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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Apfelblüten im August
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sich zu ihnen. Polizisten steigen aus und laufen zur Unfallstelle. Ein Mann klettert auf das Dach seines Trucks und macht Fotos.
    Ich steige aus. Zwei Feuerwehrwagen rasen mit durchdringendem Sirenengeheul über den Grünstreifen.
    Jetzt sehe ich das Baby, noch angeschnallt in seinem Kindersitz, hinten auf der Rückbank. Die Frau … die Mutter? … hat sich nicht gerührt. O Gott. Eine ganze Familie.
    »Au! Au!« Rachel hält sich die Ohren zu.
    Ich spüre meinen Herzschlag im Hals, in den Handgelenken, fühle das Pochen überall in mir. Die riesigen Rotorblätter eines Helikopters rauschen durch die Luft, übertönen alle anderen Geräusche. Das Gras flattert im Luftstrom. Fast behutsam lässt sich der Riesenvogel vor uns auf dem Highway nieder. Ein Feuerwehrfahrzeug hält hinter dem Geländewagen. Ein weiterer vor ihm. Feuerwehrleute umringen ihn.
    Auf dem Mittelstreifen bilden sich kleine Gruppen.
    Eine blaue Plane flattert in der Brise, senkt sich herab und verdeckt die Gestalt, die auf dem Highway liegt.
    Jetzt ist die Frau nicht mehr zu sehen. Eine Mutter. Eine Ehefrau.
    »Du hast es gewusst, stimmt’s?«, frage ich Tara.
    Mit schlohweißem Gesicht nickt sie.
    Sie hat versucht, mich zu schonen.
    Langsam setzen sich die Fahrzeuge auf der Gegenfahrbahn wieder in Bewegung. Dann kommt ein Cop zu uns und bittet uns, über den Grasstreifen auf die andere Seite und nach Süden zu fahren. Er erklärt uns, wo wir abbiegen können, um wieder auf die 71 nach Norden zu gelangen.
    Ich steige ein, lasse den Motor an, hopple über den Grasstreifen und schlage den Weg nach Nashville ein. Noch immer klopft mein Herz bis zum Hals, aber allmählich beruhigt es sich wieder. Tara ruft Aaron an und erklärt ihm, was passiert ist.
    »Für den Umweg brauchen wir mindestens eine Stunde länger«, sagt sie. Dann wendet sie sich an mich. »Aaron sagt, sie sehen schon Schilder für Cincinnati.«
    Wir fahren gerade durch einen Stadtteil namens Plantation Estates. Billig zusammengeschusterte Möchtegernvillen mit Lattenzaun und Veranda säumen selbstgefällig die Straßen mit Blumennamen – Magnolia, Azalea, Cape Myrtle.
    »Sie stellen den Möbelwagen bei Mom ab. Morgen helfen Aaron und ich dir dabei, ihn zu entladen und die Sachen einzulagern. Okay?«
    Ich mag nicht einmal daran denken.
    Und dann entdecke ich die Auffahrt zum Highway. I-71 nach Norden. Vor uns fahren die beiden gelben Vans.
    »Wenigstens hat das Baby noch einen Vater«, sage ich.
    Tara antwortet nicht. Vielleicht irre ich mich mit der Annahme, dass nur die Frau tot ist? »Ist es nicht seltsam, dass wir über den Tod geredet haben, und ausgerechnet da ist dieser Unfall passiert?«
    »Wie meinst du das?« Tara setzt sich aufrecht und verschränkt die Arme.
    »Ich weiß nicht. Als hätten wir eine schlechte Aura verbreitet.«
    »Wir haben den Unfall nicht verursacht, indem wir über Troy gesprochen haben. Das war reiner Zufall.«
    Ich sage nichts, aber ich frage mich, ob wir es irgendwie geahnt haben oder ob das Universum uns gewarnt hat. Denn unser Gespräch hat zumindest dazu geführt, dass ich langsamer gefahren bin. Sonst hätte ich den Geländewagen wahrscheinlich gerammt. Solche Gedanken waren mir früher vollkommen fremd. »Vermutlich suche ich nur eine Möglichkeit, alles in einen Zusammenhang zu bringen. Damit es wieder einen Sinn ergibt.«
    »Ich vermisse ihn auch, weißt du«, sagt sie, als wir an den gelben Vans vorbei sind und die ersten Wegweiser nach Dayton auftauchen.
    »Wie soll ich ohne ihn glücklich sein? Ich meine, wie kann ich das zulassen?«
    »Meinst du, er würde wollen, dass du leidest und den Rest deines Lebens unglücklich bist?«
    »Es kommt mir vor, als würde ich ihn betrügen.«
    »Troy hat mir gesagt, ich soll dafür sorgen, dass du kein Denkmal aus ihm machst mit deiner Trauer, dass du dir die Freiheit gibst, glücklich zu sein.«
    »Das hat er gesagt?« Ich glaube, sie hat mir das vor einer Weile schon einmal erzählt. Aber damals habe ich es nicht richtig verstanden.
    »In der Nacht im Krankenhaus, als ich bei ihm war. In der Nacht, bevor er gestorben ist.«
    »Oh.« Sobald ich anfange, ein bisschen glücklich zu sein, bekomme ich Angst.
    »Er wollte, dass du ein erfülltes Leben führst und vielleicht sogar wieder liebst«, wiederholt Tara.
    Ich lasse mir Troys Worte durch den Kopf gehen und denke an die Frau, die gerade gestorben ist. »Ich bin froh, dass ich lebe.« Mir wird klar, dass es die Wahrheit ist, zum ersten Mal seit

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