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Anlass

Anlass

Titel: Anlass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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hereinzubekommen. Unsere deutschen Konkurrenten machen, wie ich weiß, in Italien gute Geschäfte, was beweist, daß die Nachfrage vorhanden ist. Ich schlage vor, daß Sie von Ihrem ›Spezialfonds‹ großzügig Gebrauch machen. ›Kennst du das Land, wo die Korruptionen blühn?‹ (Ich sah ihn vor mir, wie er strahlte, als ihm dieser Kalauer gelungen war.) Ich möchte natürlich nicht, daß das Geld vergeudet wird, aber Spartacus ist bekannt für Großzügigkeit, und wir werden gut daran tun, uns diesen Ruf zu erhalten. Ich sehe Ihren Nachrichten mit Interesse entgegen.

    Zum Schluß kamen freundliche Grüße, beste Wünsche und ein Riesenschnörkel.
    Meine erste Reaktion war Ärger. Wie konnte man von mir neue Verbindungen erwarten? Ich hatte noch nicht einmal Zeit gehabt, mich um die alten zu kümmern. Dann verdrängte ein anderer Gedanke diese Seite des Geschäfts aus meinem Kopf. Fitch hatte mich über die Einzelheiten des ›Korruptionsfonds‹, wie er ihn grimmig scherzend nannte, aufgeklärt. Mr. Pelcher hatte das Wort ›Spezialfonds‹ gebraucht. Ebenso Vagas. Ferning hatte ihm vermutlich davon erzählt. Es war auch möglich, daß Fernings Erfolge für Spartacus etwas mit Vagas zu tun hatten. Vagas hatte selbst so etwas angedeutet. In diesem Falle würden sich meine eigenen Anstrengungen im Vergleich als nicht sehr effizient erweisen. Am Ende käme ich in die peinliche Lage, Mr. Pelcher erklären zu müssen, daß Ferning seine Geschäfte nur machen konnte, weil er nebenbei ein wenig Spionage trieb. Die Tatsache, daß ich völlig außerstande wäre, für die Richtigkeit dieser abgeschmackten Anschuldigung Beweise zu erbringen, würde sie nur als dumme und plumpe Entschuldigung erscheinen lassen. Mr. Pelcher würde vermutlich sagen ›De mortuis nil nisi bonum‹.
    Und dann war da noch ein beunruhigender Gedanke. Was Vagas gegeben hatte, konnte er vermutlich auch wieder nehmen. Und wenn Ferning ihm die wertvollen Kontrakte verdankte, so konnte meine Weigerung, auf seine Wünsche einzugehen, sogar den jetzt bestehenden Umsatz beeinträchtigen. Das würde Mr. Pelcher ganz und gar nicht passen. Mir ebensowenig. Selbst wenn ich den Verlust durch neue Geschäfte ausgleichen konnte, so galt mein Provisionsabkommen nur für den Umsatz, der über die ursprüngliche Ziffer hinausging.
    Ich zuckte die Achseln. Aber vielleicht waren das alles nur Vermutungen, vielleicht war es verfrüht, sich zu beklagen. Was ich zu tun hatte, war, aus den bestehenden Verhältnissen das Beste herauszuholen und alles aufzubieten, um neue Geschäfte zu tätigen. In einer plötzlichen Welle von Optimismus sagte ich mir, daß es nett wäre, Mr. Pelcher den Achthunderttausend-Lire-Kontrakt des Commendatore zu präsentieren. Ich würde ihn also auf jeden Fall morgen früh aufsuchen.
    Ich zog mich aus, legte mich ins Bett und schloß die Augen.
    Es war ein ermüdender Tag gewesen – wieder ein ermüdender Tag –, und ich hatte Claire seit Dienstag nicht geschrieben. Das mußte ich morgen unbedingt tun. Ich hatte ihr eine Menge zu erzählen. Die Frage war, ob es klug wäre, darüber in einem Brief zu berichten. Vermutlich nicht, aber …
    Meine Füße waren inzwischen warm geworden, und die Wärme stieg die Beine hoch. Vagas mochte über das Parigi sagen, was er wollte, die Betten waren bequem. Ich wurde schläfrig. Morgen mußte ich mich auch wieder um meinen Paß kümmern. Immer gab es etwas zu tun! Achse Rom-Berlin. Was für eine verrückte Idee von Zaleshoff. Eine Welt, die sich um eine Achse dreht, die nicht ihre eigene ist. Das war ja eine exzentrische Bewegung. Hatten die Menschen sich jemals für irgendeinen Zweck exzentrischer Kugeln bedient? Wahrscheinlich nicht. So etwas hatte keinen Sinn. Es war zwecklos. Schade. Eigentlich sollte es eine Verwendungsmöglichkeit für eine sphärische Nockenwelle geben. Vielleicht konnte ich eine finden. Die Marlowsche Sphärennockenwelle. Patente in allen Ländern inklusive der Vereinigten Staaten angemeldet. Absurd!
    Dann gingen mir, als ich gerade am Einschlafen war, zwei Sätze Zaleshoffs durch den Kopf. Vagas macht Überstunden . Ich drückte mein Kissen zurecht, bis es als Keil unter meiner Schulter lag. Solange die Ovra nicht weiß, daß Sie mit Vagas in Verbindung stehen, kann Ihnen gar nichts passieren. Ich paßte meinen Atem ihrem Rhythmus an. Schließlich, als mein Sinnen sanft unter die Schwelle des Bewußtseins glitt, vergaß ich die beiden Sätze.

    Am nächsten Morgen sprach ich auf

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