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Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Tolstoi
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Band ... Artikel 18 und Artikel 36 Anmerkung, direkt zuwidergehandelt habe. Die Röte lebhafter Erregung überzog Alexei Alexandrowitschs Gesicht, als er sich schnell eine kurze Übersicht dieser Gedanken niederschrieb. Nachdem er einen Bogen vollgeschrieben hatte, stand er auf und klingelte; dann schrieb er einen Zettel und schickte ihn an den Subdirektor, um sich die Auskünfte zu verschaffen, deren er noch bedurfte. Nun stand er wieder auf, ging im Zimmer auf und ab, blickte nochmals nach dem Bild, zog die Brauen zusammen und lächelte geringschätzig. Darauf las er noch ein Weilchen in dem Buche über die Eugubinischen Inschriften, für die er wieder Interesse gewann. Um elf Uhr ging er schlafen, und als er, im Bett liegend, sich den Vorfall mit seiner Frau ins Gedächtnis zurückrief, da erschien er ihm gar nicht mehr in so trübem Lichte.
     

15
     
    A nna hatte zwar hartnäckig und erregt widersprochen, als Wronski ihr gesagt hatte, daß ihre Lage auf die Dauer unmöglich sei; aber in der Tiefe ihrer Seele hatte doch auch sie ihre Lage für unwahrhaft und unehrenhaft gehalten und von ganzem Herzen gewünscht, sie zu ändern. Als sie dann mit ihrem Manne vom Rennen nach Hause fuhr, hatte sie ihm in einem Augenblicke der Aufwallung alles gesagt und war trotz des Schmerzes, den sie dabei empfunden hatte, froh gewesen, es getan zu haben. Nachdem dann ihr Mann sie allein gelassen, hatte sie sich gesagt, sie sei froh, daß jetzt alles ins klare komme und wenigstens die Lüge und Verstellung aufhöre. Es war ihr als zweifellos erschienen, daß jetzt ihre Lage für immer geregelt werden würde. Sie hatte sich gesagt, diese neue Lage könne ja möglicherweise übel sein; aber sie werde doch geregelt sein und frei von Unklarheit und Lüge. Der Schmerz, den sie sich und ihrem Mann dadurch bereitet habe, daß sie so offen gesprochen habe, werde jetzt dadurch wieder ausgeglichen werden, daß nun alles in einen geregelten Zustand komme. An diesem Abend hatte sie dann noch ein Zusammensein mit Wronski gehabt, hatte ihm aber nicht gesagt, was zwischen ihr und ihrem Manne vorgegangen war, obgleich sie zur Klärung und Regelung der Lage es ihm hätte sagen müssen.
     
    Als sie am anderen Morgen aufwachte, waren die Worte, die sie zu ihrem Manne gesprochen hatte, das erste, was ihr in den Sinn kam, und diese Worte erschienen ihr so schrecklich, daß sie jetzt gar nicht begreifen konnte, wie sie es hatte über sich gewinnen können, diese seltsamen, rohen Worte auszusprechen, so schrecklich, daß sie sich nicht vorzustellen vermochte, was nun die Folge sein werde. Aber gesprochen waren die Worte nun einmal, und Alexei Alexandrowitsch war weggefahren, ohne etwas gesagt zu haben. ›Ich habe Wronski gesehen‹, sagte sich Anna, ›und ihm nichts davon gesagt. Noch in dem Augenblicke, als er fortging, wollte ich ihn zurückrufen und es ihm sagen; aber ich gab diese Absicht wieder auf, weil er es doch seltsam gefunden hätte, daß ich es ihm nicht gleich im ersten Augenblick gesagt hatte. Wie kam das nur, daß ich es ihm zwar sagen wollte, es ihm aber doch nicht sagte?‹ Und als Antwort auf diese Frage übergoß glühende Schamröte ihr Gesicht. Sie sah ein, was sie davon zurückgehalten hatte; sie sah ein, daß es die Scham gewesen war. Ihre Lage, die sie am Abende des vorhergehenden Tages für geklärt gehalten hatte, erschien ihr jetzt auf einmal nicht nur als noch ganz ungeklärt, sondern geradezu als verzweifelt. Sie fürchtete die Schande, an die sie früher überhaupt nicht gedacht hatte. Und als sie jetzt überdachte, was ihr Mann wohl tun könne, da kamen ihr die schrecklichsten Vermutungen. Es kam ihr der Gedanke, es werde unverzüglich der Geschäftsführer erscheinen und sie aus dem Hause treiben, und so werde dann ihre Schande der ganzen Welt offenbar werden. Sie fragte sich, wohin sie sich begeben solle, wenn man sie aus dem Hause triebe, und fand auf diese Frage keine Antwort.
     
    Wenn sie an Wronski dachte, so hatte sie jetzt die Vorstellung, er liebe sie nicht mehr, er fange schon an, sie als eine Last zu betrachten, und ihr Stolz raunte ihr zu, sie könne sich ihm doch nicht anbieten; so erwachte in ihr geradezu ein Gefühl der Feindschaft gegen ihn. Es war ihr, als ob sie die Worte, die sie zu ihrem Manne gesagt hatte und die sie sich in Gedanken unaufhörlich wiederholte, zu allen Menschen gesagt hätte, und als ob alle Menschen sie gehört hätten. Sie wagte nicht, den Leuten, die sie um sich hatte, in die

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