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Anna Karenina

Anna Karenina

Titel: Anna Karenina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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»Wie Sie befehlen.«
    Abends beim Tee teilte Ljewin es auch seinem Bruder mit.
    »Es scheint, wir werden jetzt anhaltend gutes Wetter haben«, sagte er. »Morgen fange ich an zu mähen.«
    »Das ist eine Arbeit, die ich sehr gern habe«, erwiderte Sergei Iwanowitsch.
    »Ich habe sie außerordentlich gern. Ich habe schon früher manchmal mit den Bauern zusammen gemäht, und morgen
    habe ich vor, den ganzen Tag zu mähen.«
    Sergei Iwanowitsch hob den Kopf in die Höhe und sah seinen Bruder neugierig an.
    »Wie meinst du das? Ganz ebenso wie die Bauern, den ganzen Tag?«
    »Ja, das macht viel Vergnügen«, antwortete Ljewin.
    »Jedenfalls eine vorzügliche körperliche Übung; nur wirst du es schwerlich aushalten können«, erwiderte Sergei
    Iwanowitsch ohne allen Spott.
    »Ich habe es schon versucht. Am Anfang ist es ja schwer; nachher findet man sich hinein. Ich denke, ich werde
    hinter den andern nicht zurückbleiben ...«
    »Na so was! Aber sag mal, was machen denn die Bauern dazu für Gesichter? Die spötteln gewiß darüber, daß der
    Herr solche sonderbaren Einfälle hat?«
    »Nein, das glaube ich nicht; und dann ist es auch eine so lustige und zugleich eine so schwere Arbeit, daß man
    gar keine Zeit hat, sich Gedanken zu machen.«
    »Aber wie wirst du es denn mit dem Mittagessen halten, wenn du da mit ihnen zusammen bist? Dir eine Flasche
    Lafitte und eine gebratene Pute hinschicken zu lassen, würde doch nicht recht passend sein.«
    »Nein; während ihrer Ruhepausen will ich nach Hause kommen, sonst nicht.«
    Am andern Morgen stand Konstantin Ljewin früher als sonst auf; aber allerlei Wirtschaftssachen hielten ihn auf,
    und als er auf seinem Pferde zur Wiese hinauskam, gingen die Mäher schon in der zweiten Reihe.
    Schon von der Anhöhe aus erblickte er unter sich den im Schatten liegenden, bereits gemähten Teil der Wiese mit
    den grauen, durch das Mähen entstandenen Streifen und mit schwarzen Haufen, die von den Röcken der Mäher gebildet
    wurden; die Mäher hatten ihre Röcke an der Stelle niedergelegt, wo sie die erste Reihe begonnen hatten.
    In dem Maße, wie er näher kam, wurden ihm immer deutlicher die Bauern sichtbar, die in langgestreckter Reihe
    einer hinter dem andern einherschritten und in verschiedener Art die Sensen schwangen; manche hatten die Röcke
    anbehalten, andere waren in Hemd und Hose. Er zählte ihrer zweiundvierzig Mann.
    Sie bewegten sich langsam über den unebenen Wiesengrund hin, wo ehemals ein Teich gewesen war. Einige von seinen
    eigenen Bauern erkannte Ljewin. Da war der alte Jermil, der ein sehr langes weißes Hemd (nach Bauernsitte über der
    Hose) trug und sich bei jedem Schwunge der Sense tief bückte; da war der junge Wasili, Ljewins früherer Kutscher,
    der bei jedem Streiche weit ausholte. Da war auch Tit, in der Kunst des Mähens Ljewins Berater, ein kleines,
    mageres Männchen. Er schritt, ohne sich zu bücken, als erster vor den anderen dahin und schnitt, als ob er mit der
    Sense spiele, seine breite Reihe nieder.
    Ljewin stieg vom Pferde, band es neben dem Wege an und begab sich zu Tit, der aus einem Busche eine zweite Sense
    hervorholte und ihm hinreichte.
    »Sie ist in Ordnung, Herr, scharf wie ein Rasiermesser; sie mäht ganz von selbst«, sagte Tit, indem er lächelnd
    die Mütze abnahm und ihm die Sense übergab.
    Ljewin nahm die Sense und holte ein paarmal damit aus. Nach Beendigung ihrer Reihen traten die schweißbedeckten
    Mäher einer nach dem andern fröhlich auf den Weg und begrüßten, ein wenig spöttisch lächelnd, ihren Herrn. Sie
    blickten ihn alle an; aber keiner sagte etwas, bis ein hochgewachsener Alter, mit runzligem, bartlosem Gesichte, in
    einer Jacke von Schaffell, auf den Weg heraustrat und sich an ihn wandte:
    »Vergiß nicht, Herr: wer angefangen hat, muß auch bis zu Ende durchhalten!« sagte er, und Ljewin hörte ein
    unterdrücktes Lachen unter den Mähern.
    »Ich werde mir Mühe geben, nicht zurückzubleiben«, antwortete er, stellte sich hinter Tit auf und wartete auf
    den neuen Beginn der Arbeit.
    »Vergiß nicht, was ich gesagt habe«, sagte der Alte noch einmal.
    Tit machte einen Platz frei, und Ljewin trat hinter ihn. Das Gras neben dem Wege war, wie in der Regel, niedrig,
    und Ljewin, der lange nicht gemäht hatte und den die vielen auf ihn gerichteten Blicke befangen machten, mähte in
    den ersten Augenblicken schlecht, obgleich er kräftig ausholte. Hinter sich hörte er Stimmen:
    »Er setzt die Sense ungeschickt an; der

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