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Anleitung zum Müßiggang

Anleitung zum Müßiggang

Titel: Anleitung zum Müßiggang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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Beim Drehen kann man nicht arbeiten, und so verlängert die Selbstgedrehte den Rauchgenuss. Sie halten auch länger und gehen häufiger aus. Und was noch wichtiger ist, sie spenden einen vollkommeneren Rauch (Mischungen mit geringem Teeranteil sind scheinheilig: entweder rauchen oder nicht). Der letzte Vorzug der Selbstgedrehten ist, dass Tabak so viel billiger ist als Zigaretten.
    Vor den sechziger Jahren war es die Pfeife, die von Literaten und nachdenklichen Typen geliebt wurde. Auch heutzutage ist sie keineswegs ausgestorben, aber zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende hat anscheinend jeder Pfeife geraucht. In J. M. Barries My Lady Nicotine und in allen Werken Jerome K. Jeromes sind die Schriftsteller und ihre Freunde selten ohne Pfeife anzutreffen. Auf meinem Schreibtisch liegt ein Exemplar von Pipe and Pouch: The Smoker’s Own Book of Poetry, das 1894 erschienen ist und 134 Gedichte zum Lob des Rauchens enthält.
    O himmlische Pfeife,
    Nach der ich jetzt greife,
    Welch Freude birgt dein Kopf so rund,
    Wenn mir dein Rauch steigt in den Mund.
    Na ja, ich habe ja nicht behauptet, es wären gute Gedichte.
    Ich muss sagen, die Tabakspfeife würde ich dem Lehrling des Müßiggangs empfehlen. Wenn du das Gespött und die tadelnden Ratschläge deiner Lieben erträgst, dann kann der Griff zur Pfeife ein Weg sein, in ein untergegangenes Zeitalter vornehmer Nachdenklichkeit zurückzufliegen. Pfeifen erfordern Zeit und Muße. Gelegentlich rauche ich eine. Meine Freundin Victoria kann sie nicht ausstehen. Als ich sie fragte, warum – geht es vielleicht um den Geruch? –, antwortete sie: »Nein. Es ist die ganze Attitüde.« Ich vermute, sie erträgt es nicht, mich untätig zu sehen. Sie hat gesagt, ich darf Pfeife rauchen, solange sie mich nie dabei sehen muss und solange ich keine Fotos von mir als Pfeifenraucher zum Allgemeingebrauch versende. Das ist jammerschade, denn ich hätte gerne auf meinem Autorenfoto Pfeife geraucht. Ich denke, die Pfeife hätte meine Liebe zu innerer Ruhe und Kontemplation ausgedrückt. Aber ich sollte wohl besser nicht den häuslichen Frieden in Gefahr bringen – ein Thema, das zufälligerweise in jener Anthologie Pipe and Pouch häufig auftaucht. Viele Dichter schlagen sich mit der alten Raucher-Scherzfrage herum: Zigarre oder Ehefrau – und entscheiden sich in der Regel für die Zigarre, wie zum Beispiel Rudyard Kipling:
    Eine Million überschüssiger Maggies ist bereit unters Joch zu krauchen;
    Und eine Frau ist nur eine Frau, aber eine gute Zigarre, die kann man rauchen.
    Ein anderer Vorteil des Pfeiferauchens ist, dass man das Zigarettenrauchen nicht aufgeben muss. Mallarmé war sogar der Ansicht: »Zigaretten im Sommer, Pfeife im Winter.« Ich denke, ideal wäre es, das ganze Arsenal im Haus zu haben: eine Pfeife und die ganze Palette an Pfeifenprodukten; einen Karton Zigaretten, eine Unze Zigarettentabak zum Selbstdrehen und jede Menge Rizla-Papier sowie einen Vorrat an feinen Zigarren für besondere Gelegenheiten. Ich habe gehört, dass in viktorianischen Zeiten ein Gegenstand namens »Rauchtisch« in bürgerlichen Häusern häufig zu finden war. Er besaß alle möglichen Schubladen und Fächer zur Unterbringung der verschiedenen Utensilien, die der leidenschaftliche Raucher benötigte. Wir wissen natürlich über Rauchjacken Bescheid: diese Schlafröcke-für-den-Tag, die angeblich den praktischen Effekt hatten, den Geruch des Rauchs zu absorbieren, so dass man sich ins Boudoir seiner Angebeteten zurückziehen konnte, ohne ihr zartes Näschen zu beleidigen. Der Fez, heißt es, wurde mit demselben Hintergedanken entworfen. Wirklich, ein Goldenes Zeitalter ist vergangen.
    Werden die Moralisten siegen? Gegner des Tabakhandels sind die Puritaner, Aufseher, Mauerbauer, Leute, die einschreiten und versuchen, die Regungen des Menschen in eine Richtung umzuleiten, die den Wünschen der Natur, man könnte sogar sagen: Gottes widerspricht. Raucher schwimmen mit dem Strom. Aber sie können früh sterben.
    Eines der Probleme des Rauchens, wird argumentiert, ist die Belästigung, die es für Nichtraucher bedeutet. In viktorianischer Zeit, als man Nachsicht mit den Rauchern hatte, statt sie in die Kälte zu verbannen, gab es in Häusern spezielle Rauchzimmer, in die sich die Raucher während einer Abendgesellschaft zurückziehen und ihrem Laster frönen konnten, ohne andere zu stören. Rauchzimmer sollten zu Hause und im Büro wieder eingeführt werden. Sie sollten gemütlich, clubartig sein;

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