Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anna Marx 9: Feuer bitte

Anna Marx 9: Feuer bitte

Titel: Anna Marx 9: Feuer bitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Grän
Vom Netzwerk:
was Sie jetzt sagen, Bruno. Wenn Sie mich noch einmal anlügen, hätte das fatale Folgen für Sie.«
    Er hat schon verstanden. Bruno legt die rechte Hand auf sein Herz: »Ich schwöre beim Leben meiner Katze. Oder bei Gott – was immer Sie wollen.«
    Der Aktenkoffer rückt noch ein paar Millimeter in Brunos Richtung. Schultz scheint zu überlegen, doch dann lächelt er breiter denn je. »Hol’s der Teufel, ich glaube Ihnen. Nehmen Sie den Koffer, Bruno, und verschwinden Sie von hier. Gehen Sie in Ihr Büro oder in Ihr Häuschen, spielen Sie mit der Katze, und halten Sie die Klappe. Dann wird alles gut.«
    Das Gefühl der Demütigung wiegt in diesem Moment schwerer als der Aktenkoffer. Das Gewicht einer Million zieht Bruno nach unten, doch er steht gerade und mit geröteten Wangen vor seinem Peiniger. Das Gewicht macht ihn stärker, und er sagt: »Adieu, du Dreckstück. Ich werde weit genug wegfahren, um dich nie wieder zu sehen.«
    Die Worte in seinem Rücken hört Bruno nicht mehr. Dass John Schultz sagt: »Das glaube ich gern.« Bruno verlässt das Café und schlägt die Tür hinter sich zu. Sie knarrt nur ein wenig, doch zumindest in diesem Moment fühlt er sich wie ein Held. In einem miesen Stück, zugegeben, doch alles wird gut, daran glaubt er jetzt. Die Sonne scheint, und in seiner Hand trägt er die Hoffnung auf eine strahlende Zukunft.
    Er glaubt es noch, als er die Rue de la Loi überquert, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Bruno macht große Schritte, doch die Geschwindigkeit des Wagens, der auf ihn zufährt, hat er unterschätzt. Viel zu schnell fährt er, und Bruno, während er sein Tempo beschleunigt, denkt noch, dass der Fahrer bremsen wird. Dies hier ist Brüssel am hellen Tag, und Bruno geht über weiße Streifen für Fußgänger. Es gibt Verkehrsregeln, und daran hat sich Bruno immer gehalten.
    Er denkt, dass er den Sprung auf den Gehweg schaffen wird, als er einen Schlag spürt, die Berührung mit etwas, das so viel mächtiger ist als sein Körper. Dann fliegt Bruno ein Stück und landet auf dem harten Boden. Es tut weh. Der Himmel ist weiß. Und er denkt, dass Sterben ein Zufall ist. Ein Irrtum, oder etwa nicht?

20. Kapitel
    Ist ein Hausverbot im »Adlon« der revolutionäre Ritterschlag für die Stadtguerilla? Anna Marx wurde aus dem Hotel verbannt, nachdem sich ein Zimmermädchen über ihre zudringlichen Fragen beschwert hatte. Das Mädchen äußerte die Vermutung, eine Juwelendiebin ertappt zu haben. Der Sicherheitsdienst des Hauses hatte ohnehin schon ein Auge auf die Rothaarige geworfen, die sich in den Fluren des Hotels herumtrieb. Also wurde sie ins Büro des Managements gebeten und einem Verhör unterzogen. Den Anfangsverdacht, eine Diebin zu sein, konnte sie widerlegen. Allerdings stieß sie auch als Privatdetektivin nicht auf die Akzeptanz des Hauses. Sie hatte hierarchische Strukturen missachtet, und sie wurde auch noch ausfallend, nachdem sie über diese Tatsache belehrt wurde. Anna hatte es schon als Kind gehasst, ertappt zu werden. Diejenigen, die im Recht sind, erscheinen dem Sünder als unerträglich. Die Sünderin war sich keiner Schuld bewusst außer der, wissbegierig zu sein. Wer ist David Liebling? Was tat er, woher kam er, wohin ging er?
    Zwei Herren eskortierten Anna durch den Hinterausgang ins Freie. Auf dem Weg diskutierten sie darüber, dass ebendieser Hinterausgang bei Staatsbesuchen nicht überwacht, also ein idealer Zugang für Terroristen aller Art sei. Und wenn ich nun einer wäre?, wollte Anna fragen, unterließ es aber, die Sache auf die Spitze zu treiben. Die beiden sahen nicht so aus, als ob sie einen Sinn für Sarkasmus hätten. Immerhin brachte Anna es fertig, sie in ihrem Dialog um Sicherheitsfragen mit der Frage zu unterbrechen, ob sie Richard Gore gekannt hätten. Unerschrocken im Dienste der Wahrheit, so ist Anna, selbst wenn sie auf verlorenem Posten kämpft. Aber natürlich ignorierten die Rausschmeißer ihren Versuch der leichten Konversation. Sie stellten sie vor die Tür und standen dann mit verschränkten Armen davor. Wie im Film, nur trugen sie keine schwarzen Anzüge oder Sonnenbrillen. Dennoch fand Anna die Szene komisch und begann zu lachen, während sie die Straße entlangging. Niemand beachtete sie, denn Berlin ist voller Irrer, besonders im Regierungsviertel. Eine große Rothaarige, barfuß, mit Schuhen in der Hand und glucksende Geräusche ausstoßend, ist nichts, was den gemeinen Berliner stören würde. Schnorrer sind lästig,

Weitere Kostenlose Bücher