Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
blaugrüne Funken um das Papier herum entstanden, scheinbar darin eindrangen, es durchströmten und schließlich in Form von Schriftzeichen stehen blieben.
Er hielt die erste Seite des Inhaltsverzeichnisses einschließlich des verantwortlichen Schreibers gut lesbar in Händen und war nicht wenig Stolz auf seinen Fortschritt.
Der Schreiber hieß Maritmon Wagos.
Hilfe vom Feind
(Nahe Brakenburg, 6. Tag)
Lavielle wartete bei den ersten Hütten der Vorstadt. Noch bevor Ankwin bei ihr war, konnte sie an seinem Gesicht erkennen, dass sein Plan nicht aufgegangen war. »Was ist geschehen?«
Etwas zerknirscht gab der junge Mann Antwort. »Der Mann lernt schnell. Diesmal habe ich ihn unterschätzt.«
Er lenkte Weißwind entgegen gesetzt seitlich zu Lavielles Pferd. »Ich habe ihn nicht erwischt, er hat den Hinterhalt gerochen.«
Ankwin schaute sich um. »Wir sollten uns an einem anderen Ort unterhalten. Hier gibt es zu viele Ohren und Augen, die billig zu haben sind. Habt Ihr einen Vorschlag.«
Lavielle sah sich ebenfalls um. »Ich kenne ein Wirtshaus in der Nähe der Ratswiese. Es heißt ,Zum blutigen Hirsch’. Seine Gewölbe sind verwinkelt und schlecht beleuchtet und die Speisen sind gut.«
Sie erreichten das Tor kurz vor Torschluss. Um diese Zeit strömten viele Menschen in die Stadt und sie brauchten eine Weile, bis sie ihr Ziel erreichten.
Endlich saßen sie im hintersten Winkel des gut besuchten Wirtshauses, tranken einen wässrigen Rotwein und begannen, sich leise zu unterhalten.
Ankwin eröffnete das Gespräch. »Der Assassine hat wie gesagt den Hinterhalt gewittert. Er ritt einfach durch eine Lücke an der Seite vorbei. Einen Fehler, den ich wohl nie wieder machen werde.«
»Seid nicht zu streng zu Euch, junger Krieger. Ich habe das Gefühl, wir stehen kurz davor, in eine Schlangengrube zu fallen. Wir sollten genau darauf achten, wohin wir hintreten. Wir haben also keine Zeit, in der Vergangenheit zu verweilen und unsere Fehler zu beklagen.« Sie legte ihre Hand auf seinen Arm.
Ankwin nahm einen großen Schluck aus dem Tonkrug vor ihm, um schnell sein trockenes Schlucken zu überspielen. Das Essen kam und das gebratene Huhn ließ sie eine Weile voller Genuss schweigen.
Nach Stillung des ersten Hungers setzte die Novizin die Unterhaltung schließlich fort. »Wir wären wohl nicht hier, wenn Ihr mir nicht noch etwas zu sagen hättet.«
Ankwin starrte kauend vor sich hin ins Leere. Mit halbvollem Mund gab er schließlich Antwort. »Er rief mir etwas zu ... einen Reim. Es klang wie die Posse eines Straßentheaters, das ein altes Märchen spielt. Krieger ... geh’ aufs ... nein. Krieger höre und geh’ aufs Ganze, such‘ drei Blumen und eine Lanze. »Fragend sah er Lavielle an und suchte in ihrem wunderschönen Gesicht nach Anzeichen einer Regung.
»Drei Blumen und eine Lanze.« Sie sprach die Worte langsam und bedächtig. »So ein Märchen kenne ich nicht. Ist das ein Rätsel? Vielleicht drei Frauen und ein Mann ... oder Geschenke und ein Streit oder ...«, wieder schwiegen beide.
Die übrige Zeit ihres Essens hatten sie sich außer ein paar kleinen Belanglosigkeiten oder wenig überzeugenden Lösungen zu dem Rätsel nichts zu sagen. Ankwin sprach noch einmal das Pulver an, als Lavielle einfiel, dass sie ja noch zu Migakan hatte gehen wollen. Das würde sie morgen gleich als Erstes erledigen.
Träge von dem gebratenen Huhn und dem roten Wein saßen sie nun vor den Resten ihre Speise. Lavielle tippte einen Finger in den Wein und malte eher aus Ratlosigkeit drei Blumen auf den Tisch und legte dann ihren Speisedolch dazu. Sie griff nach einem weiteren Stück Brot, als der Wirt vorbei kam.
»Wollen die Herrschaften noch einen Krug Wein?« Er griff nach dem auf dem Tisch liegenden Krug und sah dabei auf das Arrangement Lavielles. »Oh, das Wappen derer von Benkriet - der Erzherzog. Gut getroffen. Seid Ihr in seinen Diensten?«
Lavielle und Ankwin sahen sich schmunzelnd in die Augen.
Die Anklage
(Brakenburg, 7. Tag)
Plikon hatte sich entschieden, die verbleibende Nacht durchzuarbeiten. Den Diener der Universität hatte er angewiesen, seine Veranstaltungen für eine Woche auszusetzen, und ihm heißes Wasser und Gebäck zu bringen. Er musste zwar nicht gleich am nächsten Nachmittag seine Eröffnungsrede halten, aber er wollte trotzdem gut auf den Prozess vorbereitet sein. Man konnte ja nie wissen, schließlich sah ganz Brakenburg dabei zu und bis zu einem gewissen Grad stand die Ehre der Magier auf
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