Anlass
und ich bitte nochmals um Entschuldigung, daß ich Sie so spät belästigt habe.«
»War mir ein Vergnügen, General.«
Er ging in eleganter Haltung. Ich setzte mich und rauchte eine Zigarette.
In einem Punkt hatte Zaleshoff recht. Vagas war kein Narr. Alles war höchst geschickt eingefädelt. Der Köder war mit größter Ungezwungenheit angeboten worden. Erst als ich armer Fisch danach geschnappt und ihn geschluckt hatte, kamen die Angel und die Leine zum Vorschein.
Meine Bedenken wegen der Loyalität gegenüber meinen Arbeitgebern hatte er durch ein bereitgehaltenes Pflaster auf mein Gewissen geschickt entkräftet. Ein Teil der Bestechung würde Spartacus zugute kommen. Die ganze Pille war mit einer Erhöhung meines ›persönlichen Verdienstes ‹ verzuckert.
Ich war in einem Dilemma. Sollte ich den Commendatore aufsuchen und Unterhandlungen anfangen in der Hoffnung, sie ohne Vagas’ Hilfe durchzuführen, oder sollte ich die ganze Sache auf sich beruhen lassen? Ich sagte mir, daß die erste Alternative purer Zeitverlust wäre. Vagas hätte mir kaum so viel gesagt, wenn ich seine Informationen auf eigene Faust verwerten könnte. Aber ein Achthunderttausend-Lire-Kontrakt war keine alltägliche Sache. Ich mußte wenigstens den Versuch machen, ihn mir durch eigene Anstrengung zu sichern. Es war eine schwierige Geschichte.
Ich ging in mein Zimmer hinauf und öffnete den Brief, den der Portier mir gegeben hatte. Er war zu meiner Überraschung von Pelcher.
Lieber Mister Marlow!
Verzeihen Sie, wenn ich an Ihre Privatadresse schreibe, aber da dieser Brief sich auf Ihr vertrauliches Memorandum über Bellinetti bezieht, erschien es mir ratsam, diesen Weg einzuschlagen.
Ich will gleich sagen, daß ich im Prinzip vollkommen mit Ihnen übereinstimme. Bellinettis Arbeit läßt sicher viel zu wünschen übrig. Ich habe das, als Sie in Wolverhampton waren, nur angedeutet, da ich Sie nicht gegen ihn einnehmen wollte, ehe Sie Gelegenheit hatten, selbst zu urteilen. Sie hätten mit dem Mann möglicherweise gut auskommen können. Daß das nicht der Fall war, hat mich, offen gestanden, nicht überrascht. Um so unangenehmer ist es mir, daß ich unter gar keinen Umständen seiner Entlassung zustimmen kann.
Dies erfordert einige Aufklärung.
Bellinetti wurde von mir engagiert, als ich kurz nach Fernings Eintritt in die Firma in Mailand war, und zwar auf Ersuchen eines Mannes, mit dem wir einige Geschäfte gemacht hatten – eines subalternen Regierungsbeamten. Wir brauchten einen Assistenten für Ferning, und so nahmen wir ihn. Ein paar Wochen später erhielt ich von Ferning einen Brief, der sich fast in denselben Worten ausdrückte wie Sie. In meiner Antwort stimmte ich seinem Vorschlag sofort zu. Ferning kündigte Bellinetti.
Ich will mich hier nicht über Details verbreiten, aber vier Tage später wurden wir gewissermaßen gezwungen, Bellinetti wieder einzustellen. Sie können sich ein Urteil über die Art des Drucks bilden und über die Stellen, von denen er ausging, wenn ich Ihnen sage, daß ich Ferning telegrafierte, er solle Bellinetti sofort wieder einstellen. Sie müssen sich mit meiner Versicherung begnügen, daß unsere Interessen in Italien, wenn ich es nicht getan hätte, ernstlich Schaden erlitten hätten. Bellinetti hat offenbar einflußreiche Freunde!
Nun, das war also wieder ein Plus für Zaleshoff. Bellinetti war ein Ovra-Agent. Pelchers Mitteilung war eine indirekte Bestätigung der Tatsache.
Indessen muß ich Sie bitten, aus der Sache das Beste zu machen. Ich würde Ihnen gern noch eine Hilfskraft bewilligen, aber ich fürchte, der Umsatz der Mailänder Filiale rechtfertigt eine solche Ausgabe nicht. Ich stimme Ihrem Vorgehen betreffs des von Bellinetti engagierten Mädchens durchaus zu (sie wurde ohne Erlaubnis eingestellt), ebenso der Gehaltserhöhung für den jungen Mann. Aber wir müssen vorsichtig sein. Bellinettis Gehalt ist, wie Sie wissen, nicht unbedeutend, und Ihr eigenes geht auch auf Mailänder Rechnung.
Da wir gerade bei der Frage des Umsatzes sind (ein hübscher Anschluß), möchte ich Sie an unsere Unterredung erinnern, die wir hier in Wolverhampton über den Ausbau der Werke hatten. Ich bin in der angenehmen Lage, Ihnen mitzuteilen, daß er seit Ihrer Abreise beendet wurde und wir bald mit der Produktion beginnen können. Es kommt jetzt darauf an, in Schwung zu kommen und dauernd für Beschäftigung zu sorgen. Ich möchte, daß Sie alle Anstrengungen machen, um neue Aufträge
Weitere Kostenlose Bücher