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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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einen kuscheligen Nicki-Freizeitanzug in Himmelblau. Eine Jacke mit Kapuze in der gleichen Farbe. Die Haare hatte sie zum Pferdeschwanz gebunden, und nur das pinkfarbene Stirnband passte nicht ganz zu ihrer sonst so fein abgestimmten Erscheinung.
    Sie hörte über ihr iPod Powermusik.
    War das ein Wink des Schicksals? Sollte er sie sich jetzt hier einfach von der Strandpromenade holen? Aber zu viele Menschen waren noch unterwegs. Das alles würde nicht unbemerkt bleiben.
    Ein heftiger Wind blies vom Meer her, und die Wellen schlugen wütend gegen die Strandbefestigung, als hätten sie vor, die Insel zu teilen. Für viele Menschen war aber gerade dieses Naturschauspiel ein Grund, nach draußen zu gehen und sich der Naturgewalt zu stellen. Die meisten hatten ihre Blicke in Richtung Meer gewandt oder ihre Kapuzen tief in die Stirn gezogen und guckten nach unten auf ihre Füße.
    Sie kam näher. Sie lief direkt auf ihn zu. Er hatte nur noch wenige Sekunden. Er musste sich entscheiden.
    Sie, die so gemein zu Ines gewesen war, spielte gern den Gutmenschen, der anderen half und deren narzisstische Selbsterhöhung andere Menschen in Not brachte. Er würde ihr die Gelegenheit geben, sich gut zu fühlen. Ihre ach so herausgestellte soziale Ader sollte zu ihrer Achillesferse werden.
    Er zog sein Handy und hielt es sich ans Ohr. Dann taumelte er und fiel vor ihr auf den Asphalt.
    Sie sprang nicht über ihn. Sie stoppte und fragte – ganz die brave, hilfsbereite junge Frau –, ob er sich verletzt hätte und was mit ihm sei.
    Die Kopfhörerknöpfe baumelten jetzt an ihrem Hals, und Peter Gabriel sang:
    I want to be your sledgehammer
    Why don’t you call my name
    Sie half ihm hoch. Er sackte gleich wieder ein Stückchen zusammen und griff sich an die Brust. Sie stützte ihn.
    »Ich rufe einen Arzt. Sie haben einen Herzinfarkt!«
    Er rang nach Luft und fand seine Vorstellung ausgesprochen gut.
    »Nein, danke«, sagte er, »ich habe gerade erfahren … Meine Frau hat mir gerade am Telefon gesagt, dass unser Kind bei einem Autounfall … Ich kann es gar nicht glauben …«
    Er hatte sie sofort. Sie wollte ihm helfen, fragte, was sie für ihn tun könnte, und beteuerte, wie schrecklich das sei und dass es ihr leidtäte und sie doch selbst Mutter sei und deswegen verstehen würde …
    »Ich … ich muss in meine Ferienwohnung … Ich muss sofort die Insel verlassen … Ich …«
    Sie ging darauf ein, ganz, wie er gehofft hatte. Sie fragte, wo er wohne. Er deutete auf das Hochhaus und hakte sich bei ihr unter.
    »Bringen Sie mich ein paar Meter? Ich will nicht, dass alle Leute jetzt etwas merken, mich anquatschen oder …«
    Sie fühlte sich sofort ins Vertrauen gezogen und teilte diesen fast intimen Moment der menschlichen Solidarität mit ihm.
    Sie begleitete ihn bis zur Haustür.
    Er hatte etwas von einem gebrochenen alten Mann an sich, und es waren nicht nur Regentropfen, die sein Gesicht befeuchteten. Dass er Handschuhe trug, machte sie nicht misstrauisch. Schließlich war es kalt.
    »Kommen Sie jetzt alleine klar?«
    Er nickte vornübergebeugt, fiel dann aber, als die Tür sich öffnete, fast in den Flur.
    Sie schüttelte ihre nasse Kapuze nach hinten, wollte ihm helfen, und schon war sie im Haus.
    Er drückte auf den Knopf, und der Fahrstuhl mit den gläsernen Wänden sauste vom sechsten Stock nach unten.
    Sie wartete noch und stützte ihn, bis die Fahrstuhltüren sich öffneten. Dann wollte sie sich verabschieden.
    Er gab ihr, scheinbar dankbar, die Hand. Plötzlich war sein Griff aber härter, als von ihr erwartet. Sie schaute ihn irritiert an und von seinem Gesicht war von Trauer und Schmerz nichts mehr zu sehen, sondern da war nur diese brutale Entschlossenheit.
    Sie wusste sofort, dass sie in eine Falle getappt war, und versuchte, sich zu befreien. Es waren nur zwei Schritte vom Fahrstuhl bis zur Tür. Sie trat ihm gegen das Schienbein und entzog ihm gleichzeitig ihre Hand.
    Sie floh in Richtung Tür, aber er griff von hinten in ihre Haare und riss sie zurück.
    »Lassen Sie mich!« Ihr Schrei erstickte. Das pinkfarbene Stirnband rutschte und nahm ihr kurz die Sicht.
    Er drehte sie herum und versperrte jetzt den Weg zwischen ihr und der Haustür. Als sie versuchte, an ihm vorbeizukommen, verpasste er ihr einen Tiefschlag in die Magengrube und drängte sie wieder zum Fahrstuhl.
    Sie musste für einen kurzen Moment das Bewusstsein verloren haben, denn als sie wieder deutlich wahrnahm, was um sie herum geschah,

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