Anmutig älter werden (German Edition)
Wollmatinger Dorftrampel.«
Wir mussten die Bilder nachts aufhängen, um den Hotelbetrieb nicht zu stören. Da zeigte sich wieder das Talent von Heidi, zu organisieren und zu befehlen, wo es langging. Inge, Müsselchen, schrieb nachts noch die Preislisten und wir wurden immer mehr zu einem guten Team.
Zur Weihnachtszeit hatten wir eine weitere Ausstellung in St. Moritz Dorf, wieder in einem großen Hotel. Eine Geschäftsfrau, die immer einen Nerzmantel trug und es nicht fassen konnte, dass ich es wagte, nach St. Moritz ohne Pelz zu kommen, hatte alles organisiert. Nach der erschreckenden Erkenntnis ging sie mit mir in ein großes Pelzgeschäft und es wurden über mich ein Nerz- und ein Zobelmantel als Leihgabe gehängt. Sie machten mich, nach meinem Gefühl, um Jahre älter und viel dicker! Ich selbst hatte bereits bei meinem großen Umzug all meine Pelze verschenkt, da ich aus moralischen Gründen keine mehr tragen wollte.
Ein Versuch in einer Art Qi Gong.
Da Pressefotos von mir im Pelz gemacht werden sollten, drückte ich mich, eilte in das Geschäft von Bogner, klagte ihnen mein Leid und bekam einen wunderbaren blauen Anorak mit passenden Skihosen dazu. So zünftig und sportlich exklusiv gekleidet, trat ich vor die Presse.
Das Luxushotel, in dem die Ausstellung stattfand, war komplett ausgebucht, sodass Müsselchen, Heidi und ich in einem kleinen Zimmer zusammen untergebracht wurden. Heidi friert immer in der Nacht, also deckten wir sie mit dem teuren Zobel zu. So hatte er doch noch eine Funktion gefunden.
Unser Team hatte viel Spaß, wir haben sehr viel gelacht und hatten dabei immer Erfolg. Solche Events waren für mich besonders anstrengend, weil ich den ganzen Tag auf den Beinen war, mich mit den Menschen unterhalten und ihnen meine Bilder erklären musste. Am Ende sah ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie sie mit einem meiner Bilder davonzogen – eine gute Loslassübung.
Entspannungsbad
A n so einem Abend brauche ich unbedingt ein Entspannungsbad.
Ich gebe eine Tasse Basenpulver in das Badewasser und lasse die Wanne volllaufen.
Dann vermenge ich einen Becher Sahne in einer Schüssel mit einem großen Esslöffel Honig, zehn Tropfen ätherischem Weihrauchöl, acht Tropfen Lavendelöl und acht Tropfen Teebaumöl.
Diese Mischung schütte ich in die Wanne. Das Baden ist dann sehr entspannend, harmonisierend und duftet wunderbar.
Den Zeichen folgen
T rotz der Schließung des Gartens für die breite Öffentlichkeit traf sich manchmal sonntags ein harter Kern, um zu meditieren. Mittags gab es meine berühmte Suppe mit frischem Gemüse von der Reichenau. Das Highlight darin waren meine selbst gemachten Grießknödel, die leider immer etwas hart wurden. Man hätte sie auch als Pingpongball benutzen können. An diesem Sonntag übernahm Anna, die einem großen Apfel-Bauernhof vorstand, die Zubereitung der Grießknödel.
Beim Kochen sagte sie ganz nebenbei: »Du, Ruth, ich habe Anfang September einen Flug nach Bangalore gebucht. Die Lufthansa fliegt zum ersten Mal ab Frankfurt direkt dahin. Willst du nicht mitkommen?«
»Ja, bist du verrückt, ich weiß doch heute noch nicht, was ich im September mache. Wenn ich eine Rolle bekomme, muss ich sie annehmen, denn wir brauchen das Geld für den Garten.«
»Gut, das macht nichts, dann kommt halt jemand anderer mit.«
Anna war eine glühende Verehrerin Sai Babas und flog seit Jahren zu ihm nach Puttaparthi.
Ich hatte schon viel von ihm gehört und manche seiner Weisheiten sprachen mich sehr an, zum Beispiel: »Liebe alle – diene allen – hilf immer – verletze nimmer.« Oder: »Es gibt nur eine Religion, die Religion der Liebe. Es gibt nur eine Kaste, die Kaste der Menschheit. Es gibt nur eine Sprache, die Sprache des Herzens. Es gibt nur einen Gott, er ist allgegenwärtig.«
Und außerdem imponierte mir, dass er für die Frauen Indiens Universitäten baute und ihre Bildung förderte.
Vorläufig hatte ich mit Indien nichts am Hut.
Die Zeit des Fluges rückte näher und da ich kein Angebot hatte, entschloss ich mich mitzukommen. Als ich mit Anna, einem gebürtigen Russen und einer kleinen herzkranken Frau am frühen Morgen von Friedrichshafen nach Frankfurt fliegen wollte, war das Flugzeug kaputt. Um elf Uhr ging unser Weiterflug. Große Aufregung.
Anna betete zu Sai Baba: »Babele hilf.« Wir fanden einen Taxifahrer, der bereit war, uns nach Frankfurt zu bringen. Unterwegs ging ihm das Benzin aus und keine Tankstelle war in Sicht. Anna
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