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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Apfelblüten im August
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mein Honda neigt sich zur Seite, zwei Räder verlassen den Boden, zum Glück kippt der Wagen jedoch wieder auf die Straße zurück. Mein Herz klopft wie verrückt.
    »Omeingott. Omeingott«, sagt Tara, als wir mit einem Ruck zum Stehen kommen.
    Vor uns, mitten auf der Straße, liegt ein Mensch. Ich kann nicht weiterfahren. Überall um uns herum quietschen die Reifen.
    Ich drehe mich um und sehe ein blaues Auto auf uns zurasen. Die Augen des Fahrers sind weit aufgerissen, sein Mund steht offen. Erst wenige Zentimeter hinter uns kommt der Wagen zum Stehen. Der Mann schließt die Augen und senkt den Kopf, als würde er ein Dankgebet sprechen. Dann muss ich hilflos zusehen, wie er von einem anderen Auto gerammt wird. Sein Kopf ruckt, dann erstirbt die Bewegung. Unglaublich, dass der Aufprall ihn nicht in uns reingeschoben hat.
    Mein Nacken pocht, ich schwitze und versuche, ruhig und tief zu atmen. Neben mir schreit Tara. Auch die Kinder sind aufgewacht.
    Auf der anderen Seite des Mittelstreifens hat der Verkehr ebenfalls angehalten.
    Eine Frau liegt auf dem Boden, ich kann ihr Bein sehen, Jeans, eine bronzefarbene Sandale, rot lackierte Fußnägel. Durch die getönten Scheiben des Geländewagens kann ich einen Erwachsenen ausmachen und hinten ein Kind im Kindersitz.
    Hinter uns schert ein roter Lieferwagen nach rechts aus, fährt auf den Seitenstreifen und verschwindet den Highway hinunter.
    »Bist du okay? Seid ihr alle okay?«, fragt Tara und schaut sich um. Rachel reibt sich die Augen.
    »Rachel, alles klar bei dir?«, frage ich ebenfalls und strecke die Hand nach ihr aus.
    »Alles klar«, antwortet sie mit zittriger Stimme.
    »Was ist los?«, fragt Levy.
    »Es hat einen Unfall gegeben, aber uns ist nichts passiert. Jetzt stehen wir im Stau.«
    Tara packt ihr Handy und springt aus dem Wagen. Noch im Laufen drückt sie die Tasten, dann kniet sie sich neben die am Boden liegende Frau mitten auf den Highway. Da sie mir jetzt den Rücken zuwendet, kann ich nicht genau sehen, was sie tut.
    »Wo ist Mommy?«, fragt Levy.
    »Sie hilft jemandem. Es geht ihr gut, mein Herzchen.« Aber mir gefällt es auch nicht, dass Tara ungeschützt mitten auf der Straße kniet. Ich möchte, dass sie ins Auto zurückkommt.
    Levy stemmt sich in seinem Kindersitz hoch, schafft es aber nicht, über den Sitz und die Kühlerhaube hinweg auf den Highway zu sehen. »Mommmmy!«, ruft er.
    Ein Mann aus dem Auto neben uns rennt zu Tara und der Frau. Andere Menschen umringen den Geländewagen. Tara steht auf, kommt, das Telefon noch immer am Ohr, zum Auto, steigt ein und setzt sich wieder auf den Beifahrersitz. »Ich hab Polizei und Krankenwagen gerufen, es müsste bald Hilfe da sein.«
    »Wie geht es der Frau?«
    Tara zuckt die Achseln. »Ich glaube, sie hat eine Gehirnerschütterung.« Dann dreht sie sich zu den Kindern um und verteilt Käse und Cracker. Ihre Hände zittern, als sie die Strohhalme in die Trinkpäckchen steckt. »Ich hab euch lieb, ihr zwei«, sagt sie, als sie ihnen die Getränke gibt.
    Die Kinder sind mit Essen beschäftigt, sie schauen nicht mal aus dem Fenster. Wir sind in Sicherheit, hier in meinem Wagen.
    Nach einer Weile stelle ich den Motor ab. Wir kommen ohnehin nicht so schnell von hier weg. Hinter uns zieht sich die Autoschlange bis über den Hügel. Neben uns stehen zwei gelbe Lieferwagen mit der Aufschrift: Feuer Wasser Reinigung und Restaurierung . Am Steuer des einen sitzt eine Frau und klopft nervös mit den Fingern an den Fensterrahmen.
    »Was ist denn passiert?«, fragt sie und deutet zum Mittelstreifen. Ihre Fingernägel sind metallicrosa lackiert, in der Hand hält sie eine brennende Zigarette, von der bläulicher Rauch aufsteigt.
    Ein bisschen zittrig erzähle ich die Geschichte, so gut ich eben kann.
    Die Frau klackt mit der Zunge und presst die Lippen aufeinander. »Ein Glück, dass wir rechtzeitig bremsen konnten. Sonst wären wir echt in Schwierigkeiten. Wir beide.« Sie schließt die Augen und schaudert. »Auf dem Rücksitz ist ein Baby. Und ein Mann sitzt im Auto.«
    Tara schweigt.
    »Mein Mann wollte helfen, aber … er konnte nichts mehr tun. Diese armen Menschen.«
    Vielleicht wollten die Leute im Auto den Reifenteilen ausweichen, die auch hier auf der Fahrbahn herumliegen. Vielleicht hatten sie Streit. Vielleicht ist ein Reifen geplatzt.
    Weitere fünf Minuten später kommen drei Polizeiwagen mit blitzenden Lichtern und Sirenen den Mittelstreifen entlanggefahren, zwei aus der anderen Richtung gesellen

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