Anleitung zum Müßiggang
vergnügliches Mittagessen, bei dem, wenn ich eine kleine Anekdote einflechten darf, mein Freund Mark Manning vorbeischneite, mein Saufkumpan von zwei Nächten zuvor. »Also, kein Kater von gestern Abend!«, verkündete er stolz. »Mark«, klärte ich ihn auf, »wir waren nicht gestern Abend aus. Es war vorgestern.« »Ach. Wirklich?«, sagte er. Manning hatte den Katertag einfach übersprungen, wahrscheinlich schlafend, was eine weitere Art ist, damit umzugehen).
Entscheidend war, dass ich mich durch bloßen Willen geweigert hatte, mich dem Trost von Selbsttadel und schlechtem Gewissen zu unterwerfen. Das Resultat war, dass ich mit den körperlichen Beschwerden des Katers mühelos fertig werden konnte. Am dritten Abend ging ich zeitig schlafen, und als ich nach neun Stunden Schlaf aufwachte, fühlte ich mich prächtig. Ich erreichte sogar den Frühzug zurück aufs Land.
Zum ersten Mal kam ich auf den Gedanken, dass es neue Möglichkeiten geben könnte, mit dem Kater umzugehen, als der amerikanische Schriftsteller Josh Glenn im Idler eine Geschichte zu dem Thema beitrug. Er legte dar, dass der Katerzustand zu einer faszinierenden Schärfung der Sinne führen kann:
Der verkaterte Mensch reagiert ungewöhnlich empfindlich auf optische und akustische Eindrücke (alles scheint ZU LAUT zu sein!), auf Geschmäcker, Gerüche und Texturen, die unter normalen Umständen unbemerkt blieben. Das ist etwas Gutes, nichts Schlechtes. Der verkaterte Blick zum Beispiel, der weder durch die Scheuklappen unserer alltäglichen Vorurteile beeinträchtigt, noch durch Rauschhalluzinationen getäuscht wird, wird von scheinbar gewöhnlichen Gegenständen magnetisch angezogen, die eine unglaubliche, erhellende Bedeutung bekommen: Jeder, der einmal verkatert den »starren Blick« an sich erlebt hat, weiß genau, was ich meine.
Josh führt dieses Argument aber noch weiter. Er behauptet, dass der Kater sogar zum Auslöser eines visionären Zustands werden kann:
Das plötzliche Innewerden des Heiligen im Profanen bezeichnen die meisten religiösen Traditionen als Nirvana oder eine Art Gnade, und dennoch tun wir in unserer Hast diese Augenblicke allzu oft als bedeutungslos ab, um unseren Katzenjammer loszuwerden. (Ich habe tatsächlich den Verdacht, dass das verkaterte Auge, das sich irgendwo zwischen dem taxierenden Auge des Abstinenzlers und dem umnebelten Auge des Trunkenbolds befindet, das Vorbild für das »dritte Auge« der Erleuchtung im Hinduismus sein könnte.) Folglich kann uns der Augenblick des Katers in einen »Zwischenzustand« geistiger Wahrnehmung versetzen, der sich wahrscheinlich total von allem unterscheidet, was wir jemals außerhalb eines Klosters erfahren werden.
Ob Blake wohl einen Kater hatte, als er das Universum in einem Sandkorn erblickte?
Selbstverständlich ist es nicht so leicht, sich auf die geistigen Vorzüge eines Zustands einzustellen, in dem jemand sich wie ein Stück Scheiße fühlt. Natürlich sind die Segnungen eines Katers völlig getilgt, wenn man gezwungen ist, ins Büro zu gehen oder irgendeine unerfreuliche Arbeit zu verrichten. Ich habe herausgefunden, dass der richtige Umgang mit einem Kater darin besteht, sich vollkommen auf ihn einzulassen, und nicht zu versuchen, wie ein normaler Mensch zu funktionieren. Wir müssen die scheinbare »Nutzlosigkeit« dieses Zustands annehmen und dem Druck widerstehen, uns normal zu verhalten. Der Kater sollte als freier Tag, als Auszeit von der Wirklichkeit verstanden werden, als eine Gelegenheit, im Jetzt und Hier zu leben. Idealerweise sollte der Kater zu Hause verbracht werden, mit endlosen Tassen Tee, Freunden, die in derselben Lage sind, einem blöden Film wie Zoolander (wir haben ihn uns am Neujahrstag angesehen, und es war das Komischste, was ich je erlebt habe). Meine Freundin Nora zog kürzlich bei mir ein, bewaffnet mit drei Videos aus der Serie Secret Life of Mammals von David Attenborough als idealer Katerbegleitung. Und sie hatte Recht: Komischen Pinguinen zuzusehen, wie sie in den arktischen Einöden herumlatschten, war in unserem schlaffen Nach-Party-Zustand wirklich äußerst vergnüglich.
Eine noch radikalere Theorie des Katers stammt von dem englischen Schauspieler Keith Allen und dem Künstler Damien Hirst, diesem berüchtigten Krakeel-Duo. In ihrem Fall waren die Kater möglicherweise besonders heftig, denn ihre Sauftouren konnten ganze Tage dauern. Aber sie haben eine Theorie entwickelt, wonach das Nüchternwerden der »beste Teil« des
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