben informell entlassen worden und rannte schon fast zu seinem Arbeitszimmer. Warum?
    Jetzt kam es ihm ganz deutlich ins Bewusstsein. Die Akten, der Vergleich der Schriften, Ankwin – er hatte einen Grund, weiterzumachen. Und seltsamerweise war es letztendlich auch dieser Grund, der ihn so hatte werden lassen – Ankwins Gehen hatte ihn aus der Bahn geworfen.
    In seiner Brust stieg etwas auf, das mit Zorn oder Wut nicht zu vergleichen war. Er hatte es schon lange nicht mehr gespürt. Dieser Zustand war eine Kombination aus Bewegungsdrang, völliger Entspanntheit, der Schärfung sämtlicher Sinne, starker geistiger Regung und einem Gefühl der Vorfreude – er spürte ihn endlich wieder, den Jagdtrieb.

Blutiger Sand
    (Nahe Brakenburg, 6. Tag)
    »... Flugdorn?«, Lavielle machte ein zweifelndes Gesicht, »Aber Flugdorn ist nicht giftig.«
    »Das muss er auch nicht sein, wenn man ihn vorher in Gift getaucht hat.«
    Lavielle verdrehte die Augen und kniff den Mund zusammen. Darauf hätte sie wohl kommen können. Nach einer kurzen Pause ergänzte sie, »Dann müssen wir also nur noch den Leichnam des ehrenwerten Brinthardt auf eine Einstichstelle an Kopf, Hals oder Händen untersuchen. Woanders würde eine Flugdorn nur abprallen.«
    »Das Wörtchen ‚wir’ wirft da allerdings ein kleines Problem auf.«
    »Wieso? Wollt Ihr den nicht herausfinden, ob Ihr Recht hattet?«
    »Doch schon, allerdings besteht das Problem aus einem zwei Fässer schweren sechs Ellen großen Richter, der zufällig mein Onkel ist und bei einem Prozess, der in Brakenburg wohl seines gleichen sucht, keinerlei Beigeschmack von Vetternwirtschaft oder Verschwörung aufkommen lassen will. Er riet mir sehr eindringlich davon ab, mit Euch über den Prozess zu sprechen oder Euch gar zu helfen.
    Er legte mir sogar nahe, Euch den Hof zu machen, um Euch auf andere Gedanken zu bringen.« Den letzten Satz bereute Ankwin augenblicklich.
    Auf Lavielles Stirn schwoll sofort ein mächtiges Gewitter an und sie kniff ihre Augen zu funkelndem Eis zusammen. Ihre Oberlippe spannte sich über ihre wunderschönen Zähne.
    »Dieser eingebildete al ...«, sie biss sich auf die Unterlippe.
    Ankwin ritt im Augenblick halb hinter ihr und trotzdem konnte er ihre hervortretenden Muskeln am Kinn und den angespannten Rücken ohne Probleme erkenne. Sie kochte vor Wut.
    »Diese Ausgeburt an Selbstgefälligkeit und ...«, Lavielle konnte nur noch fauchen.
    Ankwin wusste sich nicht recht zu helfen und wollte etwas Aufheiterndes sagen, »Vergebt einem guten alten Toren, der vielleicht schon mehr vom Leben gesehen hat, als ihm lieb ist. Onkel Bungad will eigentlich nur in Ruhe seine außergewöhnlichen Speisen genießen und ein Prozess von solcher Größe lässt ihm da eben nicht viel Ruhe.«
    Lavielle schien etwas abzukühlen. Ankwin sprach beschwichtigend weiter, »Außerdem, werte Lavielle, wäre ich doch nie im Leben darauf gekommen, Euch den Hof zu machen. Seid unbesorgt.«
    Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, biss Ankwin die Zähne zusammen und machte einen Gesichtsausdruck, als wäre ihm jemand auf den großen Zehen getreten.
    Lavielle verdrehte wieder wütend die Augen, schnaubte noch einmal und ritt dann etwas schneller.
    Eine lange Zeit ritten sie schweigend den Weg entlang, sie vorne, er hinten. Ab und zu kam Ankwin der Gedanke, ob er sie nicht überholen sollte. Was für ein Bild gäben sie für Außenstehende wohl ab, die Heilernovizin vorne und er, der adlige Krieger hinten? Er bremste sich allerdings jedes Mal, da er sowieso nicht gewusst hätte, wo genau ihr Ziel lag. Ein Versöhnungsversuch schien ihm im Augenblick auch wenig angebracht, also schwieg er genauso wie sie.
    So verging der halbe Vormittag. Mittlerweile ritten sie nun schon eine ganze Zeit durch den Wald. Ankwin genoss die würzige Luft und das saftige Grün. Die Sonne brach hier und da durch die Blätter und veranstaltete ein herrliches Farbenspiel in Grün und Gelb. Auch Weißwind machte durch häufiges Schnauben deutlich, wie wohl er sich hier fühlte. Der junge Krieger nahm sich fest vor, seinen Schimmel auf dem Rückweg ein gutes Stück in vollem Galopp zu reiten. Er konnte jetzt schon spüren, dass Weißwind nur so darauf brannte.
    Plötzlich nahm Ankwin etwas wahr und seine

Weitere Kostenlose Bücher