Anlass
dem Weg zum Waffenamt, wo ich den Commendatore aufsuchen wollte, im Konsulat vor, um nach meinem Paß zu fragen.
Man wußte nichts Neues. Das hatte ich mir gedacht. Das Konsulat tat sichtlich sein Möglichstes, aber auf die dezidierten Versicherungen der Polizei, daß der Paß verlegt worden sei, ließ sich nicht viel erwidern. Der Konsul konnte nicht gut sagen, daß er es nicht glaube, und in eigener Person die Amministrazione durchsuchen. Man versicherte mir von neuem, daß man mir, falls ich das Land zu verlassen wünsche, Papiere anfertigen würde, mit denen ich die Grenze passieren konnte. Ich bedankte mich höflich und ging meines Weges. Es blieb mir nichts anderes übrig.
Aus dem Aufsehen, das mein Wunsch, den Commendatore zu sprechen, verursachte, konnte ich schließen, daß er eine wichtigere Persönlichkeit war, als ich mir nach Vagas’ Schilderungen vorgestellt hatte. Man schürzte zweifelnd die Lippen. Ob ich eine Verabredung mit dem Commendatore hätte? Nein? Dann sei es schwierig. Es wäre am besten, wenn ich schriftlich um eine Unterredung ersuchte. Ich blieb aber fest. Schließlich, nachdem ich erklärt hatte, daß ich den Commendatore persönlich kenne und daß er mich erwarte, obwohl ich nicht fix bestellt sei, durfte ich ein Formular ausfüllen, in das ich Namen und Betreff eintragen mußte. Ich schrieb meinen Namen nieder, zögerte dann und schrieb schließlich an die Stelle für die nähere Bezeichnung meines Anliegens: »Betrifft Ihre Unterredung mit General Vagas.« Ich setzte mich nieder und war darauf gefaßt, lange warten zu müssen, aber nach zwei Minuten wurde ich von einem uniformierten Sekretär durch hohe Doppeltüren in das Büro des Commendatore geführt.
In seinem teppichbelegten Büro, hinter seinem kostspieligen Schreibtisch und ohne seine Frau sah Commendatore Bernabò viel imponierender aus, als er mir zuerst vorgekommen war. Er trug einen dunklen Anzug mit einer Blume im Knopfloch. Er zog die Brauen hoch, griff an die Blume und bedeutete mir, Platz zu nehmen. Wir tauschten die gebräuchlichen Höflichkeitsformeln aus. Er drehte leicht ungeduldig an seinem Schnurrbart und ging dann zum Geschäftlichen über.
»Was kann ich für Sie tun, Signore?«
Dies, schien mir, war eine Spiegelfechterei. Er hatte doch offenbar meine Botschaft verstanden.
»General Vagas war, wie ich glaube, so gut, Ihnen mitzuteilen, daß meine Firma Ihnen dienlich sein könnte.«
»Und?«
»Ich würde mich sehr freuen, Ihnen eine Offerte für die benötigten Maschinen zu machen. Ich glaube, ich brauche die Vorzüge der S 2 von Spartacus nicht zu betonen. Ihre Regierung hat uns ja schon mit ihrem Vertrauen beehrt.«
Er nickte, sagte aber nichts. Es war schwierig, aber ich arbeitete mich weiter vor.
»Ich weiß es natürlich zu würdigen, Commendatore, daß Sie persönlich dafür verantwortlich sind, daß das beste Material ausgewählt wird.« Ich legte leisen Nachdruck auf das Wort ›persönlich‹. Ich wollte die Unterredung auf einen etwas vertraulicheren Fuß bringen.
»Natürlich muß es das Beste sein.«
Ich versuchte eine direkte Angriffsmethode.
»Ich bin bereit, Commendatore, Ihnen für die Qualität der Spartacus-Maschinen persönliche Garantien zu bieten.«
Er zupfte nachdenklich an seinem Schnurrbart und schaute mich dann einen Moment an. »Und wann wären diese Garantien fällig, Signore?« Das tönte schon besser.
»Bei Unterzeichnung des Kontrakts, Commendatore.«
Er hob die Augenbrauen. »Nicht früher?«
»Eine provisorische Garantie ließe sich als Beweis unseres Vertrauens in das Geschäft arrangieren. General Vagas hat die Zahl zwei erwähnt. Könnten wir vielleicht sagen, ein Prozent in bar als provisorische Garantie und der Rest …«
Er hob die Hand. »Ich verstehe vollkommen, Signore. Ich bin mit diesem Vorschlag einverstanden. Reichen Sie Ihre Offerte ein. Es hat mich gefreut.« Er erhob sich und reichte mir die Hand.
»Danke sehr, Commendatore. Vielleicht darf ich Sie noch um Spezifikationen über Ihren Bedarf bitten, damit wir unseren Voranschlag machen können.«
Er schien erstaunt. »Spezifikationen, Signore? Ich verstehe nicht. General Vagas hat sie zur Weitergabe an Sie erhalten. Haben Sie sie nicht bekommen?«
Ich schüttelte den Kopf. Ich fing an zu verstehen.
»General Vagas wird sie Ihnen zweifellos aushändigen, Signore.«
»Ich weiß nicht, wann ich den General wiedersehe. Könnte Ihr Sekretär mir ein zweites Exemplar geben,
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