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Anmutig älter werden (German Edition)

Anmutig älter werden (German Edition)

Titel: Anmutig älter werden (German Edition)
Autoren: Ruth Maria Kubitschek
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betete wieder: »Babele hilf. Hilf bis zur nächsten Tankstelle, sonst verpassen wir das Flugzeug.« Sie werden es nicht glauben, ohne Benzin fuhren wir bis zur nächsten Tankstelle. Wir waren beeindruckt. Wer war dieser Babele, der dies konnte?
    Wir erreichten wirklich das Flugzeug und saßen alle glücklich in der Holzklasse. Der Steward, ein junger Mann, der mich erkannte und sehr erstaunt war, dass ich hinten saß, verwöhnte uns alle vier mit Essen und Schokolade. Es wurde ein lustiger Flug, sodass wir die neun Stunden leicht absaßen.
    Nachts um zwei Uhr in Bangalore angekommen, erlaubte Anna uns nicht, in ein Taxi zu steigen, um nach Puttaparthi zu fahren, weil Sai Baba seinen Leuten verboten hatte, nachts mit dem Auto zu ihm zu kommen. Also standen wir müde in der lausigen Flughafenhalle herum, bis es Tag wurde. Jetzt aber nichts wie weg hier.
    Noch einmal drei Stunden Fahrt, vielleicht auch vier, weil Anna in einem Dorf unbedingt frühstücken wollte. Als ich das Lokal betrat, wollte ich gleich wieder umkehren. Doch Anna meinte, an diesem Frühstück mit dem indischen Brot, den scharfen Soßen würden wir bestimmt nicht sterben. Ich hatte auf unserer Fahrt bis hierher schon des Öfteren gedacht, unser letztes Stündlein habe geschlagen, weil der Fahrer rasant an Kühen, Hunden, Hühnern und Autos vorbeischlitterte, zum Glück, ohne sie zu treffen. Meistens habe ich mir die Augen zugehalten. Aber man gewöhnt sich an alles. Das Frühstück war tatsächlich fabelhaft und durch die scharfe Soße wurden wir wieder wach.
    »Puttaparthi – Divine Land« empfing uns. Auf der rechten Seite der Straße sahen wir ein imposantes Krankenhaus, wie ein sitzender Buddha gebaut, umgeben von einem parkartigen Gelände. Weiter auf der linken Seite eine Musikschule und weitere Schulen, alles sauber und gepflegt. Durch ein großes schönes Tor fuhren wir in den Aschram von Sai Baba.
    Zuerst mussten wir zur Anmeldung. Anna und ich bekamen ein Zimmer. Es kostete für uns beide zehn D-Mark für eine Woche.
    Anna, die sich auskannte, schnappte sich einen jungen Inder, der uns die Koffer ins Zimmer trug. Da das Zimmer vollkommen leer war, bekam er den Auftrag, zwei Matratzen zu besorgen. Es gab ein Bad mit einer Dusche und WC – gewöhnungsbedürftig. Aber ich hatte ja hier die Chance, heilig zu werden, darf man nicht vergessen. Sofort fing ich an zu putzen, alles Nötige hatten wir vorsichtshalber mitgebracht.
    Ich war überrascht, dass es nicht zu heiß war, sondern angenehm warm. Um 16 Uhr gingen wir endlich in den Tempel. Wir alle hatten indische Taschen dabei, halb so groß wie ein Blatt, in die wir unsere Schlüssel, den Ausweis vom Aschram und ein wenig Geld gesteckt hatten. Beim Eingang wurden wir abgetastet. Unsere kleinen Taschen durften nicht mit hinein, sie waren zu groß. Ich war von uns dreien immer noch die Jüngste, also musste ich zu einer Aufbewahrungsstelle gehen und die Taschen abgeben.
    Ich habe mich so aufgeregt: »Das will ein Avatar sein und in den Tempel darf man nicht einmal mit einer winzigen Tasche und wird untersucht wie am Flughafen. So eine Scheiße.« Ich war müde und wütend, als ich in den Tempel zurückkam und meine Freundinnen suchte.
    Da trat eine etwas ältere Inderin auf mich zu und sagte: »You are not in peace. Go out.« Ich war schon auf dem Weg nach draußen, da holte Anna mich ein und beschwichtigte die Frau. Ich durfte bleiben. Wir drei alten Weiber, das muss man sagen, konnten nicht im Schneidersitz auf dem Boden sitzen. Also wurden wir nach ganz hinten an der Wand auf irgendwelche Gartenstühle platziert.
    Die Halle war riesig und mit Blumen geschmückt, links saßen die Frauen, rechts die Männer. Die indischen Frauen, in ihren Saris auf dem Boden sitzend, ergaben für mich ein fremdartiges Bild, das sehr schön und farbenfroh aussah, wohin ich auch blickte. Diese Schönheit beruhigte mich.
    Zarte indische Wesen versuchten, den roten Teppich mit sehr komischen Besen zu säubern. Die Halle war offen. Darin befanden sich nicht nur Tausende von Menschen, sondern auch zahlreiche Vögel, die oftmals ihre Federn auf dem roten Teppich zurückließen.
    Und endlich kam Sai Baba. Er war klein, zierlich, trug ein langes orangefarbenes Hemd, war barfuß und seine riesige schwarze Haarmähne gab ihm etwas Außergewöhnliches. Ich glaube, ich habe geweint, als ich ihn sah. Er ging langsam an allen Menschen in der Halle vorbei, nahm Briefe entgegen, die man ihm reichte, segnete die Menge und
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