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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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gekauft? Er war ein böser Junge, nicht wahr?«
    Ihre Augen sind kalt geworden, sie glitzern im schwach beleuchteten Foyer wie blaue Diamanten im Schnee. Sie beobachtet mich mit schräg gelegtem Kopf und schmalen Augen. Ihr Körper ist ganz still bis auf die Finger, die weiterhin provozierend zur tiefsten Stelle des Dekolletés hinab und wieder nach oben gleiten.
    Als ich losschlage, bin ich so schnell, dass sie keine Zeit hat, zu reagieren. Ich packe diese Hand und biege sie am Handgelenk nach hinten. Sie zuckt zusammen, schnappt nach Luft und versucht, dem Druck auszuweichen. Ich trete mit ihr zurück, halte sie fest und schiebe das Gesicht ganz nah an ihres.
    »Woher hast du dieses Kleid?«
    Und dann, ehe ich sie daran hindern kann, hat sie sich losgerissen und stößt und drängt mich rückwärts, bis ich mit wütender Kraft gegen die Wand gerammt werde. Jetzt ist es ihr Gesicht, das dicht über meinem aufragt, ihre Hände halten meine in einem Griff, den ich nicht brechen kann, und ihre Stimme knurrt mir ins Ohr.
    »Ich habe gesagt, du sollst brav sein, Anna.«
    Ihre Augen sind die eines Tieres. Ihr Körper hat seine Weichheit verloren, als sei alles Feminine an ihr von einem harten, maskulinen Zorn verschlungen worden. Sogar ihr Geruch hat sich verändert.
    Der subtile Duft von Rosen und Pheromonen, das Versprechen von Sex ist verflogen. Stattdessen rieche ich Moschus und Testosteron und noch einen Geruch, den ich nicht erkenne, bis ich das Glimmen in ihren Augen sehe. Es ist der Geruch rasender Wut, scharf, durchdringend, bedrohlich. Echte Gewalt ist nur ein Zucken, einen Kuss entfernt.
    Ich stehe still und warte, bis es vorbeigeht. Warte auf den Augenblick, da sie mich nicht mehr als Bedrohung wahrnimmt und das Tier sich wieder zurückzieht.
    Sie schmiegt das Gesicht an meinen Hals. Sie atmet meinen Duft ein, leckt meine Haut, lässt die Zunge über meiner Halsschlagader ruhen. Sie interpretiert meine Absichten genauso wie ich die ihren.
    Endlich weicht die Wut aus ihrem Körper. Ich kann es spüren, in meinen Gedanken und in der körperlichen Entspannung ihrer Muskeln, aus denen die Härte verschwindet, während das Weiche, Feminine zurückkehrt.
    Sie richtet sich auf, tritt zurück und wendet sich ab, mit gesenktem Kopf, beinahe verlegen, und geht hinüber ins Wohnzimmer. Sie spricht kein Wort und vergewissert sich auch nicht, ob ich ihr folge.
    Ich bleibe noch einen Moment an die Wand gelehnt stehen und warte ab, bis mein Körper zu zittern aufhört und mein Kopf wieder klar wird. Sie ist stark und schnell. Schneller als ich. Stärker?
    Da bin ich nicht sicher. Sie hat mich überrascht und mich gegen diese Wand geschleudert wie eine Stoffpuppe. Ich habe schon gegen jahrhundertealte Vampire gekämpft und sie besiegt.
    Diesmal jedoch nicht. Die erste Runde ging an Sandra. Jetzt ist mir klar, dass ich bei ihr keine Sekunde lang unachtsam werden darf. Nicht, wenn ich überleben will.
    Ich beobachte sie. Sie steht mit dem Rücken zu mir vor dem Kamin, und ihre Haltung wirkt entspannt.
    Eine Hüfte ist leicht vorgeschoben, die Pose eines Models, die den Blick auf die Kurven ihres Körpers lenkt. Und diese Pose ist bewusst gewählt. Sie weiß, dass ich sie beobachte.
    Die Sirene ist wieder da.
    Kapitel 30
    Ich fahre mir mit der Hand übers Gesicht, um mich zu besinnen und einen klaren Kopf zu bekommen, ehe ich zu ihr an den Kamin trete. Sie nimmt mich nicht zur Kenntnis. Sie ist ganz still geworden und starrt ins Feuer, der Blick verträumt und vage, der Kopf zur Seite geneigt, die Gedanken offensichtlich nach innen gewandt. Sie scheint zu lauschen. Was oder wem, kann ich nicht einmal raten.
    »Sandra?«
    Der Klang meiner Stimme holt sie zurück. Die Reaktion ist subtil. Ihre Schultern straffen sich leicht, ihr Blick wird wacher. Sie wendet sich halb zu mir um, als versuchte sie sich zu erinnern, wer ich bin oder was ich hier zu suchen habe.
    Die Unklarheit schwindet rasch.
    »Anna.« Sie weist auf einen der Sessel an einem großen Couchtisch. »Bitte setz dich. Wir haben einiges zu besprechen.«
    Kein Bezug auf das, was gerade zwischen uns geschehen ist. Sie rafft leicht den langen Rock des Kleides, lässt sich in einem Sessel nieder und wartet darauf, dass ich Platz nehme.
    »Ich will wissen, woher du dieses Kleid hast«, sage ich und bleibe stehen.
    Sie blickt zu mir auf, und eine Spur Ungeduld zieht ihre Mundwinkel zu einem finsteren Ausdruck herunter. »Das habe ich dir bereits gesagt. Ich habe es oben

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