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Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Tolstoi
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freudiger Erregung miteinander Zwiesprache hielten.
     
    ›Ist das wirklich Glaube?‹ dachte er und fürchtete sich, an sein Glück zu glauben. »Mein Gott, ich danke dir!« murmelte er, indem er das aufsteigende Schluchzen unterdrückte und mit beiden Händen die Tränen wegwischte, mit denen sich seine Augen gefüllt hatten.
     

14
     
    L jewin starrte vor sich hin und erblickte die Herde, dann sah er sein Wägelchen mit dem vorgespannten »Raben« und den Kutscher, der an die Herde heranfuhr und mit dem Hirten ein paar Worte wechselte; darauf hörte er schon ganz nahe das Geräusch der Räder und das Schnauben des wohlgenährten Pferdes; aber er war so in seine Gedanken vertieft, daß er überhaupt nicht überlegte, warum der Kutscher zu ihm herangefahren kam.
     
    Dies fragte er sich erst, als der Kutscher schon dicht bei ihm war und ihn anrief.
     
    »Die gnädige Frau schickt mich. Ihr Herr Bruder ist angekommen und noch ein Herr.«
     
    Ljewin setzte sich auf den Wagen und ergriff die Zügel.
     
    Als wenn er eben aus dem Schlafe erwacht wäre, konnte er lange nicht zur Besinnung kommen. Er betrachtete das kräftige Pferd, das zwischen den Schenkeln und am Halse, wo der Zügel rieb, von weißem Schaum bedeckt war; er betrachtete den Kutscher Iwan, der neben ihm saß, und es fiel ihm ein, daß er seinen Bruder schon seit einiger Zeit erwartet hatte und daß seine Frau sich wahrscheinlich schon über sein langes Ausbleiben beunruhige, und er versuchte zu erraten, was das wohl für ein Gast sein möge, der mit seinem Bruder zusammen angekommen sei. Sowohl sein Bruder wie auch seine Frau und der unbekannte Gast stellten sich ihm jetzt in anderer Weise dar als vorher. Es schien ihm, als würde jetzt sein Verhältnis zu allen Menschen anders sein.
     
    ›Meinem Bruder werde ich nun nicht mehr so fremd gegenüberstehen wie bisher immer, und Streitigkeiten werden nicht mehr vorkommen; mit Kitty werde ich mich nie mehr veruneinigen; gegen den Gast, wer es auch sein mag, werde ich gut und freundlich sein; auch gegen die Leute, gegen Iwan; es wird jetzt alles ein anderes Wesen haben.‹
     
    Während er mit straffen Zügeln das ungeduldig schnaubende und nach einer schnelleren Gangart verlangende brave Pferd zurückhielt, blickte Ljewin nach dem neben ihm sitzenden Iwan hin, der nicht wußte, was er mit seinen nun unbeschäftigten Händen anfangen sollte, und der fortwährend sein sich aufbauschendes Hemd an die Brust drückte, und suchte nach einem Anlaß, ein Gespräch mit ihm anzuknüpfen. Er wollte sagen, daß Iwan den Deichselriemen nicht hätte so hoch zu ziehen brauchen; aber das hätte wie ein Vorwurf geklungen, und er wünschte doch gerade ein freundschaftliches Gespräch. Etwas anderes aber wollte ihm nicht einfallen.
     
    »Bitte, halten Sie nach rechts; da ist ein Baumstrunk«, sagte der Kutscher und verbesserte zugreifend Ljewins Zügelführung.
     
    »Sei so gut, nicht anzufassen und mich nicht zu belehren!« erwiderte Ljewin, der sich über diese Einmischung des Kutschers nicht wenig ärgerte. Geradeso wie sonst immer brachte ihn auch jetzt diese Einmischung in Harnisch, und er merkte sofort zu seinem Leidwesen, wie irrig seine Annahme gewesen sei, daß durch seine Seelenstimmung bei der Berührung mit der Außenwelt in seinem Verhalten sofort eine Änderung werde herbeigeführt werden.
     
    Als er etwa noch eine Viertelwerst von seinem Hause entfernt war, erblickte er Grigori und Tanja, die ihm entgegengelaufen kamen.
     
    »Onkel Konstantin! Mama kommt auch, und Großpapa, und Sergei Iwanowitsch, und noch jemand«, berichteten sie ihm, während sie auf den Wagen kletterten.
     
    »Wer ist es denn?«
     
    »Ganz schrecklich sieht er aus! Und er macht immer so mit den Armen«, sagte Tanja, indem sie sich im Wagen aufrichtete und Katawasows Gesten nachahmte.
     
    »Ist er alt oder jung?« fragte lachend Ljewin, den Tanjas schauspielerische Leistung an jemand erinnerte.
     
    ›Nun, wenn es nur kein unangenehmer Mensch ist!‹ dachte er.
     
    Kaum war er um eine Biegung des Weges herumgefahren und hatte die ihm Entgegenkommenden erblickt, als er auch schon Katawasow mit seinem Strohhute erkannte, und wirklich bewegte der Professor im Gehen seine Arme geradeso, wie Tanja es nachgemacht hatte.
     
    Katawasow sprach mit besonderer Vorliebe über Philosophie, obwohl er seine Kenntnisse auf diesem Gebiet nur anderen Naturforschern verdankte, die sich gleichfalls nie mit Philosophie beschäftigt hatten, und in

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