Ann Pearlman
an«, stellte Jennifer fest, legte sich zurück auf ihr Handtuch, schlug ihr Buch auf und las weiter.
Aber ich stellte die Lehne meiner Liege aufrecht, damit ich ihn beobachten konnte, ohne übereifrig zu wirken.
Schließlich war ich einfach mit ihm befreundet. Wie mit einem Bruder, wie gesagt. Eines Abends war er sogar auf unserer Couch eingeschlafen. Mom hatte eine Verabredung, und als sie heimkam, fand sie Troy und Tara auf dem Sofa und mich auf dem Sessel, alle im Tiefschlaf, während im Fernsehen der Schluss von Arachnophobia lief.
Ich hatte keinen festen Freund, aber Troy war für mich durchaus ein möglicher Kandidat. Wenn ich ihn auf die besonders hübschen Mädchen in meiner Klasse aufmerksam machte, sagte er nie etwas dazu, sondern zuckte bloß mit den Schultern.
Dezent beobachtete ich, wie er einen Salto schlug und sich dann streckte, so dass er mit den Fingern zuerst ins Wasser kam, noch einen Schwalbensprung, und dann ein ganz verrücktes Manöver, bei dem er sich in der Luft drehte und mit den Füßen zuerst ins Wasser glitt. Den letzten Sprung übte er dreimal. Jedes Mal schwamm er unter Wasser zum Rand und sprang mit einem Satz über den Beckenrand.
Ich beobachtete ihn hinter meiner Sonnenbrille.
Ich beobachtete ihn hinter meiner Zeitschrift.
Er glitt aus dem Wasser, als gäbe es keinen Übergang, als wären Wasser und Luft das gleiche Element.
Und dann endlich kam er doch zu mir herüber. »Wie findest du meine Fortschritte beim Salto rückwärts?«, fragte er.
»Nennt man das so? Du siehst toll aus. Ich wusste gar nicht, dass du so gut bist«, antwortete ich mit einem Lächeln.
»Ich hab daran gearbeitet.« Er streckte die Hand aus und versuchte mich hochzuziehen.
»Was denn? Ich lese«, protestierte ich.
»Komm schon. Willst du es nicht auch mal probieren?«
Also, Höhen mag ich überhaupt nicht. Ich kann Bahnen schwimmen, aber ich erinnere mich noch allzu gut an den Bauchklatscher, den ich mit zehn hingelegt habe, und wie der gebrannt hat.
Aber er zerrte mich aufs Einmeterbrett und brachte mich in Stellung. Ich stand ihm gegenüber am Rand des Bretts, seine Arme lagen auf meinen Schultern. »Schau mir in die Augen. Du wirst durch die Luft fliegen. Drück das Kinn nach unten, und deine Fingerspitzen werden die Wasseroberfläche mühelos durchschneiden.«
Ich sah die Sommersprossen auf seiner Nase und den Wirbel auf seinem Oberkopf. Aber so ernst hatte ich ihn noch nie erlebt.
Seine Handflächen waren warm auf meinen Schultern.
Ich fuhr mit der Zunge über meine trockenen Lippen.
Dann schaute ich hinunter. Auf seiner Brust wuchs ein spärlicher, aber deutlicher Flaum. Braune, rotbraune Haare. Sie sahen weich aus.
Er ist ein Mann, dachte ich zum ersten Mal.
Der Gedanke war mir seltsam peinlich.
»Jetzt dreh dich um. Und bieg deinen Körper wie zu einem C.«
Ich stand mit dem Gesicht zum Becken am Rand des Brettes, er dicht hinter mir, seine warmen Hände auf meinen Schultern. Ich hatte die Arme über den Kopf gestreckt. »Beug dich vor, die Arme zuerst. Bleib in der Biegung, wie ein C.«
Ich befolgte seine Anweisungen.
»Gut. Super, Sky. Der Sprung wird großartig, du wirst sehen. Jetzt beug dich einfach immer weiter vor, leg den Daumen in die andere Handfläche.«
Ich tat es, beugte mich vor und sah mir auf die Knie.
»Jetzt sind deine zwei Hände wie eine. Gut. Halt die Beine geschlossen.«
Ich spürte, wie ich kippte.
Und stürzte ins Leere. Ehe mir bewusst wurde, wie dicht ich am Wasser war, trafen meine Fingerspitzen auf das kühle Nass, dann meine Arme, mein Kopf, meine Beine. Ich dachte sogar daran, die Beine geschlossen zu halten.
Troy strahlte, als wäre ich ein Kind, das gerade den ersten Schritt gemacht hatte. Mit genau dem gleichen Lächeln belohnt er heutzutage Rachel, zehn Jahre später.
»Wow. Das war toll. Du solltest mit mir ins Team gehen!«
Ich verdrehte die Augen.
Er schleifte seinen Liegestuhl neben meinen, und wieder bemerkte ich die Haare auf seiner Brust.
»Ich glaube, Marissa ist in dich verknallt«, flüsterte ich ihm zu, als Marissa an der Imbissbude anstand.
»Willst du es noch mal versuchen?« Er hatte mich nicht gehört.
»Sie findet dich toll.«
»Komm, ich möchte dir beibringen, wie man das Brett zum Schwingen bringt, dann kannst du höhere Sprünge machen.«
»Hättest du gern eine feste Freundin?« Ich ließ nicht locker.
»Willst du mit mir ein paar Bahnen schwimmen?«
»Nein, ich will den Artikel über Britney
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