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Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Tolstoi
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erforderlichen Anordnungen werden getroffen werden. Ich bitte Sie zu beachten, daß ich auf die Erfüllung dieser meiner Bitte besonderen Wert lege.
     
    A. Karenin
     
    PS. Anbei eine Geldsumme, die Sie für Ihre Ausgaben vielleicht benötigen werden.«
     
    Er las den Brief noch einmal durch und war mit ihm zufrieden, namentlich auch damit, daß er daran gedacht hatte, Geld beizufügen; der Brief enthielt kein scharfes Wort und keinen Vorwurf, war aber auch nicht in freundlichem Tone gehalten. Die Hauptsache aber war: er hatte damit seiner Frau eine goldene Brücke zur Rückkehr gebaut. Er faltete den Brief zusammen, strich ihn mit einem großen, kräftigen, elfenbeinernen Papiermesser glatt und steckte ihn mit den Banknoten in einen Umschlag; all das tat er mit jenem Behagen, das die Handhabung seiner vorzüglich beschaffenen Schreibgeräte immer bei ihm hervorrief. Darauf klingelte er.
     
    »Gib das dem Kurier, damit er es morgen zu Anna Arkadjewna nach dem Landhause hinausbringt!« sagte er und erhob sich.
     
    »Zu Befehl, Exzellenz. Befehlen Sie den Tee hier im Arbeitszimmer?«
     
    Alexei Alexandrowitsch befahl, den Tee ins Arbeitszimmer zu bringen, und ging, indem er das kräftige Papiermesser spielend in der Hand bewegte, zu einem Lehnsessel, neben dem auf einem Tische eine Lampe brannte und ein französisches Buch über die Eugubinischen Inschriften lag, dessen Lektüre er begonnen hatte. Über dem Sessel hing in einem ovalen Goldrahmen ein Bild Annas, von einem berühmten Künstler vorzüglich ausgeführt. Alexei Alexandrowitsch betrachtete es. Die rätselhaften Augen blickten ihn spöttisch und keck an, wie an jenem letzten Abend, als er ihr Vorhaltungen gemacht hatte. Unerträglich keck und herausfordernd wirkte auf Alexei Alexandrowitsch der Anblick der von dem Künstler vortrefflich gemalten schwarzen Spitzen auf dem Kopfe sowie der Anblick des schwarzen Haars und der weißen, schönen Hand mit dem von Ringen bedeckten Goldfinger. Nachdem Alexei Alexandrowitsch das Bild etwa eine Minute lang angesehen hatte, schauerte er so zusammen, daß seine Lippen einen Laut des Unwillens hervorbrachten. Er wendete sich ab, setzte sich eilig in den Sessel und öffnete das Buch. Er versuchte zu lesen, vermochte aber nicht das Interesse für die Eugubinischen Inschriften wiederzugewinnen, das vorher bei ihm so lebendig gewesen war. Er blickte in das Buch hinein und dachte an ganz andere Dinge. Er dachte aber nicht an seine Frau, sondern an eine hemmende Schwierigkeit, die vor kurzem in seiner staatsmännischen Tätigkeit eingetreten war und ihn jetzt in höherem Grade als alle seine anderen dienstlichen Angelegenheiten in Anspruch nahm. Er fühlte, daß er jetzt tiefer als je mit seinem Verstande in diesen schwierigen Fall eindrang und daß in seinem Kopfe ein (das konnte er ohne Selbstüberhebung sagen) ausgezeichneter Gedanke in der Bildung begriffen war, der diese ganze Angelegenheit entwirren, ihn in seiner dienstlichen Laufbahn fördern, seine Feinde zu Boden schmettern und somit auch dem Staate den größten Nutzen bringen mußte. Sobald der Diener den Tee aufgetragen und das Zimmer wieder verlassen hatte, stand Alexei Alexandrowitsch auf und trat an seinen Schreibtisch. Nachdem er die Mappe mit den laufenden Angelegenheiten in die Mitte der Platte geschoben hatte, nahm er mit einem ganz leisen, selbstzufriedenen Lächeln einen Bleistift aus dem Ständer und vertiefte sich in die Lektüre eines von ihm eingeforderten umfangreichen und schwierigen Aktenstückes, das sich auf den gegenwärtigen Fall bezog. Der aber war folgender Art: Eine vermeintliche Eigentümlichkeit Alexei Alexandrowitschs in seiner staatsmännischen Tätigkeit, ein nach seiner Überzeugung ihm besonders eigener Charakterzug, den sich aber jeder hervorragende Beamte zuschreibt, ein Charakterzug, der, im Verein mit seinem hartnäckigen Ehrgeiz, seiner klugen Zurückhaltung, seiner Ehrenhaftigkeit und seinem Selbstvertrauen, ihm zu seiner glänzenden Laufbahn verholfen hatte, bestand in der Geringschätzung des amtlichen Aktenwesens, in dem Dringen auf Einschränkung des amtlichen Hin- und Herschreibens zwischen den Behörden, in der Absicht, nach Möglichkeit unmittelbar an den Kern einer jeden Frage heranzutreten, und in seiner Sparsamkeit. Nun hatte sich in der berühmten Kommission vom 2. Juni etwas Eigenartiges zugetragen: die Angelegenheit der Berieselung der Felder im Gouvernement Saraisk, die zum Dienstbereich des Ministeriums

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