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Anmutig älter werden (German Edition)

Anmutig älter werden (German Edition)

Titel: Anmutig älter werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Maria Kubitschek
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heimatlichen Erde gerissen wurden, konnte ich als junge Frau in Berlin auch keine Wurzeln in die Erde versenken, denn ich hatte Angst, dass sie mir wieder gewaltsam herausgerissen würden. Ob ich nun hier die Möglichkeit hätte, mich zu verwurzeln, würde sich zeigen.
    Als Kramper, so hieß der Schwager von Müsselchen, mir den von ihm aus Tannenholz gefertigten Schrank nach Fruthwilen brachte, lachte er laut: »Ruth, wenn man das F von Fruthwilen weglässt, wohnst du in Ruthwilen.«
    Na, wenn das kein Omen ist! Das war keinem von uns aufgefallen.
    Die Freundschaft zu Heidi und Müsselchen wurde eine stabile Basis in meinem Leben. Und unser Freundeskreis erweiterte sich. Irgendwie zogen wir drei die Menschen an, die zu uns passten.
    Erst nach einiger Zeit in meiner neuen Wohnung fielen mir die alten Apfel- und Zwetschgenbäume hinter meinem Haus auf sowie ein Abgrund, ein wirklicher Abgrund, auf dem Bäume standen. Ich wollte dort nur mal in Ruhe sitzen, da meinte der Bauer von nebenan, der auch Ganter (Auktionator) in unserer bäuerlichen Gegend war: »Das ist Unland, das können Sie kaufen, das ist nicht teuer.«
    Kurz entschlossen kaufte ich es, es war wirklich nicht teuer. Den Abgrund hatte ich jedoch noch gar nicht wirklich gesehen, weil er mit Nirli, einer Lianenart, zugewachsen war. Der Bauer erzählte nachher lachend in der Wirtschaft: »Jetzt habe ich der Kubitschek den Saich verkauft.«

    Eine Gans unter Gänseblümchen über das Leben sinnend.
    Spätestens vor dem Abgrund wurde mir klar, warum mir das Leben Heidi zugeführt hatte. Ihre Eltern waren Gemüsebauern und sie war gelernte Floristin. Sie verkaufte halt jetzt Jeans, konnte die Größe der Jeans nach der Größe des jeweiligen Hinterns einschätzen und hatte damit Erfolg. Nun schätzte sie die Arbeit ab, die hier auf uns zukam.
    Ich war fünfundsechzig Jahre alt und arbeitete mit Heidi vier Jahre hart am Bau des Gartens. Ich wollte der Erde etwas zurückgeben, nicht nur nehmen, was sie uns bietet, und dieses einfach als selbstverständlich verstehen. Ich wollte ihr Antlitz verschönern, Schönheit bauen. Das haben wir, Heidi und ich, redlich versucht und es kam wirklich so, dass dieser Abgrund Schönheit und Harmonie ausstahlt.
    Doch wieder einmal hatte ich nicht bedacht, dass der Bau zwar aufwendig und langwierig war und mein ganzes Geld verschlingen würde, doch dass die Pflege mindestens genauso teuer und Geld verschlingend sein würde.
    Das Wunderbare war, dass ich jetzt für meine Meditationsgruppe einen Platz hatte, an dem wir in der Natur meditieren konnten. Es kamen von Monat zu Monat immer mehr Menschen.
    Heidi gab ihren Job auf und machte sich mit einem eigenen Gartenbetrieb selbstständig. Sie ist seitdem auch der Herrscher meines Gartens, vor jeder Entscheidung sagt sie zwar: »Die Ruth ist die Regierung, sie hat alles zu bestimmen«, aber gemacht wird, was Heidi will.
    Von wegen, ich will keinen Besitz! Jetzt hatte ich zu meiner Wohnung, die ich nach dem Ratschlag meines Bankers: »Bei der Miete können Sie sie auch kaufen«, dann letztendlich erworben habe, auch noch ein Stück Land von 2800 Quadratmetern!
    An den offenen Sonntagen kamen in den ersten Jahren fünfzig, später zweihundert Menschen in meinen Garten. Das steigerte sich bis zu tausend, die natürlich auch irgendwo parken mussten. Die Kantonalstraße wurde zu einem riesigen Parkplatz. Komischerweise hat man die zahlreichen Besucher im Garten nicht so gespürt. Wir hatten im unteren Bereich des Gartens einen Platz gebaut, dessen Steinboden einen Stern bildete. Darauf fanden etwa hundert Stühle Platz. Im Häuschen im oberen Garten boten wir Kaffee und Kuchen an, alles umsonst.
    Ich wollte in den Menschen etwas bewegen, ihnen zeigen, dass jeder auf der Erde so etwas machen könne, der Natur Schönheit zurückzugeben, die wir Menschen ihr genommen haben. Ich wollte sie spüren lassen, dass die Natur beseelt und nicht nur tote Materie ist, die man nach Herzenslust ausrauben kann.
    So nach und nach probierte ich jeweils mit den Besuchern auf den Stühlen am Stern eine Meditation. Besonders die Männer waren von meiner kurzen Besinnung berührt.

Gartenmeditation
    H aben Sie keine Angst. Es tut nicht weh, es ist nicht so wie beim Zahnarzt.
    • Stellen Sie die Füße fest auf die Erde, schließen Sie die Augen und atmen Sie ganz ruhig ein und aus.
    • Der Tag und die Reise hierher versinken. Sie sitzen wirklich im Moment nur hier in diesem Garten. Ihre Füße spüren die Erde,

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