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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Apfelblüten im August
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wieder ein.
    Als ich an diesem Abend nach Hause komme, sehe ich Rachels Kuss auf der Terrassentür, die verschmierten Lippen, den Abdruck ihrer Finger. Auf der anderen Seite Troys Mund, als wollten seine Lippen die Welt küssen.
    Aber ich bin sogar zum Weinen zu müde. Keine Tränen mehr. Auch zum Reden bin ich zu erschöpft. Auf meiner Seite des Bettes schlafe ich ein, die Decke über dem Kopf.

3
    Wo war ich, bevor ich auf
die Welt gekommen bin?
    Tara
    S obald ich in L. A. bin, gehe ich ins Krankenhaus zu Troy. Es ist spät in der Nacht, aber ich marschiere einfach in sein Zimmer, ganz leise, weil er schläft und ich ihn nicht stören will. Ich setze mich auf den Sessel neben seinem Bett und lausche den Maschinen. Die Monitore surren, die Infusion tropft in seinen Arm … plop, plop, plop … und begleitet so seinen Atem mit ihrem eigenen Rhythmus … Es ist, als würde ich bei jedem Einatmen mit in seine Lungen reisen.
    Er sieht schrecklich aus. Troy war nie besonders hübsch, aber für mich war er trotzdem der süßeste Junge der Welt. Sky und Mom hatten so ein enges Verhältnis zueinander, dass sie quasi die gleichen Gedanken dachten und die gleiche Welt sahen. Vielleicht weil sie so viel durchgemacht haben, als Skys Dad gestorben ist, und weil ihr Leben bis dahin so perfekt war. Sieben Jahre Glückseligkeit. Man stelle sich vor. Sieben Jahre einfach ein glückliches Kind sein, völlig ohne Probleme. Eine Mom und einen Dad zu haben, die sich tatsächlich mögen. Manchmal haben sie mir Geschichten davon erzählt, wie sie zusammen Campen waren und bei den Ice Capades. Das muss man sich mal vorstellen.
    Nicht dass ich mich bemitleiden will. Schon komisch, dass sich aus schlechten Dingen manchmal etwas so Gutes entwickelt. Dass ich mich ausgeschlossen und allein gefühlt habe, war einer der Gründe, warum ich so viel Klavier gespielt habe. Ich konnte mich selbst begleiten und brauchte die beiden nicht, weder Sky noch Mom. Und auch sonst keine Freunde.
    Aber für Troy war ich einfach ein ganz normales Mädchen. Nicht die Tara, deren Dad ihrer Mom mit seinen Affären das Herz gebrochen und Skys Leben zerstört hatte. Einfach ein Teenager.
    Und Troy hat mich beachtet. Er hat mir gern beim Üben zugehört und versucht, mir ein bisschen Kunstspringen beizubringen. Er war eine willkommene Entlastung in unserer Familie.
    Als Mann wurde er deutlich attraktiver, groß, mit einem unbefangenen Lächeln und einer lockeren, entspannten Art. Aber vielleicht trifft ja auch immer noch das zu, was ich vorhin gesagt habe. Ich liebe ihn so sehr, dass er für mich einfach schön ist.
    Das macht es besonders schwer, ihn so zu sehen, mit eingefallenen Wangen und einer seltsamen Gesichtsfarbe, irgendwo zwischen grau und blau. Wenn er atmet, klingt es ein bisschen nach Darth Vader.
    Ich wische mir eine Träne weg. Sitze einfach bei ihm und atme mit ihm. Aber er atmet zu schnell, ich komme nicht hinterher.
    Dann zuckt er plötzlich und ist wach.
    »Wie lange bist du schon da?« Er leckt sich über die Unterlippe und zieht dann den Mund auf eine Art zusammen, die ich so gut von ihm kenne und die mich willkommen heißt, selbst in diesem jämmerlichen Krankenhauszimmer.
    »Ich weiß nicht. Eine Weile. Ich wollte dich nicht stören. Ich glaube, ich hab auch eine Weile geschlafen.«
    »Wie ist die Tour?«
    Also erzähle ich ihm von der Tour. Von Chicago und Denver und davon, wie cool es im Bus ist. Wie viel wir arbeiten, dass wir nebenbei auch neue Songs komponieren, dass Levy Spaß hat und wie schön es ist, dass er bei uns sein kann. »Morgen ist das Konzert in L. A. – na ja, genau genommen wahrscheinlich heute.«
    »Schneidet jemand das Konzert mit, damit ich es mir ansehen kann, wenn es mir bessergeht?«
    »Es macht eigentlich immer jemand Videoaufnahmen.«
    »Ich möchte es nämlich nicht verpassen.«
    »Ich wünschte so sehr, du könntest dabei sein. Ihr alle zusammen.« Ein bitterer Gedanke, dass eigentlich meine ganze Familie – Mom, Sissy, Allie, Sky, Rachel und Troy – kommen wollte und es jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht klappen wird.
    Er wendet mir das Gesicht zu, und ich sehe, wie riesig seine Augen sind. »Wie ist das eigentlich, Tara? Erzähl doch mal. Wie ist es, auf der Bühne zu stehen?« Genau das mag ich so an Troy. Wenn er etwas über dein Leben wissen möchte, fragt er einfach. Statt seine Neugier zu vertuschen oder einfach irgend was zu vermuten.
    »Wenn du rausgehst auf die Bühne und die Scheinwerfer

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