Anleitung zum Müßiggang
Antwort. Sicherlich hat sie den Vorteil, dass niemand sonst daran beteiligt ist, es gibt keine Möglichkeit, über unsere Leistung ein Urteil zu fällen. Endlose Fantasien, und niemand außer einem selbst muss zufrieden gestellt werden. Pornos räumen die nagenden Ängste aus dem Weg, die bisweilen unsere erotischen Beziehungen zerstören: hat der andere auch Spaß daran? Mache ich es richtig? Wen interessiert das!
Hugh Hefners Mission im Playboy war es, die Selbstbefriedigung vom schlechten Gewissen zu befreien. Genial war, dass er diese Mission mit der Suche nach einem bohemehaften Lebensstil und Sex mit sozialem Aufstieg verbunden hat. Wenn man sich heute Playboys aus den sechziger Jahren ansieht, fällt auf, wie radikal, gedankenreich und fortschrittlich sie oft waren. Hefner veröffentlichte Texte von Ray Bradbury, Jack Kerouac, Truman Capote, Henry Miller, Vladimir Nabokov, Kenneth Tynan und Philip Roth. Er förderte Lenny Bruce und Woody Allen und führte lange Interviews mit Malcolm X, Martin Luther King, Bob Dylan und Fidel Castro. Es wurden die Jazzszene, Drogen und der Gruppensex gefeiert. Ein typischer Artikel, der den Titel »Sex, Ecstasy and the Psychedelic Drugs« trägt, untersuchte »die Freuden und Risiken chemisch gesteigerter oder herbeigeführter Erotik«.
Der Fehler am Playboy -Lebensstil war, dass er offenbar ein absurd hohes Einkommen erforderte. Hefner beteuerte zwar, »Ausstattung und technischer Spielkram sind nur Accessoires für den wichtigeren Teil des Ganzen: die optimistische, romantische Erkundung aller Möglichkeiten, die das Leben zu bieten hat«, aber die Zeitschrift war ein Sinnbild des sozialen Aufstiegs und neigte daher unvermeidlich dazu, den einfachen Mann mit seinem Schicksal unzufrieden zu machen. Dennoch konnte jeder aus der frischen und freudigen Einstellung des Playboy Mut zum Leben schöpfen.
Eine andere Lösung des Problems, wie man Sex ohne Schuldgefühle finden könnte, waren traditionell die Prostituierten, Kurtisanen und Konkubinen. Die meisten Väter haben die Verwandlung ihrer Freundin zur Geliebten und Mutter erlebt, und auch, wie dämpfend sich die Bedürfnisse kleiner Kinder auf die Libido einer Ehefrau auswirken können. Plötzlich stellt der junge Vater fest, dass er das Leben eines Mönchs mit lästigen Kinderbetreuungspflichten führt. Die Frau hat ihre Kinder; der Mann hat seine Funktion als Samenspender erfüllt, und nun scheint sie an unnützem Sex nicht mehr interessiert zu sein. Also was kann der Mann da machen? Er wünscht sich keine Liebesbeziehung (zu viel Ärger), aber er wünscht sich aufrichtig Sex. Ich wünsche mir oft, ich hätte im Paris des neunzehnten Jahrhunderts gelebt, als Besuche in luxuriösen Bordellen, die mit emanzipierten Kurtisanen, erfahrenen Expertinnen in der Kunst der Liebe besetzt waren, gesellschaftlich akzeptiert waren. In meiner Vorstellung sind Pariser Bordelle mit Spaß, Gelächter und Vergnügen angefüllt. Die einzigen Puffs, die es heute in England zu geben scheint, tarnen sich als Massagesalons und sehen immer unglaublich schrammelig und abstoßend aus. Außerdem habe ich gehört, dass es in
Frankreich noch immer die Sitte gibt, sich eine Geliebte zu nehmen. Doch da ich leider von Hause aus ehrlich bin, könnte ich mit dem Betrug und dem schlechten Gewissen nur sehr schwer umgehen. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre mit einem größeren Talent zum Betrüger auf die Welt gekommen.
Die Lösung für jeden Menschen von ähnlicher Wesensart ist vielleicht das Festival. In vielen Kulturen gibt es die Tradition eines alljährlichen Bacchanals, bei dem alle normalen Regeln außer Kraft gesetzt werden. Eines dieser Feste, der Teufelskarneval, findet jedes Jahr in Argentinien in der Gegend von Quebrada de Humahuaca statt, und nach einem Bericht der Zeitung La Nación steht zwei Wochen lang die freie Liebe auf der Tagesordnung:
Nach dem Volksglauben muss einmal im Jahr das Chaos regieren – zur Karnevalszeit, um genau zu sein –, damit die Bewohner von Himmel und Hölle mit dem Universum in Eintracht bleiben. Beim Karneval steigt der Teufel aus den Tiefen der Erde herauf und erteilt jedermann die Erlaubnis, zu tun, was ihm gefällt. Doch nur zwei herrliche Wochen lang … dauern Trinkgelage und Feiern vom Morgen bis in die Nacht. Ehebande werden beiseite gelegt, und mehrere Tage lang werden Männer und Frauen wieder zu Singles. »Während des Karnevals ist der Teufel auf der Erde, darum kann niemand Einspruch
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