Anlass
zur Herstellung von Granaten dienen. Wie ich Ihnen schon sagte, bin ich Jugoslawe. Ich bin berechtigt, Ihnen zu sagen, daß meine Regierung ein Interesse hätte, von Ihnen Details über alle Transaktionen mit italienischen Firmen zu erfahren und daß sie bereit wäre, Ihre persönlichen Bemühungen in dieser Angelegenheit mit einer Pauschalsumme von mindestens zweitausend Lire im Monat zu honorieren. Die geforderten Informationen sind einfacher Art. Man erwartet nichts von Ihnen, was gegen die Interessen Ihrer Auftraggeber ist. Alles, was wir verlangen würden, sind die Einzelheiten über die gelieferten Maschinen: Art, Produktionskapazität und Bestimmungsort. Nichts weiter.«
»Und Sie sind bereit«, sagte ich ruhig, »zweitausend Lire monatlich nur dafür zu zahlen? Das scheint mir ziemlich viel Geld für einen so kleinen Dienst, General.«
Er machte eine ungeduldige Bewegung. »Was Ihnen unwichtig erscheint, kann für den militärischen Nachrichtendienst von großem Wert sein. Sie wissen freilich nichts von solchen Dingen. Es ist für die Heeres- und Marineführung jeder Macht von größter Bedeutung, das Potential der aggressiven und defensiven Möglichkeiten jeder anderen Macht genau zu kennen. Das gilt allgemein. Eine anerkannte Notwendigkeit. Jede Macht ernennt Militär- und Marineattachés bei ihren Botschaften und Gesandtschaften. Informationsbeschaffung ist ihre offizielle Aufgabe. Aber überlegen Sie sich mal: wo bekommen diese Attachés ihre Informationen her? Von wem sonst als genau von den Leuten, deren Aufgabe es ist, sie geheim zu halten? Die Erlangung von genauen militärischen Nachrichten über das Potential eines möglichen Feindes ist eine alltägliche und für die nationale Sicherheit wesentliche Vorsorge. Sollen wir uns auf das verlassen, was der mögliche Feind unseren Attachés offiziell mitzuteilen beliebt? Das wäre selbstverständlich absurd. Wir müssen andere Maßnahmen treffen. Wir müssen die Informationen kaufen, wo wir können. Das ist alles. Sie können sich darauf verlassen, Mr. Marlow, daß wir nur kaufen, was wir brauchen.«
Ich sagte nichts. Er fuhr fort.
»Sollten Sie doch noch über die moralische Berechtigung, eine dritte Partei mit diesen harmlosen Informationen zu versorgen, Zweifel haben, so lassen Sie mich Ihre Aufmerksamkeit auf eine andere Tatsache lenken. Während der letzten Monate haben sich die Herren von Spartacus eines ständig größer werdenden Umsatzes in diesem Land erfreut. Sie haben aus Italien mehr Bestellungen als je bekommen. Dabei erhielten wir bis zu Fernings verhängnisvollem Unfall regelmäßig die Informationen, um die ich Sie jetzt bitte. Betrachten Sie es von einer anderen Seite. Wenn ich zu diesem Zweck erfahrene Agenten beschäftigen wollte, könnte ich diese Informationen ganz unabhängig von Ihnen erhalten. Wir könnten das, aber es wäre umständlicher und teurer. Verstehen Sie, was ich meine? Sie würden nicht dafür bezahlt, daß Sie uns eine Reihe verhältnismäßig simpler Tatsachen liefern, sondern weil Sie uns die Mühe und Kosten sparen, sie anderswo aufzutreiben. Verstehen Sie mich, Mr. Marlow? Sagen Sie mir offen, was Sie davon halten.«
Ich schwieg. Ein Holzscheit fiel feuerrot zusammen. Ich konnte die Uhr ticken hören. Das war es also! Das war der Vorschlag, den ich mir auf Zaleshoffs Empfehlung anhören sollte, der Vorschlag, von dem er glaubte, er würde mich interessieren.
»Nun, Mr. Marlow?«
»Dies ist ein sehr ungewöhnlicher Vorschlag«, sagte ich einfältig.
»Nicht so ungewöhnlich, wie er Ihnen vorkommen mag«, sagte er ruhig. »Aber seien Sie versichert, daß nichts daran ist, was auch das empfindlichste Gewissen beunruhigen könnte. Es würde eine einfache Geschäftstransaktion sein, ein vertrauliches Arrangement zwischen zwei Ehrenmännern.«
Ich stand auf. »Ja, das sehe ich durchaus ein. Ich kann also daraus entnehmen, daß es Ihnen nichts ausmacht, wenn ich Ihren Vorschlag meinem Generaldirektor, Mr. Pelcher, unterbreite und mit seinem Einverständnis die Sache mit Ihnen weiterverfolge?«
Er betastete seine Unterlippe. »Zu diesem Weg könnte ich Ihnen kaum raten, Mr. Marlow. Eine private Abmachung zwischen uns beiden berührt Ihre Firma in keiner Weise; wird die Sache aber offiziell, so ist das für Ihren Direktor sicher unangenehm. Sein Ehrenkodex käme ihm in die Quere. Zu recht oder zu unrecht würde er sich seinen Kunden gegenüber zur Diskretion verpflichtet fühlen.«
»Und Sie denken, daß ich als
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