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Anna Marx 9: Feuer bitte

Anna Marx 9: Feuer bitte

Titel: Anna Marx 9: Feuer bitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Grän
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Hotelrechnung aufbewahrt hätte, die zwei Personen auswies, das Ehepaar Kroll, und in jener Nacht hatte sie Dienst, war also nicht in diesem Zimmer, wenn also dies alles nicht geschehen wäre, würde sie jetzt nicht auf den Scherben ihrer Ehe herumtrampeln. Zufälle sind die Mörder aller Lebenspläne. Sie fühlt sich tot und muss weiterfunktionieren. Über einen Fall reden, der wahrscheinlich nichts anderes ist als eine unglückliche Verkettung von Zufällen. »Sind Sie sicher, dass es diesen ominösen Zwillingsbruder überhaupt gibt? Kein einziges Foto, Martin Liebling ist auf allen Bildern immer nur allein drauf. Vielleicht hat er diesen Bruder erfunden? Fragen Sie mich bloß nicht, warum.«
    Warum sollte er? Natürlich hat Anna daran gedacht, nur nie eine plausible Erklärung gefunden. Sie würde der Kroll jetzt gerne erzählen, was sie von David Liebling weiß. Irgendetwas hält sie zurück. Schlechte Erfahrungen mit Bullen oder der idiotische Ehrgeiz, diesen Fall ganz allein zu lösen? Es wäre vermessen, denkt Anna sofort. Sie ist eine lausige Detektivin, und die Brüsseler Dimensionen des Falls übersteigen ihre Möglichkeiten bei weitem. »Die Sekretärin hat doch mit dem Bruder telefoniert. Vielleicht hat sie ihn sogar gesehen.«
    »Nein, hat sie nicht. Martin Liebling hat ihr nur von ihm erzählt. Er hat ihm manchmal Geld geschickt. Ziemlich viel Geld, wie die Winter sagt. Aber was beweist das schon? Und wenn er ihn so gehasst hat, wie Sie sagen, weshalb hätte er seinen Bruder finanziell unterstützen sollen?«
    »Er hat zu viel und zu leicht Geld verdient«, sagt Anna. »Geerbt hat er auch, und Martin war sehr sorglos mit seinen Finanzen. Er hat mir absurd teure Schuhe gekauft und mich mit feinem Essen gefüttert. Ich werde nie wieder so einen Mann finden wie ihn.« Sie beobachtet zwei alte Damen, die am Nebentisch sitzen und in Kuchen schwelgen. Die rosa Filzhüte zeugen von einem Stilwillen, den man bewundern könnte. So werde ich enden, denkt Anna, vielleicht hutlos, aber mit Tortenstücken auf dem Teller: eine komische Alte, die ihre Restzeit in Kaffeehäusern totschlägt.
    »Warum zerbrechen Sie in einem fort Zahnstocher?«
    »Weil ich mit meinen Händen nichts anzufangen weiß. Weil ich aufgehört habe zu rauchen, nachdem Martin gestorben ist.«
    »Ein Gelöbnis?« Wanda Kroll lächelt schief. »Es bringt nichts, Männern Opfer zu bringen. Sie danken es einem nicht. Sehen Sie sich Alicia Winter an: Es würde mich nicht wundern, wenn sie zum Baseballschläger gegriffen hätte. Aus Wut. Liebling hat sie ausgenutzt, betrogen und verlassen. Und als sie ihn zur Rede stellen wollte, hat er mit Hohn und Spott reagiert. Er drehte sich von ihr weg, weil er ihre Vorwürfe nicht mehr hören wollte. Da ist sie in den Flur, hat den Baseballschläger ergriffen und hat … zugeschlagen. Man entwickelt im Zorn erstaunliche Kräfte, nicht wahr?«
    Anna hat die Augen geschlossen und stellt sich die Szene vor. Alicia steht hinter Martin und reißt den Schläger hoch … es muss jemand sein, dem er vertraut hat. Man kehrt Fremden nicht so ohne weiteres den Rücken zu. »Keine Fingerabdrücke?«
    »Keine. Der Schlag wurde von jemandem geführt, der in etwa die gleiche Größe hatte wie Liebling. Sie wären schon fast ein bisschen zu groß für den Schlagwinkel, obwohl … es ginge noch.«
    »Ich habe ein Alibi.«
    »Von Ihrer besten Freundin, Frau Marx, das kommt in der Skala der Glaubwürdigkeit gleich hinter den Ehefrauen.«
    Anna versucht das zu verstehen, aber der Satz kränkt sie doch. Ich könnte jetzt die Putzfrau als Zeugin ins Spiel bringen, denkt Anna, doch die ist illegal beschäftigt, und ohne Not werde ich sie nicht ans Messer liefern. »Verdächtigen Sie mich etwa immer noch?«
    Die Kommissarin sieht in grüne Augen. Ich war immer zu leichtgläubig, denkt sie, und für meinen Beruf bin ich ziemlich ungeeignet. Wenn mir jemand sympathisch ist, neige ich zur Unschuldsvermutung. Die männlichen Kollegen kommen ohne Emotionen aus, sie orientieren sich nur an Fakten. »Lassen Sie es mich so sagen: Es würde mich überraschen, wenn wir im Zuge unserer Ermittlungen Anna Marx überführen würden. Obwohl Sie und das Opfer an diesem letzten Abend im Restaurant wohl ziemlich heftig gestritten haben. Das sagt der Kellner aus, der sie bediente. Übrigens: Ist das Essen im ›Margaux‹ wirklich so gut, wie alle behaupten?«
    »Ja, aber sündhaft teuer. Und dass wir diesen letzten Abend beziehungsweise die letzte

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