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Anlass

Anlass

Titel: Anlass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Sie blieben hart.« Er wurde vertraulich. »Im Vertrauen, Marlow, ich habe wenig übrig für diese Beamten, die in Regierungsbüros sitzen. Sie sind immer stur, engstirnig und lächerlich knauserig. Ich bin ein einfacher Soldat und möchte als solcher meine Pflicht tun, wie ich sie sehe, aber ich versichere Ihnen, es gibt Zeiten, in denen meine Loyalität sehr auf die Probe gestellt wird.«
    Seine Stimme zitterte vor Unaufrichtigkeit. Die Wirkung seines männlichen Protestes wurde etwas beeinträchtigt durch die Welle von Chypre, die seiner Person entströmte, als er emphatisch seine Arme bewegte. Er schien von mir eine Äußerung zu erwarten, aber ich hüllte mich in düsteres Schweigen.
    »Marlow«, fuhr er bedeutungsvoll fort, »ich bin von meinen Vorgesetzten in Belgrad beauftragt worden, Ihnen bestimmte Vorschläge zu machen. Ich brauche nicht besonders zu betonen, daß ich ihrem Ton nicht beistimmen kann. Aber Sie werden verstehen, daß ich einem Befehl gehorchen muß. Der Vorschlag betrifft die Abmachung, durch die Sie von der jugoslawischen Regierung als Agent bestellt werden.«
    Ich fuhr auf. Die Phrase war neu. ›Als Agent der jugoslawischen Regierung bestellt. ‹ Man brauchte nur › deutsch‹ für ›jugoslawisch‹ zu setzen und hatte die Situation klar vor sich. Diesen Ton hörte ich gar nicht gern. Und aus seinem Schweigen schloß ich, daß er mir Zeit geben wollte, den Satz zu verdauen.
    »Ich vermute«, sagte ich kalt, »Sie wünschen, daß ich einer Revision der Bedingungen auf der Basis der ursprünglich erwähnten Summe zustimme.« Ich zuckte die Achseln. »Wenn Sie den Handel rückgängig machen wollen, kann ich nichts daran ändern. Aber ich muß sagen, daß ich nicht einsehe, wie Sie von mir erwarten können, unter diesen Umständen an das gegenseitige Vertrauen, auf das Sie solchen Nachdruck legen, zu glauben. Mehr habe ich nicht zu sagen, General. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen dreitausend Lire von den fünf, die Sie mir gegeben haben, zurückgeben. Oder ich kann sie als Vorauszahlung ansehen.«
    Ich fühlte mich erleichtert, war aber auch etwas enttäuscht. Zaleshoff hatte sich offenbar viel zu sehr auf seine eigenen Schlüsse verlassen. Die Tatsache, daß Vagas Ferning gegenüber eine bestimmte Taktik verfolgt hatte, bedeutete noch nicht, daß er es mit mir genau so halten würde. Vielleicht, so schmeichelte ich mir, hielt er mich dafür etwas zu starrköpfig. Nun, je eher diese Unterredung zu Ende war und ich ins Bett kam, desto besser. Aber es stand mir noch ein unangenehmer Schock bevor.
    Der General hüstelte. »Ich fürchte, Marlow«, sagte er mild, »die Situation ist nicht ganz so einfach. Meine Vorgesetzten sind zwar unbeugsam, aber ich versichere Ihnen, daß sie nicht die Gewohnheit haben, einen Handel oder eine finanzielle Abmachung rückgängig zu machen, selbst wenn sie den Bedingungen nicht ganz zustimmen. Nein, ihre Vorschläge sind anderer Natur.«
    »Ich sehe nicht ein …«
    »Einen Augenblick!« Derselbe befehlende, militärische Ton, der mir schon einmal aufgefallen war, hatte sich wieder in seine Stimme eingeschlichen. »Als ein bezahlter Agent meiner Regierung sind Sie natürlich genauso wie ich verpflichtet, Instruktionen entgegenzunehmen und zu befolgen. Der Vorschlag ist der, daß Sie, da Sie ein höheres Gehalt als das ursprünglich ausgesetzte bekommen, auch zusätzliche Arbeit leisten sollen.«
    »Das gehört nicht zu den Abmachungen«, sagte ich scharf.
    »Eine Abmachung ist nur solange eine Abmachung, mein Freund, als sie beiden Teilen dienlich ist.«
    Das war deutsche Realpolitik , wie sie im Buche stand.
    »Was meinen Sie mit zusätzlicher Arbeit?« fragte ich.
    »Ihr Geschäft«, sagte er kalt, »führt Sie in eine Anzahl wichtiger Werke der italienischen Schwerindustrie. Sie werden ersucht, in Ihren zukünftigen Berichten nicht nur Details über die Spartacus-Tätigkeit, sondern auch Einzelheiten über die Fabriken anzugeben, die Sie besuchen. Es wird nicht schwierig sein. Sie haben vermutlich ein gutes Gedächtnis, und Sie sind ausgebildeter Ingenieur. Wir möchten vor allem wissen, was produziert wird und wohin es geliefert wird. Weitere Einzelheiten, die Sie für wichtig erachten, werden auch willkommen sein, Informationen, die Sie in Unterhaltungen mit Werkdirektoren und Technikern sammeln können, sind besonders wertvoll. Sie werden keine Schwierigkeiten haben, unsere Wünsche zu erfüllen. Das ist alles.«
    Einen Augenblick sagte ich nichts. Ich

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