Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
war und geradlinige Männer wie er, die nicht auf der Schleimspur der Frauenbewegung ausrutschen wollten, hatten es schwer. Frauen wollten keine echten Kerle mehr, sondern umgaben sich mit gut frisierten Muttersöhnchen. Lackaffen mit Fönfrisur und gebrochenem Rückgrat.
    Rupert wollte seine weibliche Seite nicht in sich entdecken, um dann als halbschwuler Warmduscher endlich von den modernen Frauen anerkannt zu werden. Nein, darauf legte er keinen Wert! Seine Zeit würde bald kommen, das ahnte er. Und dann würde er triumphieren. Wenn endlich wieder echte Kerle gefragt waren. Besser ein nach Schweiß stinkender Humphrey Bogart als ein parfümierter Glööckler.
    Die Wirkung des Whiskeys ließ nach, und das Haus kam Rupert plötzlich so leer vor ohne Beate. Er goss sich noch zwei Doppelte ins Glas, denn nüchtern betrachtet war es ihm besoffen viel besser gegangen.
    Er wollte einen seiner alten Filme gucken.
Casablanca
oder, weil er ihn nicht fand, wenigstens
Conan, der Barbar
. Oder einen der alten James-Bond-Filme.
    Jetzt suchte er seine Westernsammlung. Er hatte den kompletten John Wayne. Das konnte Beate ihm doch nicht angetan haben … Hatte sie, um ihn fertigzumachen, seine John-Wayne-Filme irgendwo in der Wohnung versteckt oder gar mit zu seiner Schwiegermutter genommen? Unwahrscheinlich, dass sie mit der zusammen Western guckte.
    Außerdem nervten ihn die Rollläden. Seine Frau hatte technisch aufgerüstet und Motoren für die Rollläden einbauen lassen, die sie bei Sonnenschein automatisch hochfuhren und bei Dunkelheit wieder runter. So wollte sie im Urlaub Einbrecher abschrecken, weil das Haus einen belebten Eindruck machte, ohne dass sie ihrer neugierigen Nachbarin den Schlüssel geben musste.
    Aber immer, wenn draußen ein Auto vorbeifuhr und die Lichtkegel der Scheinwerfer die Sensoren anstrahlten, knatterten die Rollläden mit einem nervtötenden Geräusch hoch, nur um kurz danach wieder runterzurattern.
    Rupert wusste, dass man den Mechanismus irgendwo ausschalten konnte. Aber wo? Das Ganze war ein Projekt seiner Frau, um das er sich nie gekümmert hatte.
    Er verdächtigte Beate jetzt, das alles absichtlich getan zu haben. Sie hatte seine Lieblingsfilme mitgenommen und diese jämmerliche Anlage eingeschaltet, nur um ihn restlos fertigzumachen.
    Er trank den Whiskey langsam, so wie Bogart Whiskey trank. Cool, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.
    Rupert wäre so gerne kühn, flexibel und analytisch gewesen. Aber er war sauer, stocksteif und verwirrt.
    Er nahm einen großen Schluck, hatte den Mund aber zu voll genommen, verschluckte sich und musste husten. Ein paar Whiskeyspritzer aus seinem Mund trafen sein Knie und gaben der Jeans jetzt einen männlichen Duft, fand Rupert. Aber die Whiskeyflecken auf dem Sofakissen machten ihm Kummer. Das war ein selbstgestricktes Weihnachtsgeschenk seiner Schwiegermutter.
    Er musste die Flecken und den Geruch rauskriegen, bevor Beate zurückkam und das Kissen Anlass zu neuem Streit gab.
    Während er im Badezimmer mit Haarshampoo versuchte, das Kissen zu reinigen und im ganzen unteren Stockwerk die Rollläden hoch- und wieder runterfuhren, hoffte er immer noch, Beate würde es sich anders überlegen und ihm noch einmal verzeihen. Was hatte er schon groß gemacht? Herrje, die paar Autogramme auf Busen … Welcher seiner Kollegen hätte sich so eine Gelegenheit schon entgehen lassen? Er war nur dummerweise dabei fotografiert worden.

    Vielleicht war sie vor Erschöpfung, Hunger und Durst einfach eingeschlafen oder auch ohnmächtig geworden. Sie hatte das Gefühl, wach zu werden, als sie etwas klappern hörte.
    Er machte sich am Geschirrschrank zu schaffen. Er hatte Kälte von draußen mit in den Raum gebracht, jedenfalls begann sie in seiner Nähe zu frieren.
    Sie konnte den Mund nicht mehr öffnen, und das Atmen durch die Nase fiel ihr schwer. Sie hörte sich selbst schnaufen, und es war ihr unangenehm, in seiner Gegenwart solche Geräusche zu machen.
    »Jetzt wirst du sterben«, sagte er. »Gilt dein letzter Gedanke deiner kleinen Tochter oder deinem Mann? Oder denkst du über die Schuld nach, die du auf dich geladen hast, als du so mit Ines umgesprungen bist? Als du ihr das angetan hast, was du deiner Mutter hättest antun sollen.«
    Sie versuchte, durch Bewegungen und Knurren auf sich aufmerksam zu machen.
    »Ach, verzeih«, sagte er spöttisch-galant, »ich vergaß. Du kannst ja nicht sprechen. Schade eigentlich. Ich hätte mich gern mit dir unterhalten.

Weitere Kostenlose Bücher