Anlass
ich Engländer sei.
Einer von ihnen, der dem Auto zunächst stand, wandte den Kopf und nickte den anderen zu. Sie rückten näher und schlossen mich ein. Es geschah alles in völliger Stille. Ich sah wild um mich. Wir waren allein auf der Straße. Dann verlor ich den Kopf. Zwischen zweien von ihnen war ein kleiner Zwischenraum. Ich stürzte mich wie toll darauf, aber schon als ich es tat, wußte ich, daß es umsonst war. Zwei Hände ergriffen die Aufschläge meines Mantels. Im nächsten Augenblick wurde ich heftig gegen das Gitter geschleudert. Ich richtete mich auf und wollte etwas sagen. »Ich …«, begann ich. Dann traf mich eine Faust in den Magen.
Mein Kinn fiel herunter. Ich begann zu würgen. Ein zweiter Hieb traf mich auf den Mund. Ich fühlte, wie ein Ring am Finger des Mannes mir das Fleisch gegen die Kieferknochen quetschte. Dann stürzte ich zu Boden, und sie begannen mich mit den Füßen zu treten.
Als ich fiel, war ich in einem instinktiven Versuch, mich zu schützen, so gerollt, daß mein Rücken gegen das Gitter lag. Nach dem Schlag gegen den Magen hatte ich meine Knie zum Kinn heraufgezogen. Jetzt legte ich die Hände über das Gesicht. Die Fußtritte prasselten auf meine Arme und Beine. Dann trat mich ein Absatz in die Rippen. Ein gräßlicher Schmerz fuhr durch meinen Körper. Als ich Luft in meine Lungen ziehen wollte, stöhnte und keuchte ich. Ein roter Nebel schwamm vor meinen Augen. Ich war mir der Erschütterungen durch die Schläge nur mehr dunkel bewußt. Sie schienen nicht mehr zu schmerzen. Es war wie unter einer Narkose.
Ich weiß nicht, wann sie aufhörten. Ich habe eine schwache Erinnerung, daß ich das Auto starten hörte, aber das Blut pochte in meinem Kopf, und es war, als ob meine Sinne in Watte eingepackt wären. Es schien eine Ewigkeit, daß ich da lag, die Knie noch immer hochgezogen, die Hände über dem Gesicht. Dann, ganz allmählich, kam ich wieder zu Atem, und mit ihm kam der Schmerz in qualvollen Wellen, und ich hätte am liebsten laut geschrien.
Endlich gelangte ich langsam wieder auf die Füße und stand eine Zeitlang bewegungslos, gegen das Gitter gelehnt, da. Mein Fleisch fühlte sich an, als wäre es flüssig. Ich spürte nur meine Knochen und Gelenke, das Skelett, das meinen Körper aufrecht hielt. Ich wußte, daß ich dort nicht stehenbleiben konnte, aber ich hatte nicht den Mut, mich zu bewegen. In der Ferne konnte ich das Geräusch eines Zuges hören, der langsam aus dem Bahnhof dampfte. Es folgte das Klinken der Wagenkupplungen.
Aus irgendeinem Grunde schien mich das Geräusch wachzurütteln. Ich mußte etwas tun. Die stille, verlassene Straße war plötzlich voller Schrecken. Ich beschloß, ins Büro zurückzugehen. Dort konnte ich etwas ausruhen.
Meine Beine hatten angefangen, heftig zu zittern, und ich vermochte mich kaum auf den Füßen zu halten, aber ich machte mich doch auf den Weg. Als ich den Eingang des Bürogebäudes erreichte, wankte ich, aber es gelang mir, den Schlüssel herauszuholen und aufzusperren, ehe ich schließlich niederfiel. Ich lag dort ein paar Minuten und versuchte, bei Sinnen zu bleiben. Nach einiger Zeit konnte ich das Geländer ergreifen und mich die Treppe hinaufschleppen.
Als ich den zweiten Stock erreicht hatte, war ich fast am Ende. Mein Kopf schmerzte heftig, und mir war, als müßte ich erbrechen. Ich machte große Anstrengungen und begann wieder aufwärts zu klettern. Dann sah ich das Licht unter Zaleshoffs Tür und erinnerte mich, daß Zaleshoff Cognac hatte.
Ich kroch die letzten Stufen hinauf und kam bis zu seiner Tür. Ich lehnte mich gegen den Türpfosten und hörte Zaleshoff mit jemandem sprechen. Ich klopfte an. Dann schloß ich wieder die Augen, denn mir wurde schwindlig. Stunden schienen zu vergehen, ehe ich sie wieder aufmachte. Es konnten aber nur wenige Sekunden gewesen sein, denn als ich sie öffnete, stand Zaleshoff in der Tür und sah mich bestürzt an.
»Was ist geschehen, um Himmels willen?«
»Wenn Sie erlauben«, sagte ich mit Mühe, »möchte ich einen Schluck Cognac.« Aber ehe ich noch den Satz beendet hatte, fühlte ich, wie meine Knie nachgaben. Im nächsten Augenblick sackte ich vor seinen Füßen zusammen.
Tamara war bei ihm. Beide zusammen brachten mich zu einem Stuhl. Wieder war es wie Watte in meinen Ohren, aber ich konnte ihre Stimmen hören.
»Ist er betrunken?« Dies kam vom Mädchen.
»Nein, er ist zusammengeschlagen worden. Geh und hol den Cognac.«
Sie holte ihn. Ich fühlte,
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