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Anleitung zur Selbstorganisation

Anleitung zur Selbstorganisation

Titel: Anleitung zur Selbstorganisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredmund Malik
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erweiterte Feld der Gesamwirtschaft, in die globale Dimension und wieder zurück – bildlich gesprochen, eine Reise durch einen Kosmos von Systemen. Jeder
Chunk of Information –
nicht nur formelle Analyseergebnisse, auch z. B. was man in Gesprächen erfährt, in der Zeitung liest und im Web findet – wird je nach Relevanz ausgefiltert, integriert und verändert das Bild – sowie unter Umständen auch den Operationsmodus des Unternehmens bis zum Alarmzustand, wie ich später noch zeigen werde.
    Unternehmenspolitische Grundsätze bezüglich des Master Control-Management-Systems sind fast gänzlich generalisierbar, weil die
Lenkungsprinzipien
komplexer Systeme, wie ich in Erinnerung bringe, immer dieselben sind, obwohl sie in unzähligen Erscheinungsformen auftreten. Hingegen sind
Umwelt- und Unternehmenskonzept
stark von den Besonderheiten des konkreten Anwendungsfalls abhängig, das Unternehmenskonzept noch mehr als das Umweltkonzept.
    Durch das Umwelt-Modell wird sichergestellt, dass die Entscheider jederzeit den Überblick über die Gesamtlage haben und die Situation beurteilen können. Sie haben eine gemeinsame
Lagekarte
– eine System-Topographie – und können Entscheidungen anhand des Modells durch gedankliche und computergestützte Simulation auf deren mutmaßliche Wirkung prüfen.
    Zukunft ist nicht prognostizierbar, aber anhand kybernetischer Gesetzmäßigkeiten lassen sich, richtig angewandt, erforderliche Maßnahmen erkennen, die die Zukunft gestalten und die Wirkungen vorhersagen. Auf der Grundlage von simulativer Antizipation kann durch Entscheiden und Handeln eine angestrebte Zukunft ermöglicht werden. Das ist im Gegensatz zur Wissenschaft die Funktion von Management: Management darf es nicht beim Erkennen und Verstehen bewenden lassen. Hier geht es um die Konsequenzen der Wissenschaft. Sie verlangen nach Entscheidungen und folgerichtigem Handeln.
    An die Stelle von Prognose treten dabei Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, sei es proaktiv oder reaktiv. Das ist die seit vier Milliarden Jahren bewährte, weil immer wieder erprobte Lösung der Natur. Evolution ist nicht Prognose, sondern ständiges Probieren, Testen, Handeln, Probieren, Testen, Handeln und so fort.
    Anforderungen an das Umwelt-Modell
    Nur in einer Umwelt ist der Mensch lebensfähig und nur in einer Umwelt ist ein Unternehmen funktionsfähig. Stärker, als vielen Führungskräften bewusst ist, definieren Umwelt und Unternehmen sich
gegenseitig
und
wechselwirkend
. Die Umwelt ist Organizer des Unternehmens und dieses ist Organizer der Umwelt. Gemeinsam – und nur so – bilden sie ein Ganzes, ein funktionierendes System. Das »Sixpack« der
Central Performance Controls
ist dafür Grundlage und Richtschnur.
    Das Subsystem
Umwelt
ist die komplexeste System-Komponente. Jede
herkömmliche
Vorstellung von Analysieren und Verstehen scheitert an seiner Komplexität. Dennoch ist man darauf angewiesen, sich ein Bild von der Umwelt zu verschaffen, in der das Unternehmen funktionieren soll. Welche Art von Bild kann und muss es sein? Entsprechend dem Kapitel über das Navigieren kann die Antwort nur sein: Es muss ein kybernetisches
Modell
der Umwelt sein, das dem Zweck der Lenkung des Unternehmens in der Umwelt dient. Etwas verkürzt kann man sich das so wie folgt vorstellen.
    Dafür erinnere ich an die Beschreibung des
mentalen Modells
. Das Umwelt-Modell für die Lenkung des Unternehmens muss so nahe wie möglich an dessen Funktionalität herankommen, also an die dort beschriebenen Brain-Function-Principles.
    In vielen kleinen Unternehmen ist das kein Problem, vorausgesetzt, dort stecken die Modelle der Umwelt im Kopf des Chefs und seiner engsten Mitarbeiter und zwar entsprechend deckungsgleich. Das ermöglicht gemeinsames Wahrnehmen, Denken, Kommunizieren und Handeln. In
großen
Organisationen genügt das nicht. Zwar haben auch hier die Entscheider ihre individuellen mentalen Modelle. Aber je mehr Personen involviert sind und je verschiedener ihre Aufgaben sind, desto weniger Gemeinsamkeiten haben ihre Modelle. Die Vorstellungen vom System driften entsprechend auseinander und infolge das System selbst. Jeder gibt zwar sein Bestes, aber dieses wird nicht mehr durch ein
gemeinsames
Modell definiert, sondern durch ein je persönliches Modell.
    Selbstkoordination, Selbstregulierung und Selbstorganisation brauchen – wie erklärt – eine gemeinsame Basis, sonst zerfällt das System. Je komplexer das System wird, desto mehr

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