Anlass
ist ja auch eine der Eigenschaften, die ich an Dir schätze.
Aber das hat mit Deinem Brief wenig zu tun. Ich muß ehrlich sagen, Liebling, ich bin beunruhigt. Nicht wegen Deines Entschlusses bezüglich Spartacus. Da vertraue ich ganz auf Deinen gesunden Menschenverstand. Wenn Du glaubst, daß es besser für Dich ist, Spartacus den Rücken zu kehren, dann tu das so schnell wie möglich. Was aber den Rest des Briefes betrifft, so könnte ich nicht behaupten, daß ich auch nur den leisesten Schimmer hätte, worauf Du hinaus willst. » Geheimnisvoll« ist eine Untertreibung. Ich weiß noch gut, worüber Vater sprach, als wir nach Hause kamen, nachdem wir beschlossen hatten zu heiraten. Deine Antworten hatten den Ärmsten so verblüfft, daß er mich am nächsten Morgen beim Frühstück fragte, ob Du Dich vor oder nach unserer Trauung einer Psychoanalyse unterziehen wolltest. Ich fürchte, ich sehe keinen Zusammenhang zwischen der Achse Berlin-Rom und Werkzeugmaschinen, aber ich will Dir Dein kleines Geheimnis lassen. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich für Dich eine kleine Untersuchung über die Oberflächenspannung von Gummi angestellt. Ich nehme an, daß Du das meinst.
Es ist aber nicht das, was mich beunruhigt, Nicky, sondern vielmehr das, was Du in Deinem Brief ausgelassen hast. Bei Dir, Liebling, versuche ich nie zwischen den Zeilen zu lesen, aber manchmal lese ich unter den Zeilen. Du hast die Gewohnheit, Wörter, die Dir mißfallen, durchzustreichen und die darüberzuschreiben, die Dir passen, aber Du bist beim Ausstreichen sehr nachlässig, und wenn ich den Brief gegen das Licht halte, kann ich die durchgestrichenen Worte lesen. Und da ich auf diese Weise dort, wo Du schreibst, daß Du Dich auf etwas »Dummes« eingelassen hast, das ausgestrichene Wort »Gefährliches« fand, kannst Du Dir meine Gefühle vorstellen.
Mag sein, daß »gefährlich« nicht das richtige Wort war, aber so ganz falsch kann es auch nicht gewesen sein, denn sonst hättest Du es ja gar nicht erst hingeschrieben. Im Zusammenhang mit dem Rest des Briefes (was heißt, nebenbei, » so etwas wie ein Unfall«, was Du so beiläufig sagst?) scheint es mir sehr wohl das rechte Wort gewesen zu sein, aber Du wolltest mich wahrscheinlich nicht beunruhigen.
Ich möchte nicht dumm und hysterisch erscheinen, aber was Du auch tun magst, Nicky, sei vorsichtig. Nicht, daß ich glaube, Du handelst leichtsinnig. Ich weiß, daß solche weiblichen Ermahnungen den Männern auf die Nerven gehen. Aber bitte, nimm Dich in acht. Und wenn Du schon beschlossen hast, dort wegzugehen, komm so bald wie möglich zu mir zurück. Mußt Du so lange warten, bis Du die Firma verläßt? Ich nehme an, daß Du eine einmonatige Kündigungsfrist hast, was bedeutet, daß Du nicht vor Ende Juni hier sein kannst. Ganz abgesehen davon, daß es hier ohne Dich sehr einsam ist, vergehe ich vor Neugier. Schreib mir sehr bald wieder.
Alles Liebe, mein Schatz!
Claire
Alfred Pelcher, Esq. an mich.
Wolverhampton, 19. April
Lieber Mr. Marlow!
Meine Glückwünsche! Das ist wirklich eine gute Nachricht. Der Preis ist, wie Sie sagen, der beste, den wir je erzielt haben. Mr. Fitch, der mich bittet, seine Glückwünsche beizufügen, sagte mir, nach den Spezifikationen, die Sie ihm geschickt haben, werden die zusätzlichen Kosten für die Abänderungen etwa 30 Shilling pro Maschine betragen. Sie haben das wahrscheinlich schon alles errechnet. Ich muß sagen, daß das Arrangement sehr geschickt ist.
Mr. Fitch wird Ihnen wegen der finanziellen Einzelheiten und anderer Dinge noch schreiben, aber ich wollte Ihnen schon vorher diesen persönlichen Glückwunsch aussprechen. Das ist ein ausgezeichneter Anfang. Jetzt müssen wir trachten, daß die Dosierung wiederholt werden kann. Was sagen Sie dazu?
Ihr ergebener
Alfred Pelcher
L.J. Vagas an mich.
Corso di Porta Nuova, Milano, 20. April
Lieber Mr. Marlow!
Es ist mir daran gelegen, wegen einer ziemlich wichtigen Sache mit Ihnen zu sprechen. Könnten Sie die Zeit erübrigen, morgen bei mir zu speisen? Wollen wir sagen: acht Uhr? Vielleicht sind Sie so freundlich, mir zu telefonieren, falls Sie nicht kommen können.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr ergebener
J. L. Vagas
Ich an Maggiore Generale J. L. Vagas. Durch Boten.
Sehr geehrter General!
Leider kann ich morgen nicht bei Ihnen essen. Darf ich Sie an unser Gespräch wegen der Form des Verkehrs zwischen uns erinnern?
Ihr ergebener
Nicholas Marlow
J. L. Venezetti an N.
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