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Anlass

Anlass

Titel: Anlass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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nicht, mein Freund«, sagte er darauf. »Es ist eine Frage des beiderseitigen Vorteils.« Der Ausdruck schien ihm zu gefallen, denn er wiederholte ihn. »Außerdem ist dieses Geschäft in keiner Weise unvereinbar mit den Interessen Ihrer englischen Arbeitgeber. Das steht fest. Ferning war in solchen Sachen die Rechtschaffenheit in Person. Er hatte eine sehr strenge Auffassung von Ehre und hohe Vorstellungen von seiner patriotischen Pflicht.«
    Ich konnte nicht ganz durchschauen, wohin das führte, enthielt mich aber jeden Kommentars.
    Er räusperte sich. »Also, das nur nebenbei. Die einfache Tatsache ist die, daß ich zufällig mit gewissen Personen in Verbindung stehe, die bereit sind, für technischen Beistand, wie Sie ihn zu geben in der Lage sind, zu bezahlen.«
    »Technischen Beistand?«
    »Um genauer zu sein: technische Informationen spezieller Natur. Ich sollte noch hinzufügen« – er machte eine eindrucksvolle Pause – »daß ich Ihnen, Mr. Marlow, die Gelegenheit biete, sowohl etwas zu verdienen als auch Ihrem Vaterland einen Dienst zu erweisen.«
    »Ich fürchte, das verstehe ich nicht.«
    »Lassen Sie mich es erklären.« Seine Stimme war sanft und eindringlich geworden. »Sie verkaufen eine spezielle Art von Maschinen an italienische Firmen. Sie tun das unter dem Schutz und mit völliger Billigung der italienischen Regierung. Diese Maschinen dienen nur einem einzigen Zweck, der Herstellung von Granaten. Gut. Geschäft. Geht in Ordnung. Aber haben Sie bedacht, mein Freund, daß diese schönen Maschinen, die Sie liefern, diese sehr leistungsfähigen Maschinen dazu benutzt werden, um Granaten zu machen, die eines Tages die Körper Ihrer eigenen Landsleute zerreißen könnten? Haben Sie die Sache in diesem Licht betrachtet?«
    Erregung überkam mich. »Ich habe diesen Punkt bedacht. Aber das ist nicht meine Sache. Ich bin beauftragt, Maschinen zu verkaufen. Ich bin nur ein Vertreter. Ich habe die Situation nicht geschaffen. Die Verantwortung liegt nicht bei mir. Tue ich es nicht, so wird es ein anderer tun.«
    »Gewiß. Die Verantwortung für diese Situation ist nicht Ihre Sache. Soweit diese geschäftlichen Transaktionen in Betracht kommen, sind Sie nur ein unpersönlicher Agent, dessen Aufgabe es ist, für die Firma Spartacus Geld zu verdienen.«
    »Es freut mich, daß Sie den springenden Punkt sehen.«
    »Ich sehe ihn nicht nur«, sagte er begeistert, »ich möchte ihn betonen. Gerade diese Unpersönlichkeit Ihrer Arbeit gibt mir die Möglichkeit, Ihnen meinen Vorschlag zu machen. Eben diese Tatsache rückt ihn aus dem Interessenbereich der Firma Spartacus heraus.«
    Meine Nervosität war vorüber, aber ich war etwas reizbar.
    »Vielleicht, General, könnte ich selbst darüber urteilen, wenn ich Näheres über die Natur Ihres Vorschlages wüßte.«
    »Das sollen Sie«, sagte er prompt. »Ich möchte, daß Sie die Sache von einem ganz unpersönlichen Standpunkt beurteilen, ohne Erregung und ruhig.« Er schöpfte tief Atem. »Lassen Sie mich die Sache hypothetisch vortragen. Lassen Sie uns einen Augenblick annehmen, England befinde sich mit Deutschland im Krieg. Englands Verbündeter würde Frankreich sein. Nun wollen wir annehmen, daß Sie als Engländer im Besitz gewisser Informationen über Deutschland wären, die für den Verbündeten Ihres Landes von beträchtlichem Wert wären. Was würden Sie tun? Würden Sie beschließen, die Information, die keinen unmittelbaren Wert für England hat, für sich zu behalten? Oder würden Sie sie an Frankreich weitergeben, das sie gegen den gemeinsamen Feind benutzen könnte? Ich glaube mit ziemlicher Gewißheit, Sie würden die Information an Frankreich weitergeben. Stimmen Sie mir zu?«
    Mittlerweile war ich ganz kaltblütig geworden. »Unter diesen rein hypothetischen Umständen würde ich das wahrscheinlich tun«, sagte ich vorsichtig.
    »Dann«, sagte er feierlich, »verstehen wir uns vollkommen. Ich würde das auch tun. Aber«, fuhr er freundschaftlich fort, »das ist nur ein hypothetischer Fall. Sie interessieren sich natürlich mehr für Tatsachen als für Phantasien.«
    »Ja, natürlich.«
    Er beugte sich vor, so daß sein Gesicht ins Licht rückte. »Dann wollen wir auf Tatsachen kommen.« Seine Stimme hatte alles Feminine verloren. Sie war hart, fast rücksichtslos geworden. Zum erstenmal hatte ich das Gefühl, daß das Wort ›General‹ nicht nur eine gesellschaftliche Anrede war.
    »Sie sind damit beschäftigt, Maschinen an Italien zu verkaufen, die

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