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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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von Sandra ablenken könnte.
    Ich biege nach Norden auf die Interstate 5 ab und fahre aus der Stadt hinaus in Richtung La Jolla, wobei ich mich bemühe, die scheußliche Anspannung zu ignorieren, die gemeinsam mit der Vorfreude in mir aufsteigt.
    Denn nun wird mir erst richtig klar, dass ich bald ein Haus betreten werde, das grauenhafte Erinnerungen für mich bereithält. David wäre dort fast gestorben, beinahe ermordet von einem Mann, der ein tückisches Netz aus Begehren und Intrigen um mich gewoben hatte. Eine Zeitlang war ich Averys willige Schülerin, denn ich glaubte, dass er mich liebte und ehrlich versuchte, mir zu helfen, mich in meiner neuen Existenz zurechtzufinden. Er war Arzt und widmete sich der Fürsorge für Sterbliche.
    Ich dachte, er hätte verstanden, wie wichtig es mir war, die Nähe zu meiner menschlichen Familie zu bewahren.
    Aber in Wahrheit tat er alles, um diese Bindung zu zerstören. Er brannte mein Haus nieder, entführte meinen Partner und quälte ihn unter demselben Dach, unter dem er mich jede Nacht liebte. Er spielte ein kompliziertes Spielchen mit mir, bot seine Hilfe an, als ich David suchte, während er mir in Wahrheit einen Knüppel nach dem anderen zwischen die Beine warf. Er hat mich manipuliert und kontrolliert.
    Und ich habe es zugelassen.
    Mehr als zugelassen. Ich war sein begieriger Schützling. Ich habe alles geglaubt, was er mir gesagt hat. Nichts hinterfragt. Geblendet von einer starken sexuellen Anziehung und getrieben von der neuen Blutgier, h abe ich mich körperlich und see lisch an ihm gelabt. Es war stark. Es war eine Sucht.
    Es war unbeschreiblich großartig. Bis ich die Wahrheit erfuhr.
     
    Averys Anwesen liegt am Mount Soledad. Das Haus steht hinter einer hohen Mauer, hoch oben über dem Pazifik. Das Tor steht weit offen, als ich heranfahre, aber ich sehe niemanden im Wachhäuschen. Ich lenke den Jaguar die lange, von Palmen gesäumte Auffahrt hinauf und muss gegen den plötzlichen Impuls ankämpfen, den Wagen zu wenden und davonzurasen.
    Doch so stark dieser Impuls auch ist, der brennen-de Drang, Sandra wiederzusehen, ist stärker. Er treibt mich voran, lässt mich mit den Fingern mein Haar glatt streichen, meine Lippen berühren, durch das seidene Kleid an der Rundung meiner Brust entlangfahren.
    Ich kann mich nicht beherrschen. Meine Hände beginnen zu zittern. So ging es mir auch bei Avery. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle, war wie verhext.
    Ich schlage mit der Faust aufs Lenkrad, so heftig, dass Schmerz meinen Arm hinaufzuckt.
    Ich werde so etwas nicht wieder zulassen.
    Das Haus ragt vor mir auf. Licht fällt aus jedem Fenster, warm und einladend, wie ein Leuchtturm, der ein Willkommen signalisiert. Ich halte vor der Haustür. Es sind keine anderen Autos oder Motorräder zu sehen, aber hinter dem Haus ist eine Garage. Sandra muss ihr Fahrzeug dort geparkt haben.
    Ich steige aus dem Auto und schließe leise die Tür.
    Sie weiß, dass ich hier bin. Genau wie ich weiß, dass sie da drin ist. Ich spüre die Brise in meinem Gesicht. Ein prickelnder Hauch liegt in der Luft.
    Jasmin, Rosen und noch etwas Exotischeres. Frangipani. Ich atme den Duft ein, schließe die Augen und neige das Gesicht nach oben. Zögere es hinaus.
    Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich ihn. Er steigt über dem Dach von Averys Villa empor. Wolken fliehen vor seinem Strahlen wie Ratten vor einer goldenen Sichel.
    Der Vollmond.
    Kapitel 28
    Der Vollmond. Ich habe mich noch nie mit Astrologie beschäftigt. Ich lese keine Horoskope oder schaue im Mondkalender nach, wann ich mir die Haare färben oder neue Freunde suchen sollte.
    Ich wusste nicht, dass heute Nacht Vollmond ist.
    Wusste Sandra es? Wollte sie mich deshalb unbedingt heute sehen?
    In dem Buch steht, dass der Vollmond zwar den Werwolf daran erinnert, sich einmal im Monat in das Tier zu verwandeln, ihn aber nicht dazu zwingt. Wenn ich hineingehe, erwartet mich dann eine völlig andere Sandra als die aus Beso de la Muerte? Kümmert mich das? Eigentlich nicht.
    Ich sorge mich eher darum, wie ich damit klar-kommen soll, wieder in Averys Haus zu sein.
    Im Gegensatz zum Tor schwingt die Haustür nicht auf, als ich mich nähere. Ich drücke auf die Klingel, und meine Hand zittert, obwohl ich ihr befehle, das nicht zu tun. Ich höre es drinnen klingeln und werde wieder zu dem Tag zurückversetzt, an dem ich zum ersten Mal vor Averys Schwelle stand.
    Grauen mischt sich in meine Vorfreude. Diese seltsame Mischung aus Emotionen dreht

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