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Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition)

Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition)

Titel: Anna im blutroten Kleid: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendare Blake
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Wolke in der Luft. Thomas’ kleine Wolken rechts von mir erscheinen in viel schnellerem Rhythmus. Er schnauft nervös.
    »Alles klar?«, fragt er. »Mann, so was habe ich noch nie gesehen. Ich kann gar nicht glauben, dass sie … dass …« Er hält inne und beugt sich vor. Er hat sich erinnert, und wenn er sich zu deutlich erinnert, wird ihm übel. Ich strecke einen Arm aus, um ihn zu beruhigen.
    Anna hat die Tür geöffnet. Leise wie ein Reh kommt sie auf die Veranda heraus. Ich betrachte ihr Frühlingskleid. Sie macht keine Anstalten, sich vor der Kälte zu schützen, obwohl der Wind sie mit Eisnadeln durchfährt. Ihre nackten, zierlichen Schultern spüren es nicht.
    »Hast du es?«, fragt sie. »Hast du es gefunden?«
    »Was sollst du haben?«, flüstert Thomas. »Wovon redet sie da?«
    Ich schüttelte den Kopf, um beiden gleichzeitig zu antworten, und steige die Verandatreppe hoch. Ich marschiere einfach an ihr vorbei ins Haus, und sie folgt mir.
    »Cas«, sagt sie. »Was ist los?« Sie berührt mich leicht am Arm.
    »Weg da, Schwester!«, quiekt Thomas. Er stößt sie
tatsächlich fort und schiebt sich zwischen uns. Außerdem kommt er auf die lächerliche Idee, mit den Zeigefingern ein Kreuz zu formen. Aber ich kann ihm keinen Vorwurf machen. Er ist außer sich vor Angst, genau wie ich.
    »Thomas«, sage ich eindringlich. »Sie war es nicht.«
    »Was?«
    »Sie hat es nicht getan.«
    Ich sehe ihn ganz ruhig an, damit er erkennt, dass ich nicht mehr unter Schock stehe, sondern wieder bei mir bin.
    »Und lass das mit den Fingern. Sie ist kein Vampir, und selbst wenn sie es wäre, würde dir dein komisches Kreuz nicht helfen.«
    Sichtlich erleichtert lässt er die Hände sinken.
    »Sie sind tot«, sage ich zu Anna.
    »Wer ist tot? Und warum machst du mir keine Vorwürfe mehr?«
    Thomas räuspert sich.
    »Nun ja, er tut es vielleicht nicht, aber ich. Wo warst du gestern Abend und heute Morgen?«
    »Ich war hier«, erwidert sie. »Ich bin immer hier.«
    Draußen höre ich Reifen knirschen. Carmel ist eingetroffen.
    »Alles war gut und in Ordnung, solange du im Haus gefangen warst«, gibt Thomas zurück. »Aber jetzt bist du frei und kannst überall zuschlagen. Warum solltest du es nicht tun? Warum solltest du hier bleiben, wo du über fünfzig Jahre lang eingesperrt warst?« Er sieht sich nervös um, obwohl es im Haus ruhig ist. Es gibt
keinerlei Anzeichen zorniger Geister. »Hier würde niemand gern bleiben.«
    Schritte poltern auf der Veranda, dann platzt Carmel herein und hat ausgerechnet einen Baseballschläger aus Metall in der Hand.
    »Lass die beiden in Ruhe«, kreischt sie wutentbrannt, holt weit aus und versetzt Anna einen Schlag mitten ins Gesicht. Die Wirkung ist ungefähr so, als hätte man den Terminator mit einem Bleiröhrchen angegriffen. Anna wirkt lediglich überrascht, dann beleidigt. Carmel schluckt schwer.
    »Lass gut sein«, sage ich, worauf der Baseballschläger eine Handbreit sinkt. »Sie war es nicht.«
    »Woher willst du das wissen?« Carmels Augen glänzen hell, der Schläger bebt in ihrer Hand. Sie hat Angst und ist vollgepumpt mit Adrenalin.
    »Woher will er was wissen?«, schaltet sich Anna ein. »Was redet ihr da? Was ist passiert?«
    »Will und Chase sind tot«, erkläre ich.
    Anna senkt den Blick. Dann fragt sie: »Wer ist Chase?«
    Können die nicht alle mal aufhören, ständig so viele verdammte Fragen zu stellen? Oder kann nicht wenigstens jemand anders das Antworten übernehmen?
    »Er ist einer der Jungs, die Mike geholfen haben, mich hereinzulegen, als …« Ich halte inne. »Er war der andere am Fenster.«
    »Oh.«
    Als ich keine Anstalten mache fortzufahren, erzählt
Thomas Anna alles. Bei den besonders grässlichen Einzelheiten zuckt Carmel zusammen. Thomas bittet sie mit einem Blick um Entschuldigung, fährt aber fort. Anna hört zu und lässt mich dabei nicht aus den Augen.
    »Wer tut so etwas?«, fragt Carmel zornig. »Habt ihr etwas berührt? Hat euch jemand gesehen?« Sie blickt zwischen Thomas und mir hin und her.
    »Nein. Wir haben Handschuhe getragen und nichts berührt, als wir drin waren«, antwortet Thomas. Die beiden sprechen ruhig, wenngleich ein wenig schnell. Sie konzentrieren sich auf die praktischen Fragen, das macht es ihnen leichter. Aber so kann es nicht weitergehen. Ich verstehe nicht, was los ist, und wir müssen es herausfinden. Sie müssen alles erfahren, oder wenigstens so viel, wie ich zu erzählen ertragen kann.
    »Da war unheimlich viel Blut«,

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