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Anlass

Anlass

Titel: Anlass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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rannte geradewegs zu Joe und petzte. Nach der Schule gerieten Joe und Ted aneinander. Ted bestritt, daß er irgend etwas über Joe gesagt habe. Joe sagte, Ted sei zu feig, ihm das auch ins Gesicht zu sagen, was er hinter seinem Rücken über ihn erzähle. Dann ging es los. Joe landete im Spital mit einem Loch im Kopf, und Ted erntete eine Tracht Prügel von Joes Vater. Was denken Sie davon?« schloß er triumphierend und blickte mich scharf an.
    Ich stellte mich absichtlich dumm. »Nett. Aber was ist die Moral?«
    Er sah etwas entmutigt aus. »Sie verstehen es nicht?« Er schöpfte tief Atem. »Dann werde ich es deutlicher sagen. Wir wollen annehmen, Vagas erhielte Informationen über Italien, die ihn sehr überraschten, Informationen, die Italien vor den Nazis geheimhalten will. Vagas würde sie natürlich den Nazis mitteilen und dann, sehen Sie …«
    »Ja, das sehe ich. Das wäre die Kerbe in der Achse Rom-Berlin, von der Sie sprachen. Aber Sie scheinen eins zu vergessen. Die Nazis sind nicht so primitiv wie Joe. Sie würden in fünf Minuten herausfinden, daß alles Unsinn ist.«
    Er tippte triumphierend auf mein Knie. »Aber, lieber Freund, wenn es nicht nur Unsinn wäre, wenn es wahr wäre …«
    »Wahr?«
    Er lachte. »Der Hund und die Katze.«
    »Nun, was für eine wertvolle Information ist denn das?« Ich glaubte nicht, daß er tatsächlich eine hätte.
    »Erinnern Sie sich, daß Mussolini kürzlich eine seiner Blut- und Donnerreden über Italiens Verteidigung hielt? Ich weiß, daß er immer in diesem Stil über irgend etwas spricht, aber, diesmal ging er mehr ins Detail. Es war eine Rede, die euch Briten einen kalten Schauer über den Rücken jagen sollte. Er betonte besonders die Stärke der italienischen Luftwaffe und machte Andeutungen über sechs geheime Flugplätze in Italien, die für den Kriegsfall gebaut worden seien. Natürlich interessierte sich der deutsche Generalstab dafür. Bald darauf hatten der deutsche und der italienische Generalstab Besprechungen und entwarfen neue Pläne für ein gemeinsames Vorgehen, falls Frankreich der Tschechoslowakei zu Hilfe käme. Diese geheimen Flugplätze wurden dabei erwähnt. Der italienische Generalstab war entgegenkommend und gab den Deutschen genaue Auskunft. Die Flugplätze – so hieß es – seien in der Nähe der französischen und der Schweizer Grenze. Die Deutschen fuhren befriedigt nach Hause. Aber «
    - er bewegte den Zeigefinger hin und her – »Tatsache ist, daß mindestens drei dieser geheimen Flugplätze in Trentino, nahe der österreichischen Grenze gebaut werden und daß die Deutschen das nicht wissen.«
    »Sehr interessant.«
    »Nun stellt sich die Frage, wie man Vagas diese Informationen so zukommen lassen kann, daß er an ihre Richtigkeit glaubt. Das ist es, wo …«
    »Ich weiß schon«, warf ich ein, »das ist’s, wo ich einspringen soll.«
    »Richtig, und …«
    »Nichts zu machen, Zaleshoff.«
    »Aber nur …«
    »Absolut nichts zu machen«, wiederholte ich fest. »Ich bin …«
    »Ja, ja«, warf er gereizt ein, »Sie sind Ingenieur und in Geschäften hier, und Sie wollen nicht in die Lage kommen, in der Ferning sich befand. Ich weiß das. Aber warten Sie einen Augenblick.« Er ereiferte sich. »Es kommt gar nicht in Frage, daß Sie in Schwierigkeiten geraten. Das einzig Wichtige ist, daß Sie persönliche Zusammenkünfte mit Vagas vermeiden. Solange die Ovra nicht weiß, daß Sie mit Vagas in Verbindung stehen, kann Ihnen gar nichts passieren.
    Rufen Sie ihn an und sagen Sie ihm, Sie würden unter falschem Namen postlagernd mit ihm in Verbindung treten. Er wird nichts dagegen haben. Es wird ihm gefallen. Wenn er denkt, Sie haben Angst, sind aber doch hinter dem Geld her, so wird er glauben, daß er auch leichter mit Ihnen fertig werden kann, wenn er die Schraube anzieht. Was Spartacus betrifft, so brauchen Sie Vagas nicht die richtigen Zahlen zu geben. Sie können sich irgend etwas ausdenken. Er wird sich nicht die Mühe machen, dem nachzugehen. Sollte er unangenehm werden und an Pelcher schreiben, so haben Sie nichts zu befürchten. Alles, was Sie zu tun haben, ist, Vagas drei Briefe zu schicken. Der erste wird einen fingierten Spartacusbericht über den letzten Monat enthalten. Den wird er verlangen. Wenn er ihn hat, wird er weitere Forderungen stellen. Gut. Ihr zweiter Bericht nach einem Monat wird zusätzliche Informationen enthalten, die Sie erfinden können, darunter Nachricht über die Lieferung von drei hydraulischen

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