Anlass
meiner Meinung sehr gewaltsam Ausdruck zu geben.«
Er lächelte, wie mir schien, nicht ohne einen Schimmer von Triumph.
»Mein lieber Freund, wir sind alle der Gnade von Dummköpfen ausgeliefert. Wir können nur das Unvermeidliche mit dem bestmöglichen Anstand hinnehmen. Hoffentlich besteht zwischen uns keine Verstimmung.«
»O nein, keine Verstimmung.«
»Dann geben Sie mir Ihre Hand.«
Wir schüttelten uns die Hände. Er öffnete die Tür und stieg aus.
»Meine Frau hat mir schöne Grüße an Sie aufgetragen, Marlow.«
»Bitte sagen Sie ihr meinen verbindlichsten Dank.«
»Ich erwarte also in vierzehn Tagen Ihren Bericht. Ich denke, Sie verstehen, was gewünscht wird.«
»Ja, ich verstehe.«
»Arrivederci.«
»Gute Nacht.«
Er ging und hinterließ einen schwachen Duft von Chypre. Ich beobachtete ihn, wie er seinen Wagen wendete und in Richtung Mailand davonfuhr. Nach einer Weile folgte ich ihm langsam. Ich hätte mit mir zufrieden sein können. Aber ich war es nicht. Die menschliche Logik hat wohl ihre schwachen Seiten, denn wenn mein Bericht an Vagas echt gewesen wäre und ich darüber hinaus gar keine Beweggründe gehabt hätte, so wäre mein Benehmen an diesem Abend doch genau dasselbe gewesen.
Etwa zehn Minuten später hielt ich vor dem caffè , bei dem ich Zaleshoff und Tamara abgesetzt hatte.
Auf dem Tisch, an dem sie saßen, stapelten sich die leeren Kaffeetassen. Er beobachtete mich scharf, als ich auf sie zuging und mich auf den leeren Stuhl zu ihnen setzte. Dann sagte er:
»O.K.?«
»O.K.«, erwiderte ich. »Aber ich möchte einen Cognac zu meinem Kaffee. Das war ein anstrengender Tag.«
Die beiden Männer in Zivil saßen, müde und verfroren, im caffè gegenüber dem Parigi, als ich endlich nach Hause kam. Sie sahen aus, als ob sie miteinander gestritten hätten.
Vierzehn Tage später sandte N. Marinetti seinen zweiten Bericht an J. L. Venezetti.
Der Teil, der sich auf Spartacus bezog, war von mir, der Rest von Zaleshoff. Der Entwurf hatte ihn viel Zeit gekostet. Er bestand zum größten Teil aus unverfänglichen Tatsachen über die laufende Arbeit in den Fabriken von drei großen Kunden. Zaleshoff zufolge waren diese Tatsachen jedem Nachrichtendienst in Europa seit drei Monaten bekannt. Sie würden, so erklärte er, einen umständlichen, aber Vertrauen erweckenden Hintergrund zu den wirklich wichtigen Angaben bilden. Ich machte mir nicht die Mühe, zu fragen, wie er dazu gekommen sei. Es wäre auch Zeitverschwendung gewesen.
Die Mitteilungen, auf die es ankam, sahen ausgesprochen unscheinbar aus. Es waren zwei an der Zahl. Eine bezog sich in vagen Andeutungen auf drei hydraulische Spezialaufzüge für Flugzeuge und auf die Tatsache, daß sie auf Bestellung einer Gemeinde im Trentino konstruiert worden seien. Die andere beschränkte sich auf die nackte Feststellung, daß dieselbe Stadtverwaltung einen bekannten italienischen Ingenieur namens Bochini als Konsulent engagiert habe und daß dieser Ingenieur nicht mehr für das italienische Luftfahrtministerium arbeite. Ich hatte über den Bericht meine Zweifel geäußert.
»Er sieht mir etwas schwach aus, Zaleshoff.«
Er hatte gekichert. »Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Das ist Dynamit. Sie werden sehen, was geschieht, wenn er das bekommt. Er wird wie gewünscht darauf reagieren.«
Vagas reagierte in der Tat. Zwei Tage, nachdem ich den Bericht abgesandt hatte, holte ich einen postlagernden Brief von ihm ab. Außer den dreitausend Lire enthielt er folgendes Schreiben:
Geehrter Herr!
Ihren Bericht erhalten. Ich schließe, wie besprochen, 3000 Lire bei. Über zwei Punkte Ihres Briefes möchte ich so bald wie möglich weitere Einzelheiten haben. Die beiden Punkte sind die hydraulischen Aufzüge und die Einstellung des Ingenieurs Bochini. Die Einzelheiten, die ich brauche, sind folgende:
1. Was für Zahlungsvereinbarungen sind für diese Aufzüge getroffen worden? Bezahlt die italienische Regierung? Was für Krediterleichterungen sind von den Herstellern gewährt worden? Sie können das Thema anschneiden, indem Sie sagen, Sie hätten aus verläßlicher Quelle gehört, daß die betreffende Gemeinde in Geldverlegenheit ist.
2. Wer konstruierte die Aufzüge? Wann werden sie geliefert?
3. Hatte Bochini etwas mit der Bestellung der Aufzüge zu tun?
Ich sehe ein, daß Sie, um die Informationen schnell zu bekommen, noch einmal nach Turin reisen müssen. Bitte tun Sie das so rasch wie möglich. Ich bin bereit, für diese
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