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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Apfelblüten im August
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Falten im längst getrockneten Anstrich. Darunter die Holzmaserung.
    Ich studiere die beiden unterschiedlichen Muster, die Holzmaserung, die mal lebendig war, und die erstarrten Farbfalten. Unwillkürlich muss ich an die Kräuselwellen im Wasser denken, die Troy beim Springen gemacht hat, und daran, wie still die Luft nach seinem letzten Atemzug war. Ich beneide den sichtbaren Beweis von Bewegung in der Farbe, in der Maserung. Ich starre auf das gestrichene Holz und denke über die Verbindung nach. Stundenlang verliere ich mich in meinen Gedanken.
    Eine Sirene heult auf, ein Notarztwagen. Das Geräusch kommt näher. Aber er ist doch schon tot, wir brauchen keinen Notarztwagen. Für einen Moment schlägt mein Herz schneller, weil ich denke, vielleicht will man jetzt mich abholen.
    Ich rolle mich auf meinem Bett zusammen.
    Rachel kommt, um mit mir zu kuscheln. Sie stupst mich an, will eine Reaktion von mir. Sie schaut mir ins Gesicht, das spüre ich, doch ich öffne meine Augen nicht. Meine Finger streicheln über ihre Wange. Aber ich ertrage es nicht, sie anzusehen. Ihren Atem auf meinem Gesicht zu spüren ist schwer genug.
    In der Ferne höre ich Heulen, aber das hat nichts mit mir zu tun. Dann wird es wieder still. Und dann wieder Rachel neben mir, auf Troys Seite des Betts, wie sie versucht, mich zu umarmen. Ihr kleiner Arm liegt auf mir. Ich rieche ihren süßen Duft. Babyöl. Und Schokolade.
    Und dann überreicht man mir eines Tages einen Behälter und sagt mir, sehr sanft, sehr vorsichtig: »Hier ist sie. Seine Asche.« Ich öffne den Deckel und sehe ein klumpiges graues Pulver in einer Plastiktüte. Weich wie Federn. Das soll Troy gewesen sein?
    Aber ich stelle den Behälter nicht ab, ich halte ihn fest.
    Alle sind da. All diese Leute. Allie. Und Sissy. Und Tara, die mich umarmt und weint und etwas davon erzählt, dass sie Troy versprochen hat, sich um mich zu kümmern. Aaron und seine Freunde. Ein großer, sehr schwarzer Mann mit blauen Augen.
    Auch er umarmt mich, riecht frisch und sagt: »Ich hab das auch durchgemacht. Ich verstehe dich.« Dann sieht er mich mit seinen tintenblauen Augen an. Es ist beinahe, als würde ich in diesen Augen den Himmel sehen, den Himmel und Troy. Ich schaue sie an, wie ich auch den Farbklecks studiert habe, in der Hoffnung, etwas zu entdecken.
    Der Tisch ist beladen mit Essen, das die Leute mitgebracht haben. Erdbeeren, Melonen, Kirschen, Trauben. Die Farben kommen mir viel zu grell vor. Wie kann ein Mensch so etwas essen? Teller mit Plastikkäse und Crackern. Lasagne. Nudelsalat. Kartoffelsalat. Grüner Salat. Tomaten, Mozzarella und Basilikum. Alles fettig, ölglänzend, schleimig.
    Ekelhaft.
    Ich lächle, aber es fühlt sich an, als würde ich die Zähne fletschen.
    Ich möchte niemandem die Hand geben.
    Aaron tritt auf mich zu. »Troy und ich waren mal bei einem Spiel der Pistons im Palace, und weil der Verkehr umgeleitet wurde, wollten wir eine Abkürzung durch eine kleine Gasse nehmen. Da haben wir gesehen, wie ein Mann eine Frau zusammengeschlagen hat, sie lag auf dem Boden, und er hat auf sie eingetreten.
    Troy ist sofort aus dem Auto gesprungen, wir haben den Kerl gemeinsam verjagt und die Frau ins Krankenhaus gebracht.« Aaron steht vor mir, ich sitze auf einem Stuhl, auf dem Regal steht Troys Asche, und während Aaron erzählt, starre ich die Urne an.
    »Troy hat gehandelt, auch in Situationen, in denen die meisten anderen Menschen lieber abgehauen wären.« Aaron nickt bekräftigend. »Er hat mich immer wieder daran erinnert, dass Menschen gut und selbstlos sein können.«
    Ich frage mich, warum Troy mir diese Geschichte nie erzählt hat. Vielleicht weil irgendetwas anderes los war. Vielleicht habe ich damals gerade eine Fehlgeburt gehabt.
    Stuart, mein ehemaliger Chef, sagt mir, wie leid es ihm tut. Wie schrecklich leid. Er sagt das, als wäre Troys Tod seine Schuld, und das verwirrt mich. »Er ist nicht deshalb gestorben, weil Sie mich gefeuert haben«, sage ich. »Da bin ich mir ganz sicher.« Daraufhin verschwindet Stuart.
    Troys Kollegen beteuern mir, wie sehr er mich geliebt hat. Was für ein toller Anwalt er war und was für ein netter Kollege. Ich höre das alles.
    Troys Eltern stehen mit hängenden Schultern herum. Sie haben ihr einziges Kind verloren.
    Ich möchte niemanden umarmen.
    Womöglich wird jemand davon krank. Womöglich übertrage ich einen grässlichen fleischfressenden Keim.
    Die meisten gehen ziemlich schnell wieder.
    Manche erzählen mir die

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