Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
Vom Netzwerk:
er mitbekommen. Nur, als sie auf der Brücke saßen, hatte er so gut wie nichts erkennen können, da sie dummerweise mit vollen Backen ihr Mittagessen verzehrten und weiter sprachen.
    ‚Mit vollem Munde gibt man keine Kunde.’ Bermeer wurde klar, dass diese Volksweisheit vor allem für das Lippenlesen galt.
    Trotz der Entfernung hatte er ihr karges Mal beinahe riechen können. Sein Magen knurrte so laut, er fürchtete fast, das Geräusch könnte ihn verraten haben.
    Der Krieger und die Novizin waren jetzt bereits eine gute Weile wieder weg. Der Nachmittag war schon ein ganzes Stück vorangeschritten und Bermeer musste aufbrechen, wenn er noch vor Torschluss in der Stadt sein wollte.
    Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf seine steifen Gliedmaßen. Er befahl ihnen, leicht und geschmeidig zu werden. Seine Ausbildung und seine jahrelange Erfahrung versetzten ihn in die Lage, seine Körperfunktionen beinahe beliebig zu kontrollieren. Nur eine kurze Weile und er spürte jede Faser seiner Extremitäten wieder. Ein kurzes Anspannen seiner Rückenmuskulatur bestätigte ihm, dass auch sein Oberkörper wieder beweglich war.
    Bermeer öffnete seine Augen. Nirgends eine ungewöhnliche Bewegung, nur Wald, Wind und Blätter. An seine Ohren drangen nur Vogelgezwitscher und das Plätschern des Baches. Blitzschnell erhob er sich und stand aufrecht hinter dem Stamm eines Baumes. Die Zweige, die er sich umgebunden hatte, hinderten ihn nicht in seiner Bewegung. Prüfend betrachtete er den Stand der Sonne, hielt noch einmal seine Nase in den Wind und sprang dann von dem dicken Ast fünf Fuß in die Tiefe.
    Katzengleich war er aufgekommen und verharrte wieder in gebückter Haltung. Er wartete noch einmal lange Zeit. Jetzt war er endlich überzeugt, dass niemand mehr in der Nähe war. Rasch band er die Zweige los und vergrub sie. Auf seinem Weg zur Straße achtete er darauf, keine Spuren zu hinterlassen – keinen Fehler zweimal machen.
    Nachdem er sicherheitshalber die Spuren des Kriegers und der Heilerin an der Brücke begutachtet hatte, diese aber keine neuen Erkenntnisse brachten, lief er den langen Weg zu seinem Pferd zurück. Brav stand es noch in dem Dickicht, in dem er es zurückgelassen hatte. Die Tinktur, die er rundherum an den Bäumen verteilt hatte, hatte Wölfe und Bären erfolgreich auf Abstand gehalten. Langsam näherte er sich dem Tier und begann, beruhigend auf es einzureden. Es war ja an seinen eigentlichen Besitzer gewohnt und nicht an ihn, der es für seine Zwecke ausgeliehen hatte.
    Schließlich befand er sich wieder auf der Straße durch den Wald. Zufrieden mit sich beschleunigte er das Tempo, so weit es das Gelände zuließ.
    Bermeer kam schmerzhaft sein gekränkter Stolz und seine Fehler der vergangenen Tage ins Bewusstsein. Er musste auf der Hut sein. Es war gut möglich, dass der Bärenfelsener mit seinem Gespür für Verfolger ihn auch dieses Mal bemerkt hatte. An dessen Stelle würde Bermeer einen Hinterhalt legen. Deshalb wollte er zuerst vom Weg herunter reiten und parallel zu Straße in die Stadt zurückkehren. Sobald er in der Vorstadt wäre, hätte er im Notfall ohne Probleme untertauchen können. Doch dann kam ihm eine Idee.
    Er musterte den Weg vor sich ganz genau. Kurz vor dem Waldrand fiel ihm tatsächlich eine Stelle auf, an der man sehr leicht ein Seil hätte spannen können und der Baum an der rechten Seite war breit genug, um sich dahinter verstecken zu können.
    »Diesmal nicht, du Kriegerwicht. Hah!« Bermeer gab seinem Hengst einen unmissverständlichen Druck mit beiden Schenkeln und der ging in den gestreckten Galopp über.
    Zuerst hatte er das Seil im Sprung überwinden wollen, doch dann schien es ihm zu unsicher. Der Krieger war zwar ein Pferdefreund, trotzdem konnte Bermeer nicht wissen, ob der Bärenfelsener ihn vom Sattel oder das Pferd zum Stürzen bringen wollte. Dann entdeckte er etwas.
    Was der Krieger nämlich nicht bedacht hatte, war die Stelle links neben dem linken Baum, die genug Platz für ein Pferd ließ. Er hielt das Pferd auf geradem Kurs.
    Erst kurz vorher schwenkte er nach links und sah noch im Augenwinkel ein Seil vom Boden hoch schnellen, sodass er zweifelsohne vom Pferd gerissen worden wäre, und hörte noch ein Fluchen.
    Bermeer lachte und rief, »Krieger höre und geh’ aufs Ganze, such drei Blumen und eine Lanze, hahaaa!’«

Der Schreiber
    (Brakenburg im Herbst)
    Das Ornament um Ankwins Brief war eindeutig von derselben Machart wie das Ornament auf der

Weitere Kostenlose Bücher